Voerde. Der Investor möchte auf dem Anwesen, das der Steag gehört, einen Neubau errichten. Teil des Projektes ist auch die Nutzung des Wasserschlosses.
Auf dem Anwesen von Haus Wohnung in Möllen soll ein Hospiz entstehen. Das Vorhaben, das die FullQare-Holding GmbH als Investor auf dem Gelände realisieren möchte, beinhaltet auch die Nutzung des historischen Wasserschlosses selbst. Dort ist geplant, eine medizinische Akademie einzurichten. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude und das Grundstück befinden sich im Besitz der Steag.
Der in Essen ansässige Energiekonzern, der bis zu der Stilllegung vor fünf Jahren das Kohlekraftwerk in Möllen betrieben hatte, verpachtet Haus Wohnung für die angedachte Nutzung, wie Steag-Pressesprecher Daniel Mühlenfeld am Freitag auf Anfrage der NRZ erklärt. Das Areal, auf dem das Hospizgebäude errichtet werden soll, erwirbt der Investor. Die betreffende Fläche sei rund 1,5 Hektar groß, erläutert Henning Rockhoff, Geschäftsführer der FullQare-Holding GmbH, im Gespräch mit der Redaktion.
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Für die vorgesehene Errichtung des Hospizgebäudes muss die Stadt zunächst die Weichen stellen: Ein Bebauungsplan mit der Festsetzung einer Fläche für den Gemeinbedarf mit der Zweckbindung einer sozialen Einrichtung muss aufgestellt und der Flächennutzungsplan entsprechend geändert werden. Anschließend erfolgt die Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung. Die Voerder Politik berät darüber erstmals in der nächsten Woche im Stadtentwicklungsausschuss, die Entscheidung obliegt dem Rat, der am 21. Juni tagt.
Der Investor geht von einem Start der Bauarbeiten für das Hospizgebäude voraussichtlich im Frühjahr 2023 aus. Nach Beschreibung der Stadtverwaltung ist es eingeschossig. Der Standort befinde sich in unmittelbarer Nähe zu dem Denkmalgebäude mit der Wassermühle. Für den Neubau, der „architektonisch rücksichtsvoll“ in das Areal „eingebettet“ werden soll, und die Stellplätze würden weitestgehend „die bereits versiegelten Flächen“ genutzt. „Der markante Grünstreifen mit erheblichem alten Baumbestand bleibt vorhanden“, erläutert die Verwaltung in der Beschlussvorlage für die Politik, schiebt im nächsten Satz aber hinterher: „Die vorhandenen Tannen und Birken in unmittelbarer Nähe werden zum Teil weichen und ersetzt werden müssen.“ Der genaue Umfang sei in der anstehenden Behördenbeteiligung zu klären.
Akademie beginnt ihre Arbeit in Haus Wohnung bereits im Juli
Betreiber wird die neu zu gründende Gesellschaft „Hospiz am Haus Wohnung gGmbH“ sein, wie Henning Rockhoff erklärt. Ziel der Einrichtung sei es, unheilbar Erkrankten mit einer kurzen Lebenserwartung ein letztes Zuhause zu geben. „Unser Hospiz wird ein Ort der Fürsorge und Teilhabe sein. Die Begleitung Todkranker verstehen wir als gesamtgesellschaftliches Anliegen“, sagt Rockhoff. Bereits im Juli wird die Niederrheinische Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung im Wasserschloss Haus Wohnung ihre Arbeit aufnehmen. Sie gehört wie die „Spezialisierte ambulante Palliativversorgung“ (SAPV) Niederrhein und die SAPV Rhein-Ruhr zur FullQare-Holding. Deren Expertinnen und Experten seien seit vielen Jahren in verschiedenen Fachdisziplinen aus den Bereichen Palliativmedizin, -pflege und -management tätig und in „einem hohen Maß regional verwurzelt und engagiert“.
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Die Idee für ein Hospiz in Voerde ist nach Angaben der FullQare-Holding bereits im Jahr 2018 entstanden. Eine derartige Einrichtung fehle bisher in der Region. Der Bedarf dafür aber sei hoch, wie Umfeldanalysen ergeben hätten. Die Projektidee stieß bei der Steag als Eigentümerin von Haus Wohnung sofort auf Begeisterung, wie es vonseiten des Unternehmens heißt. „Wir haben uns daher aus Überzeugung für diese Zusammenarbeit entschieden und werden auch künftig in engem Kontakt mit FullQare stehen, um unseren Beitrag zur Umsetzung dieser wichtigen Aufgaben zu leisten“, betont Dr. Thomas Becker, Geschäftsführer der Steag Kraftwerks-Grundstückgesellschaft, mit Sitz in Dinslaken. „Und wir freuen uns, der Region nach jahrzehntelangem Kraftwerksbetrieb in Voerde mit Haus Wohnung eine würdige Einrichtung für Menschen, deren Lebensende näher rückt, zu hinterlassen.“
Die Verpachtung von Haus Wohnung ist für den Essener Energiekonzern Ausdruck dafür, sich nicht davon trennen zu wollen. „Die Option des Verkaufs stand nicht zur Debatte“, erklärt Steag-Pressesprecher Daniel Mühlenfeld. Den angrenzenden Wohnungswald indes hat das Unternehmen veräußert. Der Verkauf des 200 Hektar großen Geländes an den Landesbetrieb Wald und Holz NRW erfolgte vor etwa eineinhalb Jahren. Begründet hatte die Steag den Schritt damit, dass die Bewirtschaftung eines Waldes mit Naherholungsfunktion nicht zu den Kerngeschäftsfeldern eines Energieunternehmens gehöre.
>>Info: Gremium tagt am 7. Juni
Der Stadtentwicklungsausschuss tagt am Dienstag, 7. Juni, im großen Sitzungssaal des Rathauses. Beginn ist um 17 Uhr. Ein Thema wird auch die Folgenutzung des Ende März 2017 stillgelegten Kraftwerksgeländes in Möllen sein. Vertreter des Energiekonzerns RWE, der Ende 2021 die Steag-Anteile an dem Areal gekauft hat und seither alleiniger Eigentümer des Geländes ist, wird unter dem Tagesordnungspunkt „Wasserstoff(H2)-Initiative“ zur Zukunft des Standortes vortragen.