Dinslaken. Das marode Gebäude auf dem Waldfriedhof Oberlohberg ist seit November gesperrt. Es sollte ursprünglich schon 2016 abgerissen werden.
Das Dach der Aussegnungshalle auf dem Waldfriedhof leuchtet grün vor Moos, vom Schriftzug „Aussegnungshalle“ sind drei Buchstaben abgefallen, an der Tür der Aufbewahrungskammer informiert ein Zettel, dass der Zellentrakt „wegen erheblicher baulicher Mängel geschlossen“ ist, und zwar „voraussichtlich bis 2026“. Was so viel heißt wie: für immer. Denn die Stadt Dinslaken möchte die Aussegnungshalle abreißen und samt Leichenzellen neu bauen.
Die Pläne sind schon mehr als zehn Jahre alt. 2012 wurden bereits Gutachten zum Zustand der 1972 erstellten Gebäude auf dem Waldfriedhof in Oberlohberg erstellt, 2014 lagen der Stadt Pläne für den Bau einer Aussegnungshalle vor. Damals sah man aber keinen akuten Handlungsbedarf.
„Die Kosten für die Behebung der Gebäudeschäden übersteigen den Wert der Gebäude“
Zwei Jahre später präsentierte die Verwaltung der Politik Bilder der Betriebsgebäude und Aussegnungshalle auf dem Waldfriedhof, die nicht nur einen insgesamt unwürdigen Zustand vor allem der Betriebsgebäude sondern auch allerhand Bergschäden an allen Gebäuden dokumentierten: „Bodenbewegungen und Bodenverformungen sind für gravierend sichtbare Gebäudeschäden in Form von Mauer-, Boden- und Deckenrissen, auch im tragenden Bereich der einzelnen Gebäudeteile, verantwortlich“, so die Stadt Dinslaken. Aufgrund unterschiedlich starker Bodensenkungen seien „Gebäudeschiefstellungen deutlich erkennbar“. Es handelt sich um einen wirtschaftlichen Totalschaden: Nach dem Gutachten aus dem Jahr 2012 „kann folgend aufgeführtes Fazit über das gesamte Schadensausmaß dokumentiert werden: Die Kosten für die Behebung der Gebäudeschäden übersteigen den Wert der Gebäude.“
Abriss und Neubau in einem Aufwasch waren zu teuer
Vor sieben Jahren wollte man sämtliche Gebäude – also Betriebsgebäude und Sozialräume plus Aussegnungshalle -- in einem Aufwasch abreißen und neu bauen. Die geschätzten Kosten von rund 5 Millionen Euro schreckten aber ab: Diese hätten für einen Anstieg der Friedhofsgebühren um satte 24 Prozent gesorgt – und auf dem Parkfriedhof an der B8 wartete ja auch noch Arbeit.
Damals entschied man sich, das Projekt in zwei Bauabschnitte zu unterteilen. Zuerst wurden Sozialräume und Fahrzeughalle auf dem Waldfriedhof gebaut (Kosten 1,3 Millionen Euro). Dann ging es an den Parkfriedhof, wo die Trauerhalle renovierungsbedürftig und die Betriebs- und Verwaltungsräume sich in einem „nicht mehr zumutbaren Zustand“ befanden, so die Stadt. Die Arbeiten wurden zur Jahreswende 2022/23 abgeschlossen (Kosten: 3 Millionen Euro).
Gebäude ist seit November gesperrt
Gleichzeitig hat sich der Zustand des Dachs der Aussegnungshalle sowie der ehemaligen Sozialräume auf dem Waldfriedhof so verschlechtert, dass „mit Blick auf den Winter 2022/2023 eine Schließung dieses Teils des Gebäudes unvermeidbar war“, so die Stadt. „Insbesondere bei Schneefall kann die Nutzung nicht mehr verantwortet werden, da die Standsicherheit der Konstruktion unter bestehender Schneelast nicht gewährleistet ist.“ Der Gebäudetrakt wurde im November vergangenen Jahres gesperrt.
Die Flächenbedarfe für das neue Gebäude hat die Stadt schon 2017 mit den Bestattungsunternehmen abgesprochen, sie sollen nochmals überprüft werden. Nun soll die stadteigene Sanierungsgesellschaft ProZent mit einer Kostenberechnung für den Neubau und die Abbrucharbeiten beauftragt werden. Die Kosten für die Arbeit der ProZent liegen bei 210.000 Euro.
Die Kosten für den Bau der Aussegnungshalle plus Außenanlagen und Parkplatz wurden 2016 auf rund 3,4 Millionen Euro (plus Inneneinrichtung) geschätzt, der Abbruch auf etwa 350.000 Euro. Allerdings sind die Baukosten seitdem erheblich gestiegen. Auch die Friedhofsgebühren sind seit 2016 in Dinslaken gestiegen: um etwa 13 Prozent.
So geht es weiter
Die Nutzung der Räumlichkeiten für Unterstellungen auf dem Waldfriedhof habe sich in den letzten Jahren vermindert, so die Stadt: Es seien nur noch durchschnittlich zwei monatlich gewesen. Meist würden die Räumlichkeiten bei den Bestattungsunternehmen vorgezogen.
Für Unterstellungen kann für die Zeit der Sperrung der Aussegnungshalle auf dem Waldfriedhof der Zellentrakt auf dem Parkfriedhof genutzt werden. Die Bestattungen auf dem Waldfriedhof können auch nach der Sperrung des Zellentraktes weiterhin durchgeführt werden, da die Kapelle sowie die Räume für die Träger und Geistlichenweiter nutzbar sind.
Der Betriebsausschuss diskutiert am heutigen Mittwoch, 8. Februar, 17 Uhr, Kathrin-Türks-Halle, Obergeschoss) erstmals das Thema.