Dinslaken/Voerde. Die „Omas gegen Rechts“ laden am Montag zur Mahnwache vor das Rathaus in Dinslaken ein. Das wird Auswirkungen auf den „Corona-Spaziergang“ haben.

Sybille Schaal ist erzürnt. „Ich lebe nun schon 70 Jahre hier und habe sowas noch nie erlebt“, sagt die 71-jährige Voerderin mit Blick auf unter anderem die zuletzt wieder – auch in Dinslaken – wöchentlich stattfindenden „Corona-Spaziergänge“. Es sei gut und auch ein wichtiges demokratisches Grundrecht, dass jede und jeder trotz vieler pandemiebedingter Auflagen weiterhin für seine Anliegen auf die Straße gehen könne. „Aber dass man einfach auf die Straße geht, ohne überhaupt irgendwelche klaren Forderungen zu haben. Dass man alles hinterfragt, aber nicht, mit wem man da auf die Straße geht. Und dass man dann auch noch davon schwafelt, dass wir in einer Diktatur leben… das ist alles sowas von unmöglich.“

Als Schaal und ihren Mitstreiterinnen und auch Mitstreitern der Dinslakener „Omas gegen Rechts“ dann auch noch die Nachricht zugetragen wurde, „dass ‚Der Dritte Weg‘ (eine rechtsextreme deutsche Kleinpartei, Anm. d. Red.) am nächsten Montag auch vor dem Rathaus auflaufen will“, beschlossen sie zu handeln und ebenfalls auf die Straße zu gehen. Am kommenden Montag, ab 19 Uhr, laden die hiesigen „Omas gegen Rechts“ also vor das Dinslakener Rathaus ein – zu einer Solidaritätskundgebung, bei der für mindestens jeden der bislang 62 Coronatoten aus Dinslaken und Voerde eine Kerze angezündet wird. „Die hat uns die SPD dankenswerterweise gespendet“, freut sich Schaal.

Solidarität „mit allen, die jeden Tag weiterhin alles für uns geben“ Ausdruck verleihen

Gleichzeitig wollen die „Omas gegen rechts“ ihrer Solidarität mit Pflegekräften, Ärzten, Polizisten, „mit allen, die jeden Tag weiterhin alles für uns geben“ Ausdruck verleihen. Ohne Reden zwar – „es ist ja auch alles gesagt“, dafür aber mit Plakaten, womöglich einer Schweigeminute – „denn ein Gedenken braucht Stille“ – und mit Abstand, Maske &Co.. „Wir wollen darauf hinweisen, dass Corona nicht nur eine einfache Grippe ist“, sagt Schaal. Das Virus zu relativieren, sei fatal. „Das ist dann so, als wenn ich auf den Gräbern der Coronatoten tanzen würde“, findet sie.

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Die „Omas gegen Rechts“ sehen es als ihren Auftrag, am kommenden Montag Gesicht zu zeigen. „Wir wollen so deutlich machen: Wir sind da, wir nehmen diese Sache ernst und wir sind mehr“, sagt Sybille Schaal. Die Mahnwache hat sie nun bei der Polizei angemeldet. Und schätzungsweise angegeben, dass dorthin 80 bis 100 Personen kommen werden. „Ich hoffe, die kommen auch.“

Auf jeden Fall dabei sein bei der Kundgebung vor dem Rathaus werden auch Dinslakens Bürgermeisterin Michaela Eislöffel sowie Eyüp Yildiz, Horst Miltenberger und Stefanie Weyland in ihren Funktionen als Stellvertreter und Stellvertreterin.

>> „Spaziergänger“ dürfen nicht zum Rathausplatz

Die angemeldete Kundgebung der „Omas gegen Rechts“ wird auch Auswirkungen auf den wohl erneut stattfindenden „Corona-Spaziergang“ haben. Wie die Kreispolizei Wesel mitteilt, wird sie „die angemeldete Versammlung konsequent schützen“ und „stellt unmissverständlich klar, dass es keine weitere Versammlung zur gleichen Zeit an dieser Örtlichkeit geben kann“. Auch weist sie „nochmals auf die Wichtigkeit der Anmeldung einer Versammlung hin“.

Wie Polizeisprecherin Andrea Margraf auf NRZ-Nachfrage ausführt, bedeutet das also, dass die „’Spaziergänger’ am Montag nicht auf den Rathausplatz kommen können“. Sie müssen von der angemeldeten Mahnwache Abstand nehmen und würden sonst gegebenenfalls des Platzes verwiesen. Die Polizei werde am Montagabend in jedem Fall „mit so vielen Leuten vor Ort sein, wie notwendig sind“.