Dinslaken. Holzkreuze sollen in Dinslaken an die Coronatoten im Kreis Wesel erinnern. Die Initiatoren wollen auch ein Zeichen gegen „Spaziergänge“ setzen.
359 Menschen sind im Kreis Wesel seit Beginn der Pandemie im Zusammenhang mit Corona verstorben. 181 Männer und 178 Frauen, 62 davon aus Dinslaken. Viele mussten den letzten Weg ohne Begleitung ihrer Angehörigen gehen. Zwei Dinslakener Bürger, Reinhard Wolf und Birgit Roßbach-Dorbandt, wollen mit einer besonderen Aktion unter dem Titel „Silent Cross – Kreuze des Gedenkens, Kreuze der Solidarität“ an die Coronatoten erinnern. Die Bürger sind zum Mitmachen aufgerufen.
Reinhard Wolf und Birgit Roßbach-Dorbandt sind Ratsleute der SPD – das Gedenken ist aber unabhängig von Partei und Fraktion geplant. Seit über zwei Jahren halte die Corona-Pandemie die Welt in Atem, habe weltweit rund 5,5 Millionen Todesopfer gefordert. „Dennoch versammeln sich nahezu täglich irgendwo in Deutschland Menschen, um gegen Coronamaßnahmen und die Impfungen zu demonstrieren“, so die Initiatoren. Die allermeisten dieser Demonstrationen seien nicht angemeldet, sondern werden als sogenannte „Spaziergänge“ deklariert. „Fast alle sind von Reichsbürgern, Faschisten, Verschwörungstheoretikern und Coronaleugnern unterwandert“, so Reinhard Wolf und Birgit Roßbach Dorbandt. Diesen gehe es „einzig und allein darum, Unruhe zu stiften, die Demokratie zu bekämpfen und den Staat, also uns alle, verächtlich zu machen.“ Auch unter den Dinslakener „Spaziergängern“ werden „faschistische und verfassungsfeindliche Flyer verteilt“.
„Zeichen des Gedenkens und der Solidarität setzen“
Mehr als 600 Menschen aus Dinslaken und Umgebung hätten am Montag bei der Demo der „Omas gegen Rechts“ ein „eindrucksvolles Zeichen gegen Hass und Spaltung und für Solidarität mit den Opfern und den Betroffenen der Pandemie gesetzt“, so die Initiatoren. „Wir wollen dieses Signal aufgreifen und ein weiteres Zeichen des Gedenkens und der Solidarität setzen.“
Die Aktion soll am 23. Januar, zwischen 14 und 17 Uhr, starten. Reinhard Wolf und Birgit Roßbach-Dorbandt rufen die Bürger zum Mitmachen auf. Sie selber werden einige Kreuze aufstellen und bitten die Bevölkerung, sich anzuschließen und aus zwei Stöcken oder Latten gebastelte, schlichte Holzkreuze (maximal 65 Zentimeter hoch) oder Grableuchten mitzubringen und im Gedenken an die Coronatoten im Kreis Wesel auf der Wiese zwischen dem Eingang zur Stadthalle und der Althoffstraße zu platzieren.
„Uns ging es darum, ein etwas länger andauerndes Zeichen zu setzen. Deswegen bin ich auf die Idee gekommen, Kreuze von den Menschen in dieser Stadt und Umgebung aufstellen zu lassen. Ich denke es gibt viele, die damit eine ganz persönliche Erfahrung verbinden und diese still zum Ausdruck bringen wollen“, so Birgit Roßbach-Dorbandt. Die Kreuze sollen mindestens 14 Tage stehen, während dieser Zeit „können natürlich weitere Kreuze dazu gestellt werden“, so Reinhard Wolf. „Je nach Resonanz würden wir uns auch um eine Verlängerung bemühen.“
Solidarität statt „Lamentieren“
„Mit dieser Aktion wollen wir den an Corona verstorbenen Menschen und ihrer Angehörigen gedenken, aber auch denen, die im Gesundheitswesen, in Teststationen, in Geschäften und Supermärkten, bei der Polizei und Rettungsdiensten und noch an vielen anderen Stellen tagtäglich für uns da sind“, so die Initiatoren. Die Pandemie „verlangt uns allen viel ab. In dieser Zeit ist Solidarität und Zusammenhalt gefordert und nicht das Lamentieren über ‘Diktatur’ und Egoismus.“
Ursprünglich sollten die Holzkreuze auf der Wiese vor dem Rathaus aufgestellt werden, so die Idee der Initiatoren. An der Stelle allerdings konnte die Stadt die Aktion nicht genehmigen. „Auf der Rasenfläche vor dem Rathaus hätte das Einschlagen von Holzkreuzen problematisch werden können“, erläutert Stadtsprecher Marcel Sturm. Denn unter dem Rasen befindet sich die Tiefgarage der Stadthalle. Die Holzkreuze hätten zu einem Schaden an der Dachhaut der Tiefgarage führen können.
Der Bereich ist nicht mit Muttererde sondern „mit verschiedenen Substraten aufgefüllt worden“, so Marcel Sturm. In etwa 30 Zentimeter Tiefe wurde ein Trennvlies zwischen den einzelnen Substratschichten verlegt. „Dieses Vlies darf nicht beschädigt werden, damit sich die Schichten nicht vermischen“, so Sturm. Weil abgesehen davon auch die Struktur dieser Substrate „etwas lockerer“ ist, so dass „die Kreuze dort wahrscheinlich auch nicht so gut halten“ würden, hat man sich auf die Wiese neben der Stadthalle geeinigt. Diese sei gut einsehbar, also ein ebenso geeigneter Platz, findet Reinhard Wolf.