Dinslaken. Die hohen Preise für Benzin belasten auch die ambulante Pflege in Dinslaken. Die Mehrkosten werden zur Herausforderung für die Dienste.

Die aktuell noch hohen Preise für Benzin und Diesel belasten auch ambulante Pflegedienste in Dinslaken und Umgebung. Für sie sind die Mehrkosten gestiegen, so dass einige ihre Touren umplanen oder eigenes Kapital einsetzen müssen. Die Pflege soll aber überall gewährleistet bleiben.

Kleine, private Pflegedienste sind besonders betroffen

„Wir müssen unsere Touren wirtschaftlicher planen. 16 bis 17 Autos in der Flotte hauen schon rein bei diesen gepfefferten Preisen“, sagt Jacqueline Isselmann, Inhaberin des Pflegedienstes „Pflege Elfen“. Viele Sonderwünsche könne man da nicht erfüllen. „Also wenn ein Patient möchte, dass wir ihn heute mal später anfahren, dann müssen wir uns das überlegen, ob wir da dann extra zurück fahren können.“

Auch die Tankstellen reagieren auf die hohen Preise, berichtet Isselmann: „Wir haben eine Kaution bei unserer Tankstelle. Als die Preise so teuer wurden, haben die Freitagnachmittags einfach unsere Tankkarten gesperrt ohne etwas zu sagen.“ Sie habe schließlich noch extra zur Tankstelle fahren müssen, um Bargeld zu hinterlegen. „Den großen Diensten tut das vielleicht weniger weh, aber uns kleinen, privaten umso mehr.“

Caritas sorgt sich eher um Fachkräftemangel

Alle Energiepreise schlagen sich auf die ambulante Pflege nieder. Das ist auch der Bereich, in dem uns die meisten Kräfte fehlen“, berichtet derweil Michael van Meerbeck, Caritas-Direktor der Dekanate Dinslaken und Wesel. Das sei jedoch kein Grund dafür, einen Pflegebedürftigen abzulehnen, nur weil die Person weiter weg wohnt, versichert van Meerbeck. „Jeder Mensch, der in unserem Einzugsgebiet Hilfe braucht, für den sind wir da. Das ist unsere kirchliche Verpflichtung.“

Um bei den Spritpreisen zu sparen, würde man gerne auf Elektrofahrzeuge umsteigen, so der Caritas-Direktor. „Aber solange die Preise für E-Autos so hoch sind und die Infrastruktur dafür nicht da ist, geht das nicht. Die Schwestern nehmen die Autos ja mit nach Hause.“

Man tue aber weiterhin alles, um die Menschen weiter zu versorgen, sagt van Meerbeck. Das zähle auch für das Essen auf Rädern. „Es wird weiterhin warm und sicher ausgeliefert.“

Awo hat auf Elektrofahrzeuge umgestellt

Für die Arbeiterwohlfahrt (Awo) im Kreisverband Wesel indes sind die Spritpreise kaum ein Problem mehr, wie Vorstand Bernd Riekemann erklärt: „Wir haben bei der ambulanten Pflege unsere Flotte auf Elektrofahrzeuge umgestellt. Damit haben wir vor zwei Jahren angefangen.“ Jetzt verfüge man über neun E-Autos und nur noch einen Benziner für die Bereitschaft. Die Fahrzeuge werden auch vor Ort bei der Awo geladen.

Zu schaffen machen die Spritpreise aber nicht nur den reinen Pflegediensten. Auch Betreuungsdienste, wie die „Alltagshelden“ aus Dinslaken sind auf Autos angewiesen. Die rund 90 Mitarbeiter von Inhaber Steffen Gleim fahren größtenteils mit ihren Privatautos, wie der Chef berichtet. „Dafür bekommen sie von mir 30 Cent pro Kilometer an Spritgeld.“ Mehr dürfe er nicht zahlen. „Wegen der hohen Preise habe ich ihnen jetzt aber trotzdem noch fünf Cent extra gegeben in Form von Tankgutscheinen. Das waren für mich jetzt letzten Monat rund 1000 Euro Mehrkosten“, berichtet Gleim. „Aber die meisten meiner Leute sind alleinerziehende Mütter, die ohnehin schon wenig Geld haben. Die kann ich nicht auf den Spritpreisen sitzen lassen.“

Auch die Stromkosten in Dinslaken steigen

Die hohen Kosten wolle er aber auch nicht den Kunden anlasten. „Wir hoffen jetzt, dass die Spritpreise weiterhin sinken“, so der Geschäftsführer. Doch auch Alternativen zum Benziner machen ihm das Leben nicht leichter: „Alle sagen immer, man solle E-Autos kaufen, aber jetzt wird da auch noch der Strom teurer.“ Im vergangenen Jahr habe er sieben Elektroautos gekauft. „Davon haben wir jetzt insgesamt 22 Stück. Bis letztes Jahr haben wir mit einer Karte für 19,95 Euro im Monat so viel laden können, wie wir wollen. Jetzt zahlen wir die Kilowattpreise und wir kommen bei rund 70 Euro pro Auto im Monat raus.“

Dabei sei sein Betreuungsdienst auf mehr Autos angewiesen als ein Pflegedienst, erklärt Gleim. „In der Pflege wird in Schichten gearbeitet und die tauschen die Autos. Bei uns wird alles früher erledigt – die Oma will ja nicht, dass erst nachmittags jemand ihre Fenster putzt – und wir sind manchmal bis zu zwei Stunden bei den Pflegebedürftigen.“