Hünxe. Als Hünxerin aus dem Auto steigt, steht ihr ein Wolf gegenüber. Auch wenn der Vorfall ohne schlimme Folgen bleibt, ist da nun eine gewisse Angst.

Eigentlich war es ein ganz normaler Donnerstag für Lisa (Name v. d. Red. geändert): Abends war sie einkaufen und außerdem beim Sport. Gegen 19.40 Uhr fährt sie nach Hause, in das Wohnhaus, das unweit der Wilhelmstraße im Hünxer Wald liegt, und wo die 27-Jährige gemeinsam mit ihrer Familie lebt. Es ist sehr ländlich hier, zwischen den wenigen Wohnhäusern und Höfen liegen Felder und Wälder.

Sie stellt den Wagen unter einem beleuchteten Carport ab, greift nach ihrer Sporttasche, öffnet die Autotür, legt die Tasche neben dem Wagen ab, steigt aus und blickt in das Gesicht eines Wolfes. Der steht in Höhe des hinteren Autoreifens, etwa einen Meter entfernt von ihr und blickt sie an. „Ich habe nur das Gesicht kurz gesehen, mich sehr erschrocken und direkt Panik bekommen“, erzählt Lisa.

Reflexartig schnell wieder zurück ins Auto

Reflexartig sei sie schnell wieder zurück ins Auto gestiegen, die rausgestellte Sporttasche habe sie dabei noch behindert und sie sei im Eifer des Gefechtes außerdem versehentlich mit ihrem Ellbogen auf die Hupe gekommen. „Ich habe dann bloß noch meinen Vater angerufen, der auch sofort nach draußen gekommen ist“, schildert sie. Der Wolf, nach dem sie sich „im Schock“ gar nicht mehr umsah, sei da aber schon wieder weg gewesen – auch Vater Thomas (Name v. d. Red. geändert), der das umzäunte Grundstück anschließend noch mal durchquerte, fand ihn nicht mehr.

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Überrascht ist er jedoch nicht über die abendliche Begegnung. „Wir sehen hier in der direkten Umgebung immer wieder einzelne Wölfe“, sagt er. Bislang allerdings immer außerhalb des eigenen Grundstücks. Mindestens sechs Tiere, da ist er sich dank mehrerer aufgestellter Wildkameras sicher, gebe es hier im Hünxer Wald. Was ihm jedoch ebenfalls Sorgen bereitet, ist das Verhalten der Wölfe. „Das ist kein natürliches Verhalten, dass die einfach zum Auto kommen. Der Wolf beziehungsweise eigentlich ja die Wölfe hier haben ihre natürliche Scheu vor den Menschen verloren.“

Anwohner fühlen sich allein gelassen mit ihren Sorgen

Für ihn sei längst nicht mehr die Frage, ob etwas passiere, sondern nur noch wann. „Und ja“, sagt Thomas, „wir fühlen uns mittlerweile wirklich allein gelassen mit diesen Sorgen.“ Nicht mal den großen Hund lasse die Familie nun seit fast drei Jahren alleine frei im gänzlich umzäunten Garten laufen. Und die Fronten zwischen Wolfsbefürwortern und -gegnern seien mittlerweile ja sogar schon so verhärtet, dass man sich nicht mehr traue, mit richtigem Namen in der NRZ von dem Vorfall zu berichten.

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Dieser abendliche Vorfall wird Lisa wohl noch eine Weile beschäftigen. „Natürlich habe ich auch schon vorher immer mal wieder darüber nachgedacht, aber nun habe ich doch etwas mehr Angst muss ich sagen.“ Etwas ändern könne sie schlussendlich natürlich nicht. „Aber ich werde jetzt bestimmt immer ganz genau gucken, ehe ich aus dem Auto steige“, sagt sie.