Dinslaken. Fast 50 Millionen Euro sind in den letzten Jahren nach Lohberg geflossen. Vize-Bürgermeister Yildiz kritisiert: Das Geld wurde falsch investiert.

Fast 50 Millionen Euro sind in den vergangenen Jahren in den Stadtteil Lohberg geflossen. Das ist dem Sachstandsbericht zum Stadtteilentwicklungsprojekt Lohberg zu entnehmen, der am Montag, 14. Februar, im Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung vorgestellt wird. Das ist eigentlich eine gute Nachricht. Aber Eyüp Yildiz, stellvertretender Bürgermeister (SPD), Sozialwissenschaftler und in Lohberg aufgewachsen, übt dennoch harsche Kritik. Denn der Löwenanteil der 49.808.042 Euro, das ist die genaue Summe, sei nicht in die Menschen in Lohberg, sondern in Gebäude investiert worden.

Entwicklung fördere Politikverdrossenheit

„Die Sache mit den Förderungen und Entwicklungsplänen wird zu einem immer wiederkehrendem Alptraum, der wenig oder gar nichts bewirkt und genau das befeuert, was wir nicht wollen: Politikverdrossenheit“, schreibt Eyüp Yildiz in einer Stellungnahme. Hinterfragt werde das Ganze nicht.

Aktuell etwa laufe das Städtebauprogramm „Sozialer Zusammenhalt“. Dessen Ziel sei, „unter anderem durch städtebauliche Maßnahmen Entwicklungspotenziale aufzugreifen und zu nutzen, um den Stadtteil als Wohn-, Arbeits-, Freizeit- und Kulturstandort zu stärken.“ Mit dem neuen Einstieg in die Städtebauförderung werde die soziale Stabilisierung im Stadtteil angestrebt. Das klinge aber nur vordergründig gut, sagt Yildiz: „Die Realität ist eine andere.“ Das bestätige der Sozialbericht der Stadt Dinslaken regelmäßig.

„Was ist sozial daran, wenn ein Stadtteil den Bach runtergeht – und wir schauen zu?“

„In der Tat gibt es eine beachtliche Fülle von Maßnahmen, die in Lohberg realisiert wurden“, so Yildiz. „Vom Hof- und Fassadenprogramm bis hin zur Erstellung von Gestaltungsfibeln zum Denkmalschutz, der übrigens vielen Lohbergern gerade zum Hals heraus hängt.“ Das Problem sei aber „dass ein Stadtteil nicht durch seine Wände atmet, sondern durch seine Menschen.“

Alle Maßnahmen hätten ihre Berechtigung. „Das Problem ist nur, was haben die Maßnahmen mit den Lohbergern zu tun? Was haben sie mit sozialem Zusammenhalt oder gar Integration zu tun? Mit dem Stadtteil, der immer noch bei nahezu allen Sozialindikatoren das traurigste Bild in Dinslaken abgibt, haben dieses Programme wenig zu tun.“ Von einer sozialen Stabilisierung könne trotz der Förderung keine Rede sein. „So viel Geld, in tote Materie investiert“, bedauert Yildiz. Und stellt die Frage: „Was wäre wohl passiert, wenn man das ganze Geld einzig, und allein in die Bildung der Kinder investiert hätte?“ Er fordert: „Gebt den Menschen nicht nur Fassadenprogramme, sondern auch Bildung! Es ist Zeit, etwas zu verändern.“ (aha)