Dinslaken. Yasimin Zorlu hat das Bündnis Dinslaken deswegen bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes gemeldet.
Yasimin Zorlu hat das Dinslakener Bündnis bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes gemeldet. Die Inhaberin des Kultursensiblen Pflegedienstes Kultura aus Dinslaken fühlt sich vom Bündnis – einem Zusammenschluss mehrerer Ratsparteien und Institutionen, der sich anlässlich der Querdenker-Spaziergänge gegründet hat, in mehrfacher Hinsicht diskriminiert. Das schreibt Yasimin Zorlu in einer Mail an Bürgermeisterin Michaela Eislöffel und Sozialdezernentin Dr. Tagrid Yousef, die der NRZ vorliegt.
Darum geht es
Yasimin Zorlu, die auch dem Integrationsrat der Stadt Dinslaken angehört, wollte eine gemeinsame Spendenaktion für die Erdbebenopfer in der Türkei und in Syrien ins Leben rufen und dafür möglichst viele Vereine mobilisieren. Die Veranstaltung sollte unter dem Motto „Gemeinsam bewegen WIR“ stehen.
Ziel war und ist, Spendengelder zu generieren, um damit Hilfsgüter, vor allem Generatoren, zu beschaffen, die „für die Infrastruktur und den Aufbau bzw. Erhalt der Selbstversorgung unabdingbar sind“ und die „Privatpersonen nicht mal eben kaufen können“, so Yasimin Zorlu. Mit der Spendenaktion für die Erdbebenopfer im Februar, die ebenfalls in Kooperation mit der Ditib-Moschee in Lohberg, dem Verein Rot-Weiß Lohberg, der AWG und dem Integrationsrat stattfand und bei der Dinslakens Bürgermeisterin Michaela Eislöffel zu einer Gedenkminute aufrief, habe man bereits die Vivawest Stiftung begeistern können, die eine „höhere Sachspende“ zugesichert habe. Auch der Dinslakener Lionsclub habe Unterstützung signalisiert. „Dies gab uns noch mal einen ordentlichen Motivationsschub,“ so Yasimin Zorlu.
Sie schlug der Stadt das Projekt vor. Weil „die Vereinschemie und Kooperation in Dinslaken nicht immer rund“ seien, bat die Stadtverwaltung das Dinslakener Bündnis, sich mit der Organisatorin in Verbindung zu setzen.
Ideologien würden „nicht übereinstimmen“
Stellvertretend für das Dinslakener Bündnis habe Horst Miltenberger (Stadtverordneter der CDU und zweiter stellvertretender Bürgermeister) sie telefonisch kontaktiert und ihr verdeutlicht, dass er Argumente benötige, um das Bündnis von der geplanten Veranstaltung zu überzeugen. „Er gab mir zu verstehen, dass ein klares Argument wäre, dass die Spendengelder nicht in eine durch Erdogan geleitete Regierungsorganisation fließen,“ so Yasimin Zorlu. Sie habe Horst Miltenberger daraufhin vorgeschlagen, „auch eine deutsche Organisation auszuwählen, da es schließlich um den Zweck gehe“. Eine „seriöse Umsetzung dieser besonderen Aktion“ stehe „an oberster Stelle. Letztendlich möchten wir Hilfsgüter generieren.“ Das Gespräch „irritierte mich äußerst“, so Yasimin Zorlu.
Zwei Wochen später habe Horst Miltenberger erneut angerufen und gefragt, ob Caritasdirektor und Diakon Michael van Meerbeck am Veranstaltungstag „als Geistlicher eine Rede halten“ könne, da er ja auch in Kürze seine Pflegefachschule eröffnen würde. Auf Yasimin Zorlus Nachfrage, „ob die Veranstaltung dafür genutzt werden soll, um Herrn van Meerbeck eine Bühne zu bieten“, sei Horst Miltenberger zurückgerudert. Er habe ihr zu verstehen gegeben, „dass das Bündnis ein Problem damit habe, dass die Ditib daran teilnehmen würde. Eine Erdogan-Unterstützung ist nicht gewünscht und wird nicht unterstützt.“ Später habe Miltenberger ihr erklärt, „dass das Dinslakener Bündnis an der Veranstaltung nicht teilnehmen würde, weil die Ideologien aufgrund der Ditib-Teilnahme nicht übereinstimmen würden“, schreibt Yasimin Zorlu an Bürgermeisterin und Dezernentin.
„Setze mich für Integration ein“
„Ich kann überhaupt nicht in Worte fassen, wie entsetzlich ich diese Telefonate empfunden habe. Ich hatte zu jeder Zeit den Eindruck, dass ich Herrn Miltenberger davon überzeugen musste, dass die Zusammenarbeit dem guten Zweck dient.“ Sie selbst sei Muslimin, beschäftige zu 80 Prozent muslimische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und versorge genau diese Zielgruppe. „Ich habe mich persönlich diskriminiert gefühlt, zusätzlich als Deutsche mit internationaler Familiengeschichte und Muslimin. Ebenso als Integrationsmitglied der Stadt Dinslaken in meiner Funktion als beratendes Mitglied. Gerade in dieser Funktion setze ich mich für gezielte Integration ausdrücklich ein.“
Sie lehnt eine weitere Zusammenarbeit mit dem Dinslakener Bündnis ab und fordere das Dinslakener Bündnis „offiziell auf, auf die Äußerungen des Mitgliedes Herrn Miltenberger Stellung zu beziehen.“ Außerdem habe sie den Vorfall „aus persönlichen Gründen“ an die Antidiskriminierungsstelle weitergeleitet: „Ich wurde hier mehrfach in verschiedenen Ebenen diskriminiert und möchte daher diesen Fall öffentlich melden“ Diese „strukturelle Diskriminierung kann und darf nicht unter den Tisch gekehrt werden“. (aha)
Die NRZ hat das Dinslakener Bündnis um eine Stellungnahme gebeten.