Voerde. Die Bürgerinitiative „Emmelsum bleibt“ bittet um prominente Unterstützung, um den Logistikstandort auf der Fläche des Biotops zu verhindern.
Wenn es gut läuft für die Bürgerinitiative „Emmelsum bleibt“ gegen den geplanten Logistikpark, wird ein engagierter Mitarbeiter des UNO-Umweltprogramms in Nairobi diese Tage den Ort „Voerde“ googeln. Und herausfinden, dass dort, in Voerde-Emmelsum, ein Biotop, für das die Vereinten Nationen gemeinsam mit dem König von Schweden vor 31 Jahren den Voerder Metallproduzenten Hoogovens ausgezeichnet haben, einem Logistikpark weichen soll. Denn die Bürgerinitiative hat die Vereinten Nationen und König Gustav angeschrieben – und hofft auf eine „unterstützende Antwort“.
Das steht in dem Schreiben
„Wenn sich nichts ändert, entsteht auf dem Grundstück von Hoogovens Nachfolgeunternehmen Trimet Aluminium in Kürze ein Logistik-Hub von 18 Hektar. Dies wird leider zur fast vollständigen Zerstörung der Natur und der biologischen Vielfalt führen, die Sie 1991 geehrt haben“, so das Schreiben.
„Angesichts der Klimakrise und ihrer katastrophalen Folgen ist der Erhalt der Kohlenstoffsenken, die natürliche Lebensräume bieten, von entscheidender Bedeutung“, so die Initiative weiter. Sie glaube, „dass soziale Autoritäten und Institutionen, die die Gesundheit unseres Planeten sicherstellen wollen, sich uns bei diesen Bemühungen anschließen sollten, den vielfältigen Vorteilen der Natur Vorrang vor kurzfristigen Profiten und Wirtschaftswachstum einzuräumen.“
Vor Ort jedenfalls hat die Initiative bereits Unterstützung auf breiter Front: Neben der BIG Spellen sind der Bund Kreis Wesel, die Grünen Voerde, die Initiative Lippemündungsraum, die Ortbauernschaft und der Hegering Voerde sowie Extiction Rebellion aus Dinslaken an Bord.
Letztere haben gerade erst ein ähnliches Projekt wie das in Emmelsum geplante in Dinslaken verhindert: den Logistikpark Barmingholten. Mit einem ähnlichen Argument, das nun auch in Voerde vorgebracht wird: dass die erhoffte Anzahl an Arbeitsplätzen, die ein solcher Logistikpark bringe, unrealistisch sei. 1000 sollten es in Dinslaken sein, 500 in Voerde. Im Dinslakener Rat haben die Gegner des Logistikparks diese Zahl ebenso wie die Hoffnung auf eine große Gewerbesteuerquelle „entzaubert“, wie die SPD damals formulierte. Wenn in Emmelsum der Logistikpark auf der 180.000 Quadratmeter großen Fläche umgesetzt werde, werde die Stadt „nichts davon haben aber die Folgen tragen müssen, prognostiziert Frank Parting, Sprecher der Initiative auch für Voerde: Verkehrsbelastung und Umweltzerstörung. Die Firma Hoogovens habe damals eine große Fläche dem Schutz der Tier- und Pflanzenwelt überlassen – und wurde dafür im Rahmen der „Global 500 Roll of Honour“ ausgezeichnet.
800 Unterschriften gesammelt
Das Gelände sei öffentlich nicht zugänglich, somit habe sich die Natur ungestört entwickeln können. Es sei ein „Wald mit viel jungem Unterholz und hohem Totholzanteil“ entstanden, Wildwiesen, die die Jäger durch gezielte Einsaat und Pflege artenreicher gestaltet haben, sowie eine Streuobstwiese mit mehr als 30, mindestens 50 Jahre alten Bäumen. „Die direkte Nachbarschaft zum Aluminiumwerk bildet einen für Voerde seltenen, sehr großen zusammenhängenden Lebensraum für das Wild“, so die Initiative: „Fast 15 Hektar des Werksgeländes sind ebenfalls bewaldet und verstreut liegen viele Wildwiesen und Lichtungen, sowie einzelne verwilderte Teiche.“
Hier leben Rehwild, Hase, Fasan, Rebhuhn, Fuchs, Dachs, Mader, Kaninchen, Uhus, Steinkäuze, Falken und zahlreiche weitere Vogelarten und Insekten. Auch bei Hochwasser bilde das Gebiet einen wichtigen Rückzugsraum für die Tiere, die in den Rheinauen beheimatet sind. „Ein Paradies für die Tiere“, findet Frank Parting, das nicht zerstört werden dürfe – zumal durch die Hafenerweiterung ohnehin 30 Hektar Fläche verloren gingen.
Die Bürgerinitiative hat eine Online-Petition gestartet und schon mehr als 800 Unterschriften gesammelt. Außerdem liegen in den Geschäften in Spellen Unterschriftenlisten aus. Irgendwann wollen die Umweltschützer die Unterschriftenliste dem Voerder Bürgermeister Dirk Haarmann übergeben. Und, wer weiß, vielleicht ist ja dann auch eine Unterschrift eines UNO-Vertreters oder die von König Gustav von Schweden dabei.
So geht es weiter
Am Sonntag, 28. August, ab 10 Uhr, ist die Bürgerinitiative mit einem Infostand beim Bauernhof-Gottesdienst auf dem Tinthof in Spellen vertreten. Am Donnerstag, 22. September, 18 Uhr, lädt sie zu einer Informationsveranstaltung für Bürgerinnen und Bürger in den Saal Wessel in Spellen ein. Weitere Informationen gibt es auf emmelsum-biotop-retten.de sowie auf der Facebookseite der Initiative.
Hintergrund: Das ist geplant
Die Düsseldorfer Firma Greenfield möchte auf der 180.000 Quadratmeter großen Fläche in Emmelsum einen Logistikpark mit 75.000 Quadratmeter Lager- und Produktionsflächen, 6700 Quadratmeter Büro- und Sozialflächen, 7500 Quadratmeter Mezzanineflächen (Arbeits- und Büroflächen, welche sich auf Zwischenetagen oberhalb der Hallenflächen befinden), sowie rund 420 Parkplätzen errichten. In dem Komplex sollen bis zu sieben Unternehmen als Mieter Platz finden können