Hünxe. Die Diakonie finanziert in einem Projekt die Mittagessen an der OGS Am Dicken Stein. Das erhofft man sich von dem zeitlich begrenzten Projekt.

Jedes fünfte Kind in Deutschland ist von Armut betroffen. „Das darf in einem reichen Land wie Deutschland nicht sein“, sagt Alexandra Schwedtmann, Geschäftsführerin der Diakonie im evangelischen Kirchenkreis Dinslaken. „Meckern kann jeder – wir wollten auch etwas machen“, kommentiert sie den Umstand.

Und die Diakonie macht etwas. In der Grundschule Am Dicken Stein in Hünxe-Bruckhausen gibt es von der Diakonie finanziert für dreieinhalb Monate für jedes Kind, das hier die Offene Ganztagsschule besucht, ein kostenloses Mittagessen. „Eigentlich sehen wir das Land in der Verantwortung, den Kindern ein Mittagessen zu stellen“, sagt Alexandra Schwedtmann. Und zwar, ohne dass extra Anträge ausgefüllt werden müssen.

Mittagessen in der Offenen Ganztagsschule nicht für alle finanzierbar

„Bildung ist wichtig. Wir sind gerade dabei, die Kinder erstmal bildungsfähig zu machen“, ergänzt Nicole Elsen-Mehring, ebenfalls Geschäftsführerin der Diakonie im evangelischen Kirchenkreis Dinslaken. Denn wenn Kinder teilweise bis 16 Uhr den Tag in der Schule verbringen, dann brauchen sie um die Mittagszeit auch etwas Gesundes zu essen.

Die Diakonie, vertreten durch Alexandra Schwedtmann (3.v.r.) und Nicole Elsen-Mehring (1.v.r.) und die Gemeinde Hünxe mit Bürgermeister Dirk Buschmann (2.v.r.) freuen sich über das kostenlose Mittagessen für die OGS-Schüler.
Die Diakonie, vertreten durch Alexandra Schwedtmann (3.v.r.) und Nicole Elsen-Mehring (1.v.r.) und die Gemeinde Hünxe mit Bürgermeister Dirk Buschmann (2.v.r.) freuen sich über das kostenlose Mittagessen für die OGS-Schüler. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Für viele Eltern ist das aber einfach nicht finanzierbar. 3,50 Euro kostet derzeit ein Mittagessen pro Kind. Demnächst könnten es wegen der steigenden Kosten vier Euro sein. „Gerade für Eltern, die knapp über der Bemessungsgrenze sind, wird das zu einem Problem“, weiß Alexandra Schwedtmann. Dann werde schon mal das Kind vom Mittagessen abgemeldet.

Wesentlich mehr Kinder essen jetzt in der Schule zu Mittag

Zum Start des Projektes zögerten einige Eltern auch, ihr Kind zum kostenlosen Mittagessen anzumelden. Die einen aus Scham, man könnte sie für von Armut betroffen halten, die anderen, weil sie nicht einem bedürftigeren Kind das Essen wegnehmen wollten. Überzeugungsarbeit war nötig. Mit Erfolg. Während vor Start des Projekts im Schnitt 40 Kinder ihr Mittagessen in der OGS bekamen, sind es jetzt im Durchschnitt 60.

Ein Zuwachs von 50 Prozent, über den sich auch Hünxes Bürgermeister Dirk Buschmann freut. „Das heißt aber auch, dass man davon ausgehen muss, dass für die Eltern der 20 Kinder, die jetzt zusätzlich hier Mittagessen, das Angebot vorher zu teuer war“, sagt er. Und stellt sich die Frage, wie man das Angebot in Zukunft weiter finanzieren könnte.

Ergebnisse des Projekts sollen an die Landespolitik gehen

Denn das Projekt der Diakonie, das Anfang März gestartet ist und in das rund 30.000 Euro an Spendengeldern fließen werden, die von der Diakonie über mehrere Aktionen eingesammelt wurden, wird nur dreieinhalb Monate dauern. Danach wird das Mittagessen an der Grundschule Am Dicken Stein wieder etwas kosten.

Allerdings zielt das Projekt auch auf einen nachhaltigen Wandel ab: „Wir lassen das Projekt extern begleiten. Mit den Ergebnissen wollen wir dann zum Landtag gehen“, sagt Nicole Elsen-Mehring. Denn am Ende wollen sie erreichen, dass die Finanzierung des Mittagessens durch die öffentliche Hand getragen wird – und das heißt, durch das Land oder den Bund. „Wir wollen damit nicht die Kommunen unter Druck setzen“, stellt Nicole Elsen-Mehring klar.

>>>Das Projekt an der OGS

Die Diakonie hat das Projekt zeitlich beschränkt, da es durch Spendengelder finanziert wurde und es unfair gegenüber anderen OGS-Standorten wäre, es dauerhaft durchzuführen.

Fänden sich Großspender, die auch in Zukunft die Mittagessen finanzieren würden, könnte man darüber nachdenken, das Projekt vor Ort und an anderen Standorten weiterzuführen.

Die Erkenntnisse aus dem Projekt sind aber auf jeden Fall wertvoll – auch, um sich mit dem Anliegen einer dauerhaften Finanzierung des Mittagessens an die Landes- oder Bundespolitik zu wenden.

Mehr zu den Aktionen der Diakonie gibt es im Internet unter www.diakonie-din.de/kinderarmut