Dinslaken/Voerde/Hünxe. Bauern der Vereinigung „Land sichert Versorgung“ aus Dinslaken, Voerde, Hünxe machten auf Nöte der Landwirte in NL und eigene Sorgen aufmerksam.
„Niemand soll es je vergessen, Bauern sorgen für das Essen.“ Mit diesem und anderen Bannern demonstrierten Bauern der Vereinigung „Land sichert Versorgung“ (LsV) aus Dinslaken, Voerde und Hünxe am Montagabend erneut auf den Autobahnbrücken der A3 von Dinslaken bis Hünxe. Sie zeigten sich solidarisch mit den Landwirten aus den Niederlanden – und machten auch auf eigene Existenzsorgen aufmerksam.
Nie sei der Name der Vereinigung „Land sichert Versorgung“ „aktueller als heute“ gewesen, so die Landwirte. Der aktuelle Selbstversorgungsgrad liege in Deutschland bei 88 Prozent. Es drohe die Gefahr, dass dieser Selbstversorgungsgrad auf ein Maß fällt, das „unkalkulierbare negative Auswirkungen für die Bürger mit sich bringen“ werde: Es würden in der Konsequenz „nicht mehr alle Grundnahrungsmittel in ausreichender Menge durchgehend zur Verfügung stehen“ und es werde „eine weitere deutliche Preisexplosion an den Ladenkassen geben.“
In den Niederlanden laufen Bauernverbände gegen Regierungspläne Sturm, die Stickstoff-Emissionen bis 2030 im Durchschnitt um 50 Prozent, in Naturgebieten sogar um 70 Prozent zu reduzieren. Das trifft vor allem die intensive Landwirtschaft, den größten Verursacher. 30 Prozent der niederländischen Viehbetriebe droht nach Angaben der Regierung das Aus.
Auch in Deutschland hätten Landwirte „Angst vor der Zukunft“, fürchten sich vor „kalten Enteignungen“ bis hin zu „indirekten Berufsverboten“, so die LsV-Landwirte, die sich in Dinslaken, Voerde und Hünxe unter dem Titel „Bauern aus der Nachbarschaft“ zusammengeschlossen haben. Immer wieder würden neue Auflagen, Gesetze, Verordnungen und Einschränkungen dazu führen, dass immer weniger Agrarprodukte und Nahrungsmittel und vor Ort produziert würden und die Qualität abnehme, so die Bauern von „Land sichert Versorgung“ auf Facebook: „Oft haben wir das Gefühl, dass nicht wissenschaftliche Erkenntnisse politische Entscheidungen beeinflussen, sondern populistische Meinungsmache.“
Den Bauern sei bewusst, dass die Landwirtschaft „großes Potenzial hat, sich positiv zu entwickeln und wir lernen jeden Tag ein bisschen mehr von der Natur.“ Aber die Politik könne nur „mit uns arbeiten, denn wenn am Ende des Tages der letzte Bauer seine Scheunentore zu gemacht hat, wird es unglaublich schwer den großen Konzernen zu erklären, wie unsere Lebensmittel hergestellt werden sollen.“
Mit ernstem Hintergrund
Die Landwirte in Dinslaken, Voerde und Hünxe haben zuletzt mit dem Weihnachtstrecker-Korso unter dem Motto „Ein Funken Hoffnung“ und mit ihren knuffigen Strohballen-Puppen in Voerde an der B8/Grenzstraße, Hünxe-Bucholtwelmen und Dinslaken-Oberlohberg die Herzen der Menschen im Kreis Wesel im Sturm erobert. Allesamt Aktionen, an denen die Bauern selbst Freude hatten, weil sie den Bürgern, vor allem den Kindern in der Pandemie Freude gebracht haben – die aber auch einen ernsten Hintergrund hatten und haben. „Die Verbindung vom Verbraucher zum Landwirt, zu demjenigen, der die Lebensmittel herstellt, ist verloren gegangen“, erklärte Dirk Tenhonsel aus Hünxe anlässlich des weihnachtlichen Treckerkorsos. Es gehe bei allen Aktionen auch darum, diese Verbindung wieder herzustellen, um Aufmerksamkeit und Verständnis für die Lage und Anliegen der Bauern vor Ort zu werben und einen Dialog mit den Bürgern zu erreichen – damit diese beim Einkauf möglichst zu regionalen Produkten greifen. (aha/mit dpa)
>>Kontakt zu den heimischen Landwirten
Die Landwirte aus Dinslaken, Voerde und Hünxe sind auch auf einer eigenen Facebook-Plattform anzutreffen: Unter dem Titel „Dinslaken, Voerde, Hünxe, Eure Bauern aus der Nachbarschaft“ haben sie eine Plattform gegründet, auf der interessierte Bürger mit den Bauern in Dialog treten und Fragen an die Landwirte aus der Nachbarschaft stellen können. Auf der Seite informieren die Bauern auch über Termine und Strecken der Treckerkorsos.