Dinslaken. Im Rahmen seines Projektes „Roter März“ dreht der Regisseur einen Film über das Bergwerk. Dinslakens Schulen sollen eine DVD von der Doku kriegen.

Der schwarze Bergbau-Kittel sitzt, die Laune passt trotz heißer Temperaturen - Der ehemalige Bergmann Silvo Magerl strahlt in die Kamera, während ihm Theaterautor Adnan Köse Anweisungen gibt.

Für eine Dokumentation über die Zeche in Lohberg traf sich ein Filmteam um Adnan Köse mit dem Vorsitzenden des Bergbaunetzwerkes vor dem Verwaltungsgebäude des alten Bergwerkes. Als Zeitzeuge und langjähriger Mitarbeiter ist Magerl Hauptprotagonist in der Doku.

Lohberg als Ort der Märzunruhen

In seinem „Hybridstück“ Roter März, eine Mischung aus Theaterstück und Filmsequenzen, thematisiert Adnan Köse die Märzunruhen aus dem Jahr 1920 in der Bergarbeiter-Siedlung in Dinslaken-Lohberg. Deswegen dreht der Drehbuchautor aktuell auf dem Gelände der alten Zeche. Um historisches Hintergrundmaterial zu haben, soll in der Dokumentation die Geschichte der Lohberger Zeche erzählt werden. „Wir erzählen hier Deutsche Bergbaugeschichte mit Silvo als Protagonisten. Der „Rote März“ spielt in Lohberg, daher war es naheliegend hier vor Ort zu drehen. Wir wollen die Geschichte erzählen und erklären: Was hat das mit Lohberg zu tun? Wie ist die Siedlung entstanden?“

Seit 1975 arbeitete Silvo Magerl in der Zeche. Als das Bergwerk 2005 schließen musste, ging auch Magerl in den Ruhestand. Seit längerer Zeit macht er sonntags für interessierte Bürger Führungen durch das Gelände der alten Zeche und berichtet auch als Zeitzeuge über die Hochzeit des Lohberger Bergbaus. Nicht nur für ihn, sondern auch für den Stadtteil Lohberg hat das ehemalige Bergwerk deswegen eine hohe Bedeutung. „Die Geschichte Lohbergs ist komplett verknüpft mit dem Bergwerk. Lohberg als Stadtteil hätte es ohne das Bergwerk niemals gegeben“, meint Silvo Magerl.

Im Film von Adnan Köse ist Magerl der berichtende Hauptprotagonist. Das Kunst und Fakten dabei miteinander vermischt werden, stört den 62-Jährigen nicht. „Der historische Hintergrund ist authentisch. Den roten März gab es hier ja wirklich. Ich glaube die wenigsten Menschen in Dinslaken wissen, was der rote März für Lohberg bedeutet. Es gab diese Toten hier, es gab den Ruhraufstand. Auch hier. Wenn man Kunst macht, müssen trotzdem nicht alle historischen Fakten runtergebetet werden“, findet Silvo Magerl.

Ledigenheim für unverheiratete Bergmänner

Viel eher müsse die Geschichte über die Zeche spannend erzählt werden, damit das Interesse bei den Leuten geweckt wird, sagt der ehemalige Obersteiger. Doch nicht nur auf dem Gelände der alten Zeche wurde gedreht. Auch im Ledigenheim auf der Stollenstraße machten das Filmteam um Adnan Köse und sein Hauptdarsteller Silvo Magerl Halt.

Heute dient das Backsteingebäude als „Zentrum für Kultur, Dienstleistung und Gewerbe“, wie es auf der Internetseite des Ledigenheimes heißt. Auch das Zechenmuseum befindet sich dort. Früher kamen unverheiratete Bergmänner im Ledigenheim unter. Daher stammt auch der Name. „Bergmänner mit Familien kamen in den neuerrichteten Wohnungen in der Siedlung unter. Den Ledigen hat man keine Wohnungen zugestanden. Deswegen hat man damals das Ledigenheim gebaut und die jungen Männer im Ledigenheim wohnen lassen“, erklärt Silvo Mangerl am Rande des Filmdrehs.

Auch verheiratete Männer, die aus dem damaligen Preußen, Schlesien oder Pommern nach Lohberg kamen, kamen im Heim unter. Das unverheiratete Männer eine eigene Herberge bekamen, lag aber auch daran, dass viele verheiratete Männer Angst um ihre Ehe hatten. Bevor das Ledigenheim stand, kamen unverheiratete Männer bei Bergmann-Familien in der Siedlung unter. Der sogenannte „Kostgänger“ zahlte Kostgeld an die Familie, um verpflegt zu werden. „Kostgänger, die sozusagen „volle Kost voll“ in Anspruch genommen haben, haben alle Mahlzeiten bekommen und manchmal sogar den Beischlaf mit der Kostmutter, heißt es. Das wurde moralisch angeprangert“, erklärt Magerl. Aus Angst vor Unzucht mussten die jungen Männer daher aus den Familien geholt und im Ledigenheim untergebracht werden.

Doppel-DVD geplant

In dem Theaterstück „Roter März“ nimmt neben den Unruhen am Bergwerk auch die Kirche eine zentrale Rolle ein. Neben der Dokumentation über die Zeche wird es daher auch einen Beitrag über die katholische Kirche am Niederrhein geben. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, wird es bald eine Doppel-DVD geben, kündigt Köse an. „Wir machen eine Doppel-DVD. Das komplette Stück des Hybridschauspiels kommt auf eine DVD. Die andere DVD wird das historische Hintergrundmaterial, die Dokumentationen beinhalten“, verrät Adnan Köse.

Dinslaken Schulen soll die DVD zur Verfügung gestellt werden. Nicht nur, damit Schüler einen digitalen Rundgang durch die Zeche erleben können. „Die Historie des Lohberger Bergwerks und die Geschichte der katholischen Kirche am Niederrhein soll auch für Schüler in der Region erfahrbar gemacht werden“, erklärt Köse.