Dinslaken. OHG ist enttäuscht über Ablehnung des Mehrklassen-Antrags. Die Argumentation der Stadt Dinslaken sei nicht nachvollziehbar, sagt die Schule.

„Ohne Not wird Not verursacht. Wir nehmen keiner Schule die Schülerinnen und Schüler weg, wenn die Stadt auch unserem Antrag und somit einmalig einer Vierzügigkeit am OHG zustimmt. Es entstehen keine finanziellen Kosten, wir haben die Räumlichkeiten, die technische Ausstattung und auch das Personal, um die einmalige Mehrklasse zu ermöglichen. Insofern kann ich die Argumentation der Verwaltung nicht nachvollziehen. Und ich frage mich: Warum wird dieser Schulfrieden so aufs Spiel gesetzt?“, sagt Astrid Weidler.

Die Schulleiterin des Otto-Hahn-Gymnasiums (OHG) in Dinslaken zeigt sich enttäuscht von dem kürzlich geäußerten Vorschlag der Verwaltung: Die hatte vor dem Hintergrund, dass zum nächsten Schuljahr sowohl an OHG als auch an Theodor-Heuss-Gymnasium (THG) und Gustav-Heinemann-Realschule (GHR) zu viele Kinder angemeldet worden sind, bekanntlich empfohlen, den Anträgen von THG und GHR zuzustimmen und hier einmalig die Zügigkeit von drei auf vier Klassen zu erhöhen. Den gleichlautenden Wunsch des OHGs wies sie hingegen zurück – mit der Begründung, dass eine solche Genehmigung auch dazu führen könne, „dass sich beim THG abgewiesene Schülerinnen und Schüler am OHG anmelden. Dann würden weder das GHG (Gustav-Heinemann-Gymnasium) noch die EBGS (Ernst-Barlach-Gesamtschule) gestützt und die Schule hätte letztlich gegebenenfalls auch 30er Klassen“.

„Hier wird der Wille der Schülerinnen und Schüler und deren Eltern mit Füßen getreten“

Doch nicht nur Schulleiterin Weidler ist enttäuscht, die gesamte Schulgemeinschaft am OHG ist es. „Es gibt keine schlüssige Begründung, keine sachlichen Grundlagen. Hier wird der Wille der Schülerinnen und Schüler und deren Eltern mit Füßen getreten“, sagt auch Sebastian Steinzen. Der SV-Lehrer (Schülervertretung, Anm. d. Red.) sieht den Verwaltungsvorstoß als „eine Ungleichbehandlung, die nicht zu rechtfertigen ist. Dies löst Bestürzung und auch Verstimmung in der Schulgemeinschaft aus“, betont er. „Schließlich trifft kein Kind und kein Elternteil die Entscheidung, welche weiterführende Schule es sein soll, leichtfertig“, ergänzt seine Kollegin Nina Hebisch.

„Der Wechsel auf die weiterführende Schule ist wirklich ein sehr großer Schritt“, findet auch OHG-Schülersprecherin Clara Gorjup. Die 17-Jährige aus Voerde erinnert sich an ihren eigenen Wechsel vor ein paar Jahren zurück, als sie, der Bilingualität wegen, schlussendlich das OHG auswählte. „Wenn das damals nicht möglich gewesen und ich zum Beispiel abgewiesen worden wäre, weil ich aus Voerde komme, hätte das sicherlich meine ganze Schullaufbahn verändert“, sagt sie. „Vielleicht ist der Stadtverwaltung nicht bewusst, was es für die einzelnen Kinder und auch deren Eltern bedeutet, dass sie abgelehnt werden müssen und nicht die Schule besuchen können, die sie wollen“, sagt sie. „Da wird Verunsicherung geschürt und da werden teilweise auch Freundschaften auseinandergerissen, wenn der eine die Schule besuchen darf und der andere aber nicht.“

Erster Vater hat sich schon besorgt am OHG gemeldet

Die vorausgegangen Argumente können Joachim Leuker und Marco Undank, Elternvertreter der OHG-Schulpflegschaft, nur bestätigen. Sie seien nunmehr zwar in „der glücklichen Lage“, dass ihre Kinder schon an dem Gymnasium lernen, „aber wir haben uns damals auch ganz bewusst fürs OHG entschieden und können nachvollziehen, dass man da als Eltern jetzt schon ein bisschen besorgt drauf guckt“, sagt Undank. Ein Vater, der sein Kind zum kommenden Schuljahr am OHG angemeldet hat, habe diesbezüglich sogar schon das Gespräch mit der Schule gesucht. „Die Verunsicherung ist groß“, weiß Joachim Leuker. „Die Stadt Dinslaken kann doch stolz darauf sein, dass sie drei Gymnasien hat. Und das sollte durch einen solchen Vorstoß jetzt nicht kaputt gemacht werden“, findet er. „Das ist doch absurd: Bei der Entscheidung über die Schulentwicklung in Dinslaken in 2018 hat die Verwaltung immer wieder betont, wie sehr der Elternwille zählt (damals gab es Elterninfoabende an den Grundschulen und einen Fragebogen zur Schulentwicklung, Anm. d. Red.). Und jetzt soll er plötzlich nicht mehr zählen?“, kritisiert auch Lehrer Klaus Rehder.

„Es wäre so einfach, in diesem Jahr so zu agieren, dass alle Kinder ihren Wunschplatz kriegen“, sagt Schulleiterin Astrid Weidler. Gemeinsam mit den Leitern der beiden anderen Dinslakener Gymnasien wollte sie noch am Mittwoch das direkte Gespräch zu den politischen Vertretern suchen, die beim Schulausschuss am Freitag (17 Uhr, Kathrin-Türks-Halle) erstmals über die Thematik sprechen werden.

Art des Auswahlverfahrens ist noch unklar

Sollte der Vorschlag der Verwaltung zur Bildung der Mehrklassen bei der Ratssitzung am Montag, 21. März, so beschlossen werden und es bei der Dreizügigkeit am Otto-Hahn-Gymnasium bleiben, müsste die Schule insgesamt 18 Kinder abweisen. Jede Klasse hätte dann 31 Schülerinnen und Schüler. Nach welchem Verfahren dann ausgewählt würde, ist laut OHG-Leiterin Astrid Weidler noch offen. Klar sei lediglich, dass Geschwisterkinder auf jeden Fall eine Zusage erhalten. Weidler will in diesem Fall um Beratung bei der Schulaufsicht in Düsseldorf bitten.

Bei einer Vierzügigkeit wären es drei Mal Klassen mit 28 und eine Klasse mit 27 Kindern. „Das wäre eigentlich eine gute Zahl“, sagt sie, „auch im Hinblick auf die Kinder, die möglicherweise irgendwann eine Klasse wiederholen müssen.“

SV-Lehrer Sebastian Steinzen benennt noch einen weiteren, sehr aktuellen Punkt: Die Geflüchteten aus der Ukraine, die wahrscheinlich irgendwann auch eine Schule hier besuchen werden. „Die Realität wird das also sowieso einholen“, sagt er und betont: „Das ist eigentlich eine Zeit, um Türen zu öffnen. Und nicht, um sie zu schließen.“