Dinslaken. . Dinslaken wollte das Bahnhofsgebäude kaufen und sanieren. Die Bahn will es weiter selber betreiben. Inwieweit sie es modernisiert, ist offen.
Der Kauf des Bahnhofsgebäudes ist geplatzt. Seit zweieinhalb Jahren bemüht sich die Stadt Dinslaken um den Kauf des Bahnhofs. Nun sagte die Bahn endgültig ab – für die Stadt überraschend. Die Deutsche Bahn Station&Service will das Empfangsgebäude des Bahnhofs Dinslaken „nicht veräußern, sondern weiterhin selber betreiben“. Das teilte ein Sprecher der Bahn auf Nachfrage der NRZ mit. Der Stadt selbst lag bis Dienstag keine schriftliche Aussage der Bahn vor, von der Absage erfuhr sie von der NRZ.
Gebäude gehöre zum „Bestandsportfolio“ der Bahn
Das Bahnhofsgebäude gehöre zum „Bestandsportfolio“ der Deutschen Bahn und habe für die Bahn eine „so hohe Bedeutung“, dass sie es weiterhin selbst bewirtschaften möchte, begründete der Bahnsprecher.
Die Stadt hatte vor, das heruntergekommene Bahnhofsgebäude nach dem Erwerb zu sanieren und dann wieder an die Bahn für Ticketservice, Gastronomie und Zeitungskiosk zu verpachten. Ob die Bahn nun selbst eine Sanierung des Gebäudes plant, konnte der DB-Sprecher nicht sagen. Die DB Station&Service werde „Überlegungen zur Weiterentwicklung des Gebäudes mit den Planungen der Stadt zur Umfeldgestaltung harmonisieren“.
Das letzte Gespräch fand vor zwei Wochen statt
Das letzte Gespräch zum Kauf des Bahnhofsgebäudes hat die Stadt mit der Bahn vor zwei Wochen geführt, erklärte Planungsdezernent Dr. Thomas Palotz am Dienstagabend am Rande des Bürgerdialogs zum Bürgerentscheid zum Bahnhofsvorplatz im Rathaus. Dabei habe die Bahn mündlich mitgeteilt, „dass die Verhandlungen für sie erst einmal beendet sind“, so Palotz. Eine schriftliche Absage der Bahn liege der Stadt noch nicht vor.
Stadt hätte auch den Ertragswert bezahlt
„Ich kann nur spekulieren, was der Anlass war“, so Palotz. Er vermutet,
dass die Erträge der Bahn über die Einzelhandelsflächen im Bahnhof über die restliche Pachtlaufzeit von neun Jahren noch „so hoch“ sind, dass die Bahn „noch ein bisschen Geld verdienen will“. Die Stadt hätte den Bahnhof auch nach dem Ertragswertverfahren gekauft. Dabei werden neben der Bausubstanz auch die zu erwartenden Erträge eingerechnet. Die Stadt wäre bereit gewesen „ein Vielfaches“ des eigentlichen Gebäudewerts zu bezahlen und die Missstände dort zu beheben.
„Da muss etwas passieren“
Nun hofft Palotz, dass die Bahn die „Ignoranz“, die sie angesichts des Gebäudes an den Tag gelegt habe, hinter sich lasse. Die Bahn habe signalisiert, den Bahnhof „modernisieren“ zu wollen. In welchem Umfang sei unklar. Die Vorstellung eines sanierten Umfeldes mit dem „schäbigen Bahnhofskörper“ sei unerfreulich, Palotz appelliert an das Verantwortungsbewusstsein der Bahn: „Da muss etwas passieren.“ Der Sanierungsbedarf wurde mit mindestens 150 000 Euro beziffert - das beinhalte nur das Nötigste. In den 14 Millionen Euro, die die Stadt zur Umgestaltung des Bahnhofsplatzes in den Haushalt eingestellt habe, sei etwa eine Million als anteilige Summe für den Kauf des Bahnhofs enthalten gewesen.
Etwa 80 Bürger diskutierten über die Umgestaltung
Über die Umgestaltung des Bahnhofsplatzes diskutierten etwa 80 Bürger angeregt zwei Stunden lang mit der Stadtspitze. Die Stimmung im Ratssaal war eher kritisch gegenüber den Plänen der Stadt – einig war man sich aber meist darin, dass an dem Platz etwas getan werden müsse. Mehrere Bürger bezweifelten, dass die geänderte Ausfahrt der Busse in zwei Richtungen die Bus-Staus in dem Bereich aufheben würden.
Zweifel an Verkehrsführung
Auch das Fahrradparkhaus (zu umständlich) und die Anfahrt zum Kiss&Ride-Parkplatz über die Bahnstraße wurde kritisiert. Nach Berechnungen der Stadt würden 400 Autos mehr als bisher die Straße passieren, eine Ampel an der Lantermann-Straße sei nicht nötig. Schon jetzt herrsche dort morgens Chaos, sagte eine Frau. Mehrere Bürger bezweifelten, dass die Straße mehr Verkehr – darunter auch Taxen – vertragen könne. Verkehrsexperten hielten die Verkehrsführung in dem Entwurf für realistisch, entgegnete Thomas Palotz – dennoch könne noch etwas geändert werden, wenn nötig. So sei auch eine Abfahrt der Taxen über eine Anlieferzone (an der Seite der früheren Apotheke) theoretisch denkbar.
Unsicherheit: Was kann noch geändert werden?
Was am städtischen Plan überhaupt noch geändert werden könne, welche Umgestaltung noch möglich sei, wenn der Bürgerentscheid durchkommt, darüber herrschte Unsicherheit. „Null“ Gestaltungsmöglichkeit habe die Stadt in diesem Fall, betonte Bürgermeister Dr. Michael Heidinger, man sei an die Entscheidung der Bürger gebunden. „Aber nur für zwei Jahre“, wandte Reinhard Claves (FDP) ein. Die Fördermittel seien an die Durchführung eines Architekturwettbewerbes und eine Verbesserung der Funktionalität gebunden, so Palotz. Werde dies ignoriert, sänken die Chancen auf öffentliche Mittel. (aha)