Voerde/Dinslaken. Warum auf die mögliche Reaktivierung der Walsumbahn warten, wenn man bereits im Juni mit historischen Waggons die Strecke bereisen kann.
Bald zockelt sie wieder durch die Lande – die alte betagte Dampflok. Für Eisenbahnromantiker und Menschen mit gepolstertem Sitzfleisch wird auch die dritte Fahrt der Heimatvereine Voerde, Dinslaken und Eppinghoven ein absolutes Muss sein: Wenn es am 4. Juni wieder heißt, einsteigen zur großen Nostalgiefahrt über die Hochbahn in alten Wagen, mal gepolstert, mal Holzklasse aus den Anfängen der Eisenbahnzeit.
111 Jahre alt ist die Hochbahn in diesem Jahr und wenn alles gut geht, soll sie als Walsumbahn wieder reaktiviert werden. Dann verkehren wieder moderne S-Bahnen tagtäglich zwischen Spellen und Oberhausen. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Und sicherlich werden die S-Bahnen moderner und schneller sein, doch einem wirklichen Eisenbahnfan sind nun einmal die alten urigen Loks und Waggons lieber.
Am 15. Oktober 1912 wurde die Bahnstrecke Oberhausen – Wesel nach vierjähriger Bauzeit feierlich eröffnet. Die Strecke war als Nord-Süd-Entlastung der Hauptlinie Wesel – Dinslaken – Oberhausen konzipiert und wegen ihrer Nähe zum Rhein gelegen als Hochbahn ausgeführt, also erhöht auf einem Damm liegend gebaut. Ende März 1948 sprengte die Wehrmacht die Eisenbahnbrücke über den Lippe-Seiten-Kanal, heute Wesel-Datteln-Kanal genannt, vor den vorrückenden Alliierten.
Ab jener Zeit war also die Strecke von Spellen bis Wesel nicht mehr befahrbar, der Personennahverkehr führte nur noch bis Spellen. Aber auch dieses Teilstück wurde 1963 für den Personenverkehr stillgelegt. 1983 endete der Verkehr auch auf dem letzten Stück zwischen Walsum und Oberhausen. Zumindest was die Personenbeförderung anging. Als Güterstrecke ist die Hochbahn noch heute sehr aktuell, dank der vielen Firmen, die sich einst an der Strecke und seit geraumer Zeit am Hafen Emmelsum ansiedelten.
Der Geburtstag der Stadt Dinslaken
Bereits zum 100. Geburtstag der Hochbahn hatten die drei Heimatvereine eine Fahrt in Kooperation mit dem Historischen Schienenverkehr Wesel auf der Strecke unternommen. „Ein absoluter Erfolg, schon nach kurzer Zeit waren damals die Fahrkarten ausverkauft“, erinnert sich Heinz Boss, Vorsitzender des Heimatvereins Voerde. Und auch die zweite Tour, nur fünf Jahre später, wurde ebenfalls bestens angenommen. Nun bietet sich nicht nur der 111. Geburtstag der Strecke für eine dritte Auflage an, sondern auch der Geburtstag der Stadt Dinslaken.
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Zum 750-jährigen Bestehen wollte man wieder ein kleines Highlight setzen. Die Idee dieses Mal kam von Ronny Schneider, dem früheren Vorsitzenden des Heimatvereins Dinslaken. Gedacht, überlegt und mit den beiden anderen Vereinen abgesprochen, geht es also zum dritten Mal auf die Schiene. „Leider konnten wir den Haltepunkt Eppinghoven nicht realisieren“, berichtet Jürgen Otte, Vorsitzender des Heimatvereins Eppinghoven. Dort, wo vielleicht in Zukunft die S-Bahnen wieder halten, sollte Dinslakens Bürgermeisterin Michaela Eislöffel einsteigen, aber das wäre derzeit zu risikoreich gewesen.
Karten gibt es bei der VHS
Also bleibt es bei den Einstiegsorten Wesel, Friedrichsfeld, Voerde, Dinslaken und Oberhausen an der so genannten Betuwe-Linie. An der eigentlichen Hochbahn gibt es keine Zustiegsmöglichkeiten. Zwei Fahrten, eine am Vormittag, eine am Nachmittag, wird es geben mit jeweils 383 Passagieren in acht Waggons. Anfragen aus dem ganzen Ruhrgebiet gingen inzwischen beim Heimatverein Voerde ein. Ein ausreichendes Kontingent an Karten zu 25 Euro (Kinder bis zum vollendeten zehnten Lebensjahr zahlen ohne eigenen Sitzplatz lediglich einen Euro) wird es ab 11. April wieder bei der VHS unter dampflok@vhs-dinslaken.de oder telefonisch unter 02064/41350 geben.
Sehenswürdigkeiten neben der Bahnstrecke
Ein kleines Team aus den Heimatvereinen Eppinghoven, Voerde, Dinslaken, Walsum und dem Heimatverein Land arbeitet derzeit noch an einer Begleitbroschüre, die jedem Teilnehmer während der Fahrt ausgehändigt wird. Auch der Heimatverein Hamborn, durch die die Bahnstrecke ja ebenfalls führte, unterstützt bei der Erstellung des Reisebegleiters. Auf rund 50 Seiten werden alle Sehenswürdigkeiten neben der Bahnstrecke aufgelistet und beschrieben werden, dazu gibt es reichlich Informationen rund um die Hochbahn.
Auch wird es Haltepunkte während der Fahrt geben, an denen zwar niemand aussteigen darf, aber dort werden die Mitfahrenden mit Erklärungen zu Besonderheiten versorgt, wie beispielsweise an der neuen Emschermündung. Die Emschergenossenschaft ist schon Feuer und Flamme ob dieser Fahrt, erzählt Ingo Tenberg, Vorsitzender des Heimatvereins Dinslaken, und steht für Fragen bereit.
In Emmelsum gibt es einen längeren Halt
Achtung – die Abfahrtszeiten in den bereits ausliegenden Flyern zur Tour stimmen nicht mehr.. Auch die Einstiege sind geändert – so hält der Zug in Voerde aufgrund der Bauarbeiten auf dem Gleis Richtung Wesel, nicht Richtung Oberhausen. In Dinslaken wird der Zug zehn Minuten halten, in Oberhausen wird die Lok umgehängt.
Auch in Emmelsum gibt es einen längeren Halt, allerdings darf dort nicht ausgestiegen werden. „Wir hoffen, dass wir wenigstens in Zugnähe umherlaufen können“, sagt Heinz Wuwer vom Heimatverein Voerde. Er wolle sich noch einmal mit der entsprechenden Firma, auf deren Gelände der Zug hält und neu mit Wasser befüllt wird, über etwaige Möglichkeiten unterhalten. Übrigens, weiß er zu berichten, „die Dampflok wird in diesem Jahr auch 100 Jahre alt und ist eines der letzten ihrer Art“. Jetzt muss es nur noch losgehen.
Die Abfahrtszeiten
Vom Bahnhof Wesel startet die Fahrt am 4. Juni vormittags von Gleis 5 um 9.50 Uhr, in Friedrichsfeld (Gleis 2) um 9.57 Uhr, in Voerde (Gleis 2) um 10.04 Uhr, in Dinslaken Gleis 2 um 10.22, in Oberhausen Gleis 12 um 10.59 Uhr. Auch die Rückfahrten ab Emmelsum werden ab 12.49 Uhr entsprechend angepasst sein.
Die Fahrt 2 am Nachmittag startet in Wesel um 15.52 Uhr, in Friedrichsfeld um 15.58 Uhr, in Voerde um 16.05 Uhr, in Dinslaken um 16.25 und in Oberhausen um 16.57 Uhr. Ab Emmelsum geht es um 18.44 Uhr zurück. Fahrkarten gibt es für 25 Euro ab 11. April bei der VHS Dinslaken.