Dinslaken/Hünxe/Voerde. Die Temperaturen sinken, die Heizkosten steigen: So bereiten sich die Kirchen in Dinslaken, Voerde und Hünxe angesichts der Energiekrise vor

Die kühleren Jahreszeiten stehen bevor und mit ihnen sinken die Außentemperaturen. Unweigerlich muss dadurch wieder mehr geheizt werden – doch die Energiekosten steigen. Die Evangelische Gemeinde Bislich-Diersfordt-Flüren plant ab Oktober ihre Kirchen zu schließen, um Gas zu sparen. Gottesdienste sollen dann, in den kalten Jahreszeiten, ausschließlich in Gemeindehäusern stattfinden. Winfried Junge, Pfarrer der Gemeinde, sagt, er überlege, ob man die Kirchen lediglich für die Weihnachtsgottesdienste wieder beheizen könne. Doch wie laufen die Vorbereitungen in Kirchengemeinden hier vor Ort und welche Maßnahmen wurden schon ergriffen? Die NRZ hat nachgefragt.

Tanja Henkel vom Haus der Kirche, Evangelischer Kirchenkreis in Dinslaken, teilt mit, dass die Gemeinde eng mit einem Klimaschutzbeauftragten zusammenarbeitet und nicht erst jüngst Schritte in Richtung Klimaneutralität geht. Bei ihnen wurden Heizung und Warmwasseranlagen längst ausgetauscht, Wärmeregler optimiert und so Einsparungen erzielt: „Diese Maßnahmen wurden bei uns aber schon weit vor dem Beschluss in die Wege geleitet“, weitere Einsparungen seien aktuell nicht geplant, so Henkel.

Warten auf Empfehlungen

Christiane Böckenberg, Verwaltungsreferentin der katholischen Kirchengemeinde St. Vincentius in Dinslaken, erklärt: „Wir warten auf Empfehlungen der Bistümer“ und sie vermutet, dass sich allerdings nicht viel zur aktuellen Handhabe verändern werde. Kirchen sollen geöffnet bleiben und bei möglichst niedrigen Temperaturen durchgeheizt werden, damit die Kunstwerke und die Orgel keinen Schaden nehmen, so die Verwaltungsreferentin. Aktuell seien die Heizkörper auf 15 Grad eingestellt.

Die Schließung einiger Pfarrheime ziehe man in Betracht, Veranstaltungen müssten dann auf andere Häuser umgelegt werden. Eine „Winterkirche“, die Verlegung von Gottesdiensten in Pfarrhäuser, wäre denkbar, überlegt Böckenberg, „vielleicht für kleinere Gruppen, wenn es angefragt werden würde. Jedoch nicht für den Regelbetrieb“.

Temperaturen senken

Auch die Evangelische Gemeinde in Hünxe-Drevenack hat auf ihrer letzten Presbyteriumssitzung Vorkehrungen beschlossen. „Wir gliedern hier in drei Verbrauchsstellen: Kita, Kirche und Gemeindehaus“, so der Finanzkirchmeister Wolfgang Schulte. Man habe geplant, die Temperaturen im Gemeindehaus von 22 auf 19 Grad zu senken, für die Kita sei nun geplant, ein Ingenieurbüro damit zu beauftragen, die Fußbodenheizung zu optimieren. Räumlichkeiten, die in der Kindertagesstätte nicht dauerhaft genutzt werden, sollen dadurch geregelter und erst kurz vor ihrer Nutzung aufgeheizt werden können.

Was die Kirche betrifft, sei das Einsparpotenzial jedoch niedrig, weil auch hier wie in Dinslaken die Energieoptimierung längst laufe, berichtet Schulte: „Die Temperatur in der Kirche wird maximal noch um zwei Grad gesenkt, wir haben dort schon nur 14 Grad.“ Die Gottesdienste würden auch durch den Winter hindurch weiterhin in der Kirche stattfinden.

Die NRZ hat auch in Voerde nachgefragt. Dort bemerkt Pfarrer Harald Eickmeier von der Evangelischen Kirchengemeinde in Götterswickerhamm humorvoll: „Wir schließen keine Kirchen, nur weil es zu kalt ist.“ Er erklärt, dass die Kirchen nur nicht mehr jeden Sonntag beheizt werden sollen, so würden sie versuchen, ihren Beitrag zum Energiesparen beizutragen. „In den 90er Jahren gab es in unserer Kirchengemeinde für einige Jahre die sogenannte ‚Winterkirche‘“, sagt Eickmeier, in dieser Zeit seien die Gottesdienste zwischen Weihnachten und Ostern in der kleinen Voerder Kirche und den Gemeindehäusern gefeiert worden. Die Gemeinde habe so versucht, Heizkosten zu sparen.

Zu Beginn der 2000er Jahre seien alle Heizungen durch energieeffiziente Modelle getauscht worden. Nun sei man allerdings wieder an demselben Punkt angelangt, führt der Pfarrer weiter aus, „wir überlegen aber noch, ob wegen Corona eher die kleine Kirche oder die etwas größeren Gemeindehäuser für die Winterkirche in Frage kommen.“

Winterkirche unter der Woche

Die katholische Gemeinde St. Peter und Paul in Voerde hatte zum Thema „Energiesparen“ erst kürzlich eine Sitzung. Pfarrer Heinz Josef Möller schildert der Redaktion die Pläne: „Die Grundtemperatur in den Kirchen soll von zwölf auf zehn Grad gesenkt werden. Während Gottesdiensten senken wir nun von bisher 16 auf 14 Grad.“ Eine Winterkirche sei nur für die Messen unter der Woche denkbar, diese könnten beispielsweise in den Kapellen von Altenheimen abgehalten werden, erklärt Möller weiter. Die Sonntagsgottesdienste seien nämlich zu gut besucht, um sie in kleinere Räumlichkeiten zu verlegen.

Wie bei der evangelischen Gemeinde in Hünxe-Drevenack sei ein Energiefachmann beauftragt worden, um sich den Fußbodenheizungen einiger Kindergärten der Gemeinde anzunehmen. „Wir hoffen, diese an Wochenenden vollständig abschalten zu können, um Energie zu sparen“, so der Pfarrer. Auch würden Heizungsverkleidungen in Kindertagesstätten die Energieeffizienz erschweren, „aber da kann man nichts dran ändern, sonst verbrennen sich die Kinder noch die Finger“, begründet Möller.

Appell an die Eigenverantwortung

Im Bereich der Pfarrheime appelliert er künftig an die Eigenverantwortung der Nutzer, denn aufgrund der sich stetig verändernden Nutzungszeiten sei eine einheitliche Heizkörper-Regelung nicht sinnvoll.

Die Evangelische Kirchengemeinde Hünxe, Bezirk Hünxe und Bruckhausen, sowie die katholische Gemeinde St. Albertus Magnus in Hünxe äußerten sich nicht.

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