Voerde/Dinslaken. . Heimatvereine Voerde und Eppinghoven ermöglichten eine historische Zugfahrt auf einem Teilstück der ehemaligen Hochbahnstrecke Oberhausen-Wesel.
- Heimatvereine Voerde und Eppinghoven ermöglichten historische Zugfahrt
- Es ging auf ein Teilstück der ehemaligen Hochbahnstrecke Oberhausen-Wesel
- Über 450 Interessierte machten sich bei zwei Fahrten jeweils mit auf den Weg
Zugfahren heute und gestern: Zum Friedrichsfelder Bahnhof geht es an diesem Sonntagmorgen noch in einer Bahn der Jetzt-Zeit, doch dann heißt es für die Autorin dieser Zeilen umsteigen in ein ruckelndes, zuckelndes Vorgänger-Modell von sehr altem und charmantem Schlag. Ziel dieser besonderen Reise mit Seltenheitswert: Gleise, die für den Personenverkehr bereits vor langer Zeit stillgelegt wurden. Da – Minuten vor der Ankunft lässt die kohlegefeuerte Dampflokomotive (erbaut 1924) von sich hören, dann wenig später ist weißer Rauch über der Kanalbrücke zu sehen, der Sonderzug fährt ein und die in Friedrichsfeld Wartenden können zusteigen.
Der Heimatverein Voerde hat in Kooperation mit dem Heimatverein Eppinghoven sein Versprechen eingelöst und nach 2012 noch einmal eine Nostalgiefahrt im wahrsten Wortsinn aufs Gleis gebracht. Die Dampflok 78 468 aus Lengerich zieht die Personenwagen, die der Verein „Historischer Schienenverkehr Wesel“ abermals zu diesem Zweck bereit gestellt hat. Insgesamt elf sind an dem Tag unterwegs in Richtung der ehemaligen Hochbahn Oberhausen - Wesel. Die beiden Fahrten – eine morgens, die andere nachmittags – waren mit dem Start des Vorverkaufs binnen weniger Stunden ausverkauft. So kam es, dass zwei Wagen zusätzlich geordert wurden, wie Mitorganisator Heinrich Wuwer vom Heimatverein Voerde erläutert.
Strecke nur noch dem Güterverkehr vorbehalten
Um die 450 Menschen machen sich je Fahrt mit auf den Weg. Diese startet am Weseler Hafenbahnhof, führt über die Bahnhöfe in Wesel, Friedrichsfeld, Voerde, Dinslaken weiter nach Oberhausen, wo die Lokomotive umgesetzt wird, da die Fahrt in entgegengesetzter Richtung weitergeht – auf der Strecke, die heute nur noch dem Güterverkehr vorbehalten ist. Viele Mitreisende halten den Moment, als die Dampflokomotive einfährt, um am anderen Ende der Wagenkolonne wieder „angedockt“ zu werden, mit ihrer Kamera fest. Manch einer ist ganz fasziniert, als er auf die Anzeigetafel am Bahnsteig schaut: Darauf wird auch „Der Spellener“ angezeigt, Abfahrt 11.09 Uhr.
Dann ist es soweit. „Der Spellener“ setzt sich nach dem Abpfiff wieder in Bewegung, auf den spannendsten Teil der Route, die den Gästen Blicke auf Hamborn, Walsum, Möllen, Spellen und am Ende den Hafen Emmelsum offenbart, die sich ihnen sonst nicht erschließen. „Das ist ein tolles Angebot. Man kann die Gegend aus einer anderen Perspektive erleben“, stellt später Dinslakens Bürgermeister Dr. Michael Heidinger fest, der sich in der „rollenden Tanzscheune“ mit Voerdes stellvertretendem Bürgermeister Bert Mölleken und mit Heinz Boß unterhält. Der Vorsitzende des Heimatvereins Voerde berichtet, dass er noch am Vortag Karten für die Fahrt hätte verkaufen können.
Ein Leben unweit der Bahnstrecke
Für Heinrich Printz und Gudrun Yaniker ist diese Reise umso mehr besonders, weil beide nur 300 bis 400 Meter Luftlinie von der „Spellener Hochbahn“ entfernt zwischen Möllen und Voerde wohnen. Auch Ursula und Paul Kirchner aus Eppinghoven leben unweit der Bahnstrecke. Nun eröffnet sich ihnen die Möglichkeit, „die Perspektive“ zu wechseln.
Die Fahrt führt auch am stillgelegten Steag-Kraftwerk östlich der Frankfurter Straße und am alten Bahnhofsgebäude vorbei. Immer wieder sind unterwegs Menschen zu sehen, die den Zug in Bildern, auch bewegten, festhalten. Ein solch nostalgisches Gefährt, mit dem sich in dieser schnelllebigen Zeit so wunderbar die Langsamkeit genießen lässt und das ein längst vergangenes Kapitel Bahngeschichte erzählt, bekommt man schließlich nicht alle Tage vor die Linse...
>>> Info: Vor fast 105 Jahren wurde die Strecke eröffnet
Die Hochbahn Oberhausen - Wesel wurde am 15. Oktober 1912 eröffnet. Die Eisenbahnbrücke über den Lippe-Seiten-Kanal wurde am 24. März 1945 durch die Deutsche Wehrmacht gesprengt, der Abschnitt Wesel - Spellen nicht wieder in Betrieb genommen, wie es in einer Kurz-information der Heimatvereine Voerde und Eppinghoven zu der Bahnstrecke heißt.
Das Teilstück Spellen - Walsum ist seit dem 26. Mai 1963 für den Personenverkehr stillgelegt, der Abschnitt Walsum - Oberhausen Hauptbahnhof folgte am 29. Mai 1983.