Hünxe. Nach Jahren des Wartens zieht jetzt ein Café in die Hünxer Mitte. Das Taluu soll ein heimeliger Ort der Begegnung werden, mit einigen Extras.

Limonade aus Italien, Bier aus Hamburg und frischer Kuchen aus Hünxe. Hübsch angerichtet, was fürs Auge und für Instagram. So lässt sich das Konzept für das neue und einzige Café in Hünxe, Taluu, beschreiben. „Wir bringen die große Stadt ins Dorf“, meinen Domenik (34) und Vanessa Konrad (30) lachend. Bei dem Namen handelt es sich um ein Produkt der spontanen Eingebung. „Ich kam auf den Namen und er hat uns gefallen, weil es ihn nirgendwo gibt und weil er zu unserem bohostil passt und zu unserem Slogan: Feels like home.“ Denn so sollen sich die zukünftigen Gäste fühlen: Zuhause.

Geboren und aufgewachsen in Oberhausen, hat sich das junge Ehepaar samt Kindern vor einem Jahr für ein Leben im Dorf entschieden und den Schritt bisher nicht bereut. „Wir hatten uns das Leben auf dem Land früher nicht vorstellen können, aber es ist wunderschön“, erklärt Vater Domenik. „Unsere Kinder wachsen jetzt nah an der Natur auf, wir wohnen in einer Spielstraße und die Leute sind viel freundlicher, familiärer als in einer größeren Stadt“, schwärmt Vanessa. Ihnen sei klar: „Wir wollen nie wieder zurück.“

Caféeröffnung in Hünxe während der Corona-Pandemie

So sehr die beiden die Vorzüge des Landlebens schätzen, eine Möglichkeit mit Freunden nett zu frühstücken, einen gesunden Snack zu holen oder nach der Arbeit abzuschalten suchten sie vergeblich. „Es gibt in Hünxe kein Lokal, indem man einfach entspannt zusammenkommen kann, da haben wir selbst nach einem passenden Laden gesucht“, erklärt Vanessa.

Hier ist das Ehepaar Konrad fündig geworden, im ehemaligen Malerbetrieb Lenhard. Im Frühsommer wollen sie hier ein neues Cafe eröffnen und haben mit den Renovierungsarbeiten schon begonnen.
Hier ist das Ehepaar Konrad fündig geworden, im ehemaligen Malerbetrieb Lenhard. Im Frühsommer wollen sie hier ein neues Cafe eröffnen und haben mit den Renovierungsarbeiten schon begonnen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Etwas abenteuerlich mag der Plan anfangs wirken, inmitten einer Pandemie. Domenik Konrad ist gelernter Fliesenleger, Vanessa Konrad gelernte Friseurin und betreibt ihr eigenes Kosmetikstudio in Oberhausen. „Wir haben zwar selbst keine Gastronomieerfahrung, aber mein Stiefvater kennt sich ein bisschen aus und wir bringen uns ganz viel selbst bei“, erzählt Vanessa Konrad. Begeistert ist die junge Familie auch von dem Zuspruch und der Unterstützung des Dorfs. „Die Leute schreiben uns, sie hätten sich schon lange ein Café gewünscht und freuen sich total. Selbst vom stellvertretenden Bürgermeister bekommen wir Unterstützung und erfahren von Förderprogrammen. Das war bei der Gründung meines Kosmetikstudios ganz anders.“

Das Hünxer Taluu wird ein Familienbetrieb

In einer größeren Stadt wie Oberhausen oder Essen hätten sie sich ein solches Café-Projekt nicht zugetraut – die Konkurrenz sei zu groß. Spürbar wäre aber auch die Bemühung der Gemeinde, attraktiver zu werden und junge Leute anziehen zu wollen. „60 Prozent der Hünxer sind über 60 – da soll strukturell viel getan werden, um junge Menschen anzulocken. Aber die Region hat auch großes Potenzial“, meint Vanessa.

Eine weitere Besonderheit des Taluu, das Café soll in kompletter Familienhand geführt werden. „Bei uns mischt die halbe Familie mit: Stief- und Schwiegervater, Cousine und wir.“ Dadurch könnten sie sich immer aufs Team verlassen und flexibler die Aufgaben verteilen.

Auch interessant

Andreas und Ute Magedanz vom Restaurant „Zeloh“ freuen sich, wenn sie wieder öffnen dürfen.
Von Philipp Stroetmann und Anja Hasenjürgen

Küchenchef wird Vater Domenik. „An Weihnachten kocht auch mein Mann die Rouladen“, räumt Vanessa Verwunderung aus dem Weg. Grundsätzlich sieht das Konzept eine einfache, regionale und hochwertige Küche vor.

Hünxer Taluu: Frühstück, Snacks und Fairtrade Kaffee

Geplant sind verschiedene Frühstücksangebote, die auch am Nachmittag noch bestellt werden können. Salate und Bowls, Eintöpfe und Snacks, Kuchen, vieles auch To-Go. „Für den Abend aber auch ein edleres Angebot mit Käseplatte und einer guten Flasche Wein,“ erklärt Domenik. Von ungefähr 8-20 Uhr soll hier jeder Gast mit jedem Geldbeutel auf den Geschmack kommen. Das Lokal wird barrierefrei gestaltet, Fahrradparkplätze vor der Tür und Produkte aus der Region sollen erkennbar sein. „Wir wollen Bio-Qualität, von Bauern der Umgebung. Unser Kaffee ist besonders schonend geröstet und ist Fairtrade, von einer kleinen Rösterei aus der Nähe. Und den Kuchen hätten wir am liebsten vom Hünxer Frauenverein.“

Bis das Café fertig ist dauert es noch ein paar Monate, Corona entschleunigt die Pläne. „Geplant ist eine Eröffnung für Mai oder Juni, notfalls gibt es erstmal nur Außerhausverkauf“, zeigt sich Vanessa Konrad zuversichtlich. „Dienstags bleibt der Laden zu, dass die Kinder nicht zu kurz kommen ist für uns das Wichtigste.“