Voerde. Bürgermeister Dirk Haarmann zur aktuellen Flüchtlingssituation in der Stadt. Verlässliche Zahlen gibt es aber weder vom Land noch vom Bund.

Seit dem Angriff Russlands gehört auch die Ukraine zu den vielen Kriegsgebieten in der Welt. Menschen von dort suchen unter anderem in Deutschland Zuflucht. Nach Voerde sind „inklusive der Personen aus Drittstaaten“ 380 Personen aus der Ukraine gekommen. „Davon sind 81 wieder abgereist“, berichtet Bürgermeister Dirk Haarmann.

Aktuell (Stand Ende Dezember) leben im Stadtgebiet 186 Menschen mit ukrainischer Staatsbürgerschaft – 130 davon versorgt die Kommune mit Wohnraum. 28 Ukrainer leben derzeit in der umfunktionierten Turnhalle der früheren Parkschule in Friedrichsfeld. Die Betreuung der Unterkunft am Blumenanger liegt in Händen der Caritas, die in unmittelbarer Nachbarschaft ihren Sitz hat.

Angemessene Unterbringung kann nicht mehr gewährleistet werden

„Wie die meisten anderen Kommunen können wir bei nur noch begrenzten Aufnahmekapazitäten eine fortwährende angemessene Unterbringung nicht mehr gewährleisten“, beschreibt Bürgermeister Dirk Haarmann die momentane Lage. Der Stadt sei es nicht möglich, verlässlich vorherzusagen, wie lange die vorhandenen Kapazitäten ausreichen. Dies hänge von der Entwicklung der Flüchtlingszahlen insgesamt ab. Doch „weder der Bund noch das Land können uns hierzu belastbare Aussagen geben. Es heißt nur: ‘Es wird eher mehr als weniger’“, erklärt Haarmann.

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Die Turnhalle am Blumenanger wird wahrscheinlich nicht die einzige städtische Immobilie bleiben, die, um die Unterbringung von Flüchtlingen gewährleisten zu können, eine Umnutzung erfahren wird: „Wir bereiten aktuell die alte Polizeiwache an der Frankfurter Straße mit circa 20 Plätzen vor. In der bereits festgelegten weiteren Reihenfolge werden wir bedarfsgerecht das Bürgerhaus Möllen (15 Plätze) und dann weitere Turnhallen belegen müssen“, kündigt Haarmann an.

Auf Unterstützung von Privatleuten angewiesen

Die Stadt sei in engem Austausch mit den Wohnungsgesellschaften und versuche „vorrangig, weitere Mietwohnungen“ zu bekommen. Der Voerder Verwaltungschef hofft nach wie vor auf Unterstützung auch von Privatleuten: „Wir sind weiterhin dankbar, wenn wir aus der Bevölkerung Unterbringungsangebote in abgetrennten Wohnungen erhalten.“

Eine weitere Herausforderung

Neben der Versorgung der Menschen mit Wohnraum stehen die Kommunen vor der Herausforderung, die Flüchtlingskinder in Kindergarten oder Schule unterzubringen. „In Abstimmung mit den Kita-Trägern konnten wir bisher eine Betreuung in den Kernzeiten von 25 Stunden für die dringlichen Bedarfe sicherstellen.

Wegen der fehlenden Prognosen für die kommenden Monate werden wir gezwungen sein, gegebenenfalls kurzfristig über gesonderte Gruppenstrukturen für eine Übergangszeit ein zusätzliches Angebot zu schaffen“, berichtet Haarmann. Die Beschulung habe die Stadt „bisher ausnahmslos gewährleisten“ können. Allerdings: „Im Grundschulbereich sind wir bekanntlich an den Kapazitätsgrenzen“, erinnert der Bürgermeister.

Die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen war infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine für die Kommunen seit dem 24. Februar 2022 eine der drängendsten Aufgaben – und ist es nach wie vor.