Voerde. Kritiker des in Voerde umstrittenen Ansiedlungsplans stehen am 19. Mai mit einem Infostand auf dem Bauernmarkt in Spellen. Politik berät bald.

Die Initiative „Emmelsum-Biotop-Retten!“ reagiert auf Aussagen zu der umstrittenen Ansiedlung eines Logistikparks im Hafen Emmelsum, die während der Mitgliederversammlung der Voerder SPD gefallen sind. Dort wurde vonseiten der Parteibasis unter anderem mit Blick auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Generierung von Gewerbesteuereinnahmen erklärt, dass man sich nicht mehr erlauben könne, sich um „jeden Käfer zu kümmern“. Bei den Kritikern des Vorhabens löst dies Kopfschütteln aus: „Es geht hier um weitaus mehr als um jeden Käfer. Seit Jahrzehnten warnen Wissenschaftler vor der Klimakatastrophe, die derzeit immer realistischer und bedrohlicher wird. Derartiges Denken hat uns dahin geführt“, entgegnet Frank Parting von „Emmelsum-Biotop-Retten!“.

Zweifel an Arbeitsplatzzahlen

Inwieweit die Stadt Voerde von dem Vorhaben am Ende profitieren wird, darüber gibt es bisher keine gesicherten Zahlen. In der zunächst vom Investor vorgelegten Konzeption war davon die Rede, dass mit dem Betrieb des Logistikparks die Schaffung von 500 bis 600 Arbeitsplätzen verbunden sei. Der Investor passte seine Planungen später an, reduzierte die Fläche, auf der die Hallensegmente entstehen sollen, von 75.000 auf etwa 50.000 Quadratmeter. Auch diese abgespeckte Version lehnen die Kritiker ab. Zudem melden sie Zweifel an der kommunizierten Zahl der entstehenden Arbeitsplätze an: Mit Hinweis auf die Erstvorstellung des Logistikareals von 2015 erklärt Frank Parting, es wären maximal 200 bis 300 – und „das bei ursprünglicher Größe des Projekts und seitdem fortgeschrittenen Automatisierungsmöglichkeiten“. Zudem warnt das Mitglied der Initiative „Emmelsum-Biotop-Retten!“ vor einer „einseitigen Abhängigkeit von instabilen Logistikketten“. Diese sei „kein Garant für langfristige Arbeitsplätze und Wertschöpfung“.

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Parting fragt: „War da nicht auch was mit Klimanotstand?“ Der wurde in Voerde 2019 nach einem Ratsbeschluss ausgerufen. Das zunehmende Verkehrsaufkommen werde die Schadstoffbelastung deutlich erhöhen, die Lärmbelastung steige, die Lebensqualität sinke, mahnt Parting und fordert: „Die Zerstörung unserer niederrheinischen Kulturlandschaft und Heimat muss ein Ende haben.“ Es freue die Initiative zu lesen, „dass es diesbezüglich Bewegung bei den SPD-Mitgliedern gibt“.

Über das Logistikpark-Vorhaben des Düsseldorfer Investors Greenfield im Hafen Emmelsum wird die Voerder Politik in Kürze weiter beraten. Der Plan ist am Mittwoch, 24. Mai, Thema im Stadtentwicklungsausschuss (das Gremium tagt ab 17 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses).

Rechtsberatung eingeholt

Wenige Tage vorher wollen die Initiative „Emmelsum-Biotop-Retten!“ und die Bürgerinteressengemeinschaft (BIG) Spellen „über den Status und die nächsten Aktivitäten zur Rettung des Biotops und gegen den geplanten Bau eines Logistikzentrums der Firma Greenfield in Emmelsum“ informieren. Beide stehen am Freitag, 19. Mai, in der Zeit von 14 bis 18 Uhr mit einem Stand auf dem Bauernmarkt in Spellen.

Rückblick: Vertreter der Initiative „Emmelsum-Biotop-Retten!“, der Kreisgruppe Wesel des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) sowie der BIG Spellen waren, wie berichtet, vor etwa zwei Monaten nach Hamburg zu einem Beratungstermin bei einer Fachanwältin für Planungs- und Umweltrecht gereist. Die Juristin „mit viel Erfahrung in Klima- und Umweltschutzprozessen“ sehe Möglichkeiten, auf dem Klageweg das Greenfield-Projekt zu stoppen, sagt Günter Ladda, Vorsitzender der BIG Spellen. Zur Finanzierung der Anwaltskosten hat die Initiative „Emmelsum- Biotop-Retten!“ unlängst eine Spendensammlung gestartet.