Voerde. Bei der Bürgerbeteiligung zum Voerder Kombibad-Projekt wurde insbesondere die Enge der Fläche auf dem Gelände des Freibades thematisiert.

Nach jeder Menge Vorbereitungsarbeit und der Befragung der Träger öffentlicher Belange stand am Mittwochabend im Rathaus die Bürgerbeteiligung zur Realisierung eines Kombibades auf dem Gelände des Freibades an der Allee an. Rund 30 Bürger, darunter auch einige Vertreter aus der Politik, hatten sich im Sitzungssaal eingefunden, um den Ausführungen der Ersten und Technischen Beigeordneten, Nicole Johann, sowie dem Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Baurecht, Manfred Müser, zuzuhören.

Ziel: Eingriffe in Natur gering halten

Im Bäderkonzept der Stadt heißt es, das Kombibad solle nachhaltig den Bedarf an öffentlichen Bädern im Stadtgebiet decken, eine bauliche Erweiterung des bestehenden Freibades sei allerdings mit dem bestehenden Planrecht nicht vereinbar, wodurch ein Bauleitplanverfahren erforderlich wurde. Dabei sollen die Eingriffe in die Natur möglichst gering ausfallen. Manfred Müser stellte bei der Bürgerbeteiligung vier verschiedene Varianten vor, wie das Gebäude auf dem Gelände platziert werden könnte. Fest eingeplant ist, dass das aktuell 50 Meter lange Freibadbecken um die Hälfte verkürzt wird, um Platz für das Hallenbad zu schaffen. Außerdem müsse „der eine oder andere Baum fallen, damit wir das Gebäude darauf bekommen“.

Wichtige Faktoren, die im weiteren Verlauf beachtet werden müssen, sind der Schallschutz, der bislang nur für eine mögliche Variante geprüft wurde, wobei sowohl die Geräuschkulisse auf dem Betriebsgelände als auch die Verkehrsemissionen beachtet werden müssen, und der Artenschutz, der laut Abfragen bei der Biologischen Station Kreis Wesel, der unteren Naturschutzbehörde sowie dem Nabu rund 30 Tierarten aus den Artengruppen Fledermäuse, Vögel und Amphibien betreffe.

Blick auf Fördertöpfe

Neben vielen organisatorische und planerischen Faktoren sei das Projekt insgesamt auch mit enormen Kosten verbunden, weshalb Nicole Johann auch Förderzugänge ansprach. Nach Aussage der Bezirksregierung Düsseldorf sei die Finanzierung des Gesamtprojektes über ein einzelnes Förderprogramm aufgrund des hohen Investitionsbedarfs unrealistisch.

In Frage kämen das „Investitionspaket Sportstätten“, bei dem der Höchstbetrag für Hochbauten allerdings auf 1,5 Millionen Euro gedeckelt ist, sowie das Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“, bei dem ein projektbezogenes Gesamtvolumen von maximal 3,3 Millionen Euro herausspringen könnte.

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Darüber hinaus spekuliert die Stadt Voerde auf den „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE), der für NRW spezielle Ziele erfolgt, zum Beispiel Energieeffizienz und Verringerung der Treibhausgasemissionen durch energieeffiziente Gebäude sowie die „integrierte und inklusive soziale wirtschaftliche und ökologische Entwicklung in städtischen Gebieten durch Stadt- und Quartiersentwicklung. Allerdings ist das Programm des Landes NRW noch im Erarbeitungsprozess und der erste Aufruf ist für Herbst diesen Jahres geplant.

Nach den Schilderungen der Verwaltung meldete sich unter anderem der SPD-Fraktionsvorsitzende Uwe Goemann zu Wort, der sich beim Förderverein Voerder Bäder bedankte, dass das Bad dank der Arbeit des Vereins noch offen und „die Zeit dafür da ist, dieses Bad zu bauen“. Prof. Dr. Günther Jacobi, Vorsitzender des Fördervereins,entgegnete: „Wir sind nicht angetreten, um das Freibad zu vernichten, sondern es zu retten. Wir wollten die Attraktivität des Freibads steigern, um es wieder ins Gedächtnis zu rufen und die Bürger es wieder nutzen. Wir reden hier nicht über weitere Bahnen oder technische Ausstattung. Ich gebe zu bedenken, dass die vier Varianten im Verhältnis zur Natur eine Schwierigkeit darstellen. Wie passt der Baukörper in das vorgegebene ,Naturereignis’? Wenn man die ersten drei Varianten sieht, fällt auf, dass alles sehr dicht an das halbierte Schwimmerbecken zu liegen kommt. Es gibt nicht viel her, um das Gebäude sinnvoll drumherum zu planen.“

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Auch weitere Bürger merkten die Enge der Fläche an, gerade weil man jeweils 25 Meter Abstand zum Mommbach und zum angrenzenden Waldgebiet einhalten muss. „Um das Gebäude dorthin zu bekommen, wirkt es bei der Größe schon etwas gedrungen. Die Einwände sind nachvollziehbar. Für den Standort ist es eine Restriktion, mit der man arbeiten muss“, sagte Manfred Müser.

„Wir legen das Baufeld fest, wie es dann ausgestaltet wird, wird der weitere Weg zeigen. Wir müssen von einer großen Wasserfläche auf eine kleinere. Der Grünanteil und die hohen Bäume sind sehr prägend und werden möglichst stehen bleiben. Wir sind in einem transparenten Verfahren und deshalb machen wir es auch öffentlich“, betonte die Beigeordnete Nicole Johann.

Mit der Bürgerbeteiligung ist ein weiterer Schritt Richtung Kombibad getan, doch ganz ohne Bedenken sind die Voerder nicht.

>>Info: Unterlagen bis 15. Juli einsehbar

Die Pläne zum Kombibad-Projekt sind seit dem 1. Juli bis einschließlich 15. Juli auch auf der städtischen Webseite unter www.voerde.de/planungen einsehbar. Zudem können sie nach telefonischer Terminvereinbarung mit Daniel Blaszczak vom Fachdienst Stadtentwicklung, Umwelt- und Klimaschutz (FD 6.1) unter der Rufnummer 02855 80 452 im Rathaus eingesehen werden. Die Stadt weist auf die geltenden Corona-Bestimmungen wie etwa einzuhaltende Abstandsregeln, das Tragen einer medizinischen oder einer FFP-2-Maske sowie die Dokumentation von Kontaktdate hin.

Stellungnahmen können bis zum 15. Juli 2021 beispielsweise schriftlich (Stadt Voerde, Fachdienst 6.1, Rathausplatz 20, 46562 Voerde), zur Niederschrift oder per E-Mail (stadtplanung@voerde.de) vorgebracht werden.