Dinslaken. Drei Monate sollen an einer Schule Kinder ein kostenloses Mittagessen bekommen. Aktion gehört zu den Diakonie-Projekten gegen Kinderarmut.
Es ist der Versuch, das unattraktive Thema „Kinderarmut“ in die Welt zu tragen. Es gab schon Plakate, Vorträge und Diskussionsrunden. Nun lädt die Diakonie Ende des Monats zu einem Konzert mit Bands aus Dinslaken ein. So will man darauf aufmerksam machen, dass viele Kinder in Armut aufwachsen. Und die derzeitige Lage mit Krieg in der Ukraine und hohen Preisen, könnte dafür sorgen, dass sich daran so schnell nichts ändern. Vielmehr ist es zu befürchten, dass die Situation von bedürftigen Familien schlimmer wird.
Kein Geld für das Mittagessen
Kinder können nichts dafür, dass sie in Armut aufwachsen müssen, so Alexandra Schwedtmann, Geschäftsführerin der Diakonie. Manche Kinder haben Glück, dass sie in Familien aufwachsen, bei denen auch am Ende des Monats noch Geld in der Kasse ist. Andere leben in Armut, können die Kosten für eine Klassenfahrt nicht aufbringen oder nehmen Einladungen zu Geburtstagsfeiern nicht an, weil sie kein Geschenk kaufen können. Und das fehlende Geld wirkt sich auch auf die Ernährung aus. So wird in der Schule auf das warme Mittagessen verzichtet.
Mittel richtig einsetzen
Bei einem langen Schultag sei das aber notwendig. Und hier setzt die Diakonie mit einem neuen Pilotprojekt an: Die Diakonie will zeigen, wie Verbesserungen mit dem Einsatz von Mitteln an der richtigen Stelle möglich werden. „Die Diakonie startet im Frühjahr 2023 ein Pilotprojekt an einer ausgewählten Grundschule. Alle Kinder dieser OGS bekommen ein kostenloses Mittagessen“, erklärt Nicole Elsen-Mehring, Geschäftsführerin der Diakonie.
Das dreimonatige Projekt soll aus Spenden finanziert werden. Jedes Kind könne sich gut versorgt auf seine Hausaufgaben konzentrieren und Eltern, die über die finanziellen Mitteln verfügen, können das Projekt über anonyme Spenden unterstützen. Es wird evaluiert, um Zusammenhänge aufzuzeigen. Wie wirkt sich das auf die Situation der Kinder aus.
Natürlich könne man Hilfe beantragen, aber gerade Eltern, denen die Probleme über den Kopf wachsen, seien häufig mit den vielen bürokratischen Vorgaben überfordert. Und die Leidtragenden seien die Kinder „Fakt ist zudem, dass gute Bildung Voraussetzungen benötigt. Ein gutes Mittagessen ist eine davon“, fügt Susanne Jantsch, Assessorin des Ev. Kirchenkreises Dinslaken hinzu. Die Ergebnisse des Projektes sollen evaluiert und im Landtag vorgelegt werden.
Diese Bands treten auf
Schnell waren Bands gefunden, die auftreten wollten. Und auch weitere Partner. Am Samstag, 29. Oktober, treten in der Zechenwerkstatt Knife Breath, Japanese Junkfood, Lwood, Denglish Punx und Luxx auf. Einlass ist ab 16 Uhr, die erste Band spielt ab 17 Uhr. „Wir sind für Konzerte offen, als Vater zweier Kinder, die in die Schule gehen, bekommt man einiges mit. Das Thema ist da, es wird aber totgeschwiegen“, so Michel Busch von der Gruppe Japanese Junkfood.
Der Eintritt ist frei, es werden Spenden für das Pilotprojekt gegen Kinderarmut gesammelt. Die Kutscherstube und Zeloh übernehmen das Catering und spenden einen Teil des Gewinns. Die Omas gegen Rechts verkaufen Kaffee und Kuchen. Auch das Kinder- und Jugendparlament ist dabei und die Mitglieder verkaufen Süßigkeiten für den guten Zweck.
Ein Armutszeugnis für Deutschland
Mehr als 2,8 Millionen Kinder in Deutschland leben in Armut, aber sie werden häufig von der übrigen Gesellschaft nicht wahrgenommen, sie werden übersehen. Jedes 6. Kind ist davon betroffen – ohne eigenes Verschulden.
Armut ist aus Sicht der Mitarbeiter der Diakonie ein Armutszeugnis für Deutschland. Deshalb hat die Diakonie im Evangelischen Kirchenkreis Dinslaken das Aktionsjahr „Kein Kind in Armut“ ins Leben gerufen. Mit vielen Aktionen wie Infoveranstaltungen über Armut und Reichtum in Deutschland und mit Plakataktionen oder Podiumsdiskussionen wollen wir auf diesen Missstand aufmerksam machen.