Dinslaken. Dinslakens stellvertretender Bürgermeister spricht bei den Plänen zum Stärkungspakt von „Mittelfeldgeplänkel“. Wie er das Geld einsetzen würde.
Eyüp Yildiz, SPD-Ratsmitglied und stellvertretender Bürgermeister der Stadt Dinslaken, kritisiert die von Caritas, Awo und Kinderschutzbund geplanten Projekte, die mithilfe des Stärkungspaktes umgesetzt werden sollen. „Nach meiner Ansicht brauchen die Bedürftigen augenblicklich kein Mittelfeldgeplänkel der Träger oder eines Solidar-Tisches, der von der Politik initiiert wurde. Sie brauchen dringend das Geld, um zum Beispiel ihre Energiekosten zu begleichen. Ohne die Verwaltung, ohne Projekte, die es bereits mehrfach gibt“, teilt Yildiz in einer Stellungnahme mit.
In der vergangenen Woche hatten die drei Träger vorgestellt, was sie mit den Fördermitteln des Landes realisieren wollen. Unter anderem eine niederschwellige Energie- und Schuldnerberatung sowie die Verlängerung der Lebensmittelausgaben am Düppelpunkt in Dinslaken und an der Brockenstube in Wesel sind geplant (wir berichteten).
Yildiz: Rentenerhöhung löse das Problem der Altersarmut nicht
Für Yildiz sei das allerdings ein falscher Ansatz. In Deutschland gebe es Menschen, die 40 Jahre oder länger in die Rentenkasse einzahlen und trotzdem weniger als 1000 Euro Rente im Monat bekommen. „Das ist ein böser Fakt für 2,4 Millionen Rentnerinnen und Rentner. Besonders niedrig sind die Renten von Frauen. Immer mehr Menschen in Deutschland droht trotz Rente die Altersarmut.“
Hinzu komme jetzt die Inflation und die gestiegenen Energiepreise, die speziell die Rentnerinnen und Rentner noch zusätzlich belasten. „Ob die Rentenerhöhung um 4,39 Prozent brutto am 1. Juli das Problem der Altersarmut in Deutschland lösen wird, bezweifle ich.“
Geld des Stärkungspaktes sollte von Bedürftigen direkt abgerufen werden können
Natürlich seien auch Familien aus Dinslaken nicht zu vergessen. Speziell im Blumenviertel, in der Innenstadt und in Lohberg sei mindestens jedes drittes Kind von Armut bedroht, sagt Yildiz. „Umso erfreulicher ist es zu hören, dass unsere Stadt 383.418 Euro vom Stärkungspakt bekommt. Mit diesem Geld sollen in Dinslaken soziale Folgen der Energiekrise und der Inflation abgefedert werden. Tolle Idee. Das Geld wird über die Verwaltung an die Bedürftigen weitergeleitet. Alles hört sich recht einfach an. Doch so einfach wird es auch nicht in Dinslaken ablaufen, wie so oft, wenn viele mitmischen wollen.“
Der stellvertretende Bürgermeister habe schon oft miterleben müssen, dass Fördermittel, deren Zweck es war, den Menschen zu helfen, letztendlich nicht bei den Bürgern angekommen seien. Das darf dieses Mal nicht passieren“, betont Yildiz.
Stattdessen fordert er, dass bedürftige Menschen die Gelder direkt über die Stadtverwaltung abrufen können. „Während der Ukraine-Krise hat die Verwaltung innerhalb kürzester Zeit vieles koordinieren können. Das sollte auch jetzt kein Problem sein.“ Und: „Bei den 380.000 Euro handelt es sich um ein Tröpfchen auf den heißen Stein“, sagt Eyüp Yildiz.