Dinslaken. Überraschende Anmeldezahlen bei Dinslakens weiterführenden Schulen - aber die Schulentwicklungsplanung erfolgt verspätet. So geht es weiter.

Entwickelt sich die Ernst-Barlach-Gesamtschule (EBGS) zur neuen Sekundarschule Dinslakens? Diese Befürchtung hat Schulleiter Hans-Ulrich Wangerin angesichts der vorläufigen Anmeldezahlen an den weiterführenden Schulen. Nach den Zahlen, die die Stadt am Dienstagabend im Schulausschuss veröffentlicht hat, sind die Anmeldungen an der EBGS in diesem Jahr erneut zurückgegangen. Wangerin führt das auf eine verfehlte Schulpolitik der vergangenen Jahre und eine Benachteiligung seiner Schule durch die Stadt zurück. Wie mit der aktuellen Situation umzugehen ist, darüber herrscht unter den Leitern der weiterführenden Schulen in Dinslaken Uneinigkeit.

Das sind die Anmeldezahlen

Die Zahlen: Die meisten Schülerinnen und Schüler wurden bei der neuen Gesamtschule Hiesfeld angemeldet: 154. Danach folgt die Realschule mit 104 Anmeldungen, das Gustav-Heinemann-Gymnasium Hiesfeld (GHG) mit 96 Anmeldungen, die EBGS mit 94 Anmeldungen, das Theodor-Heuss-Gymnasium mit 92 Anmeldungen und das Otto-Hahn-Gymnasium mit 90 Anmeldungen. 15 Kinder wurden noch gar nicht angemeldet.

Die Gesamtschule Hiesfeld muss nach aktuellem Stand zehn Kinder, das Gustav-Heinemann-Gymnasium drei Schüler abweisen. Die Realschule, deren Zügigkeit per Ratsbeschluss eigentlich auf drei Klassen beschränkt ist, hat beantragt, eine vierte Klasse bilden zu dürfen. Diesen Antrag möchte die Schulaufsicht aber nicht genehmigen, solange bei der Ernst-Barlach-Gesamtschule noch nicht einmal vier Eingangsklassen gebildet werden können, berichtete Schuldezernentin Dr. Tagrid Yousef. Dann müssten auch hier Kinder abgewiesen werden.

Darum verzögert sich die Planung der EBGS-Turnhalle erneut

Ursachenforschung – die EBGS war noch vor wenigen Jahren die Schule mit den meisten Anmeldungen – hatten zu Beginn der Sitzung in der Bürgerfragestunde schon mehrere Elternvertreter der EBGS betrieben. Sie beklagten unter anderem Sanierungsstau im EBGS-Gebäude an der Goethestraße und die seit Jahren fehlende Turnhalle. Die Planung für den Hallen-Neubau wollte der Stadtrat eigentlich Mitte Dezember auf den Weg bringen. Allerdings wurde der Punkt von der Verwaltung von der Tagesordnung genommen: Ein Bau sei im Rahmen der Schulentwicklungsplanung zügiger zu verwirklichen. Die Schulentwicklungsplanung, deren Stand eigentlich in der Sitzung am Dienstag vorgestellt werden sollte, hat sich allerdings verzögert – aus personellen Gründen. Nach Angaben von Tagrid Yousef fehle die entsprechende Fachkraft bei der Stadtverwaltung seit drei Monaten. Die Dezernentin versprach einen Hallenbau – „so schnell es geht.“

„Wie viele Klassen brauchen wir?“

Dennoch pressiere es mit der Schulentwicklungsplanung, monierte Thomas Giezek für die FDP. Angesichts steigender Kinder- und Flüchtlingszahlen stelle sich die Frage: „Wie viele Klassen brauchen wir?“

Eine Frage, die die weiterführenden Schulen angesichts der Anmeldezahlen „kontrovers diskutiert“ haben, wie Daniel Tiszay, Leiter des GHG und Sprecher der weiterführenden Schulen, erklärte. Die Realschule würde gerne dem Elternwillen gerecht und um eine Klasse aufstocken. Und auch die Gymnasien betrachten Anmeldezahlen über 90, anders als Thomas Termath, Leiter des Geschäftsbereichs Bildung, Kultur, Freizeit und Sport formulierte, eben nicht als „Punktlandung, weil das rappelvolle Klassen mit 30 Schülern bedeute. Auch sie würden gerne eine Eingangsklasse mehr anbieten. Sonst wären über Jahre „im gegliederten System keine Kapazitäten da für Zuzüge und auch für geflüchtete Kinder“ – das sagte Daniel Tiszay „bei allem Respekt, Verständnis und einer gewissen Solidarität“ mit der Gesamtschule auch im Hinblick auf das geplante Neubaugebiet an der Trabrennbahn.

Genau diese Beschränkung der Zügigkeiten sorge aber dafür, dass alle Schulen ihr Auskommen haben, argumentierte nach der Sitzung EBGS-Schulleiter Hans-Ulrich Wangerin. Eine Schulpolitik, die nicht für einen Interessensausgleich sorge, räche sich – zuletzt zu Lasten der Sekundarschule „und jetzt trifft es uns“. Eine Gesamtschule benötige ein starkes Mittelfeld, einen kleinen unteren Bereich und eine Spitze – wenn das nicht mehr gegeben sei und 80 Prozent schwache Schüler seien „bekomme ich keine Oberstufe – dann werde ich zur Sekundarschule“, so Wangerin.

So geht es weiter

Am 9. März halte die Stadtverwaltung Rücksprache mit dem dem Unternehmen, das mit der Erstellung des Schulentwicklungsplans beauftragt wurde, so die Schuldezernentin. Der Entwurf soll der Politik vor den Sommerferien in einer Sondersitzung des Schulausschusses vorgestellt werden.