Voerde. Die Bürgerinteressengemeinschaft (BIG) Spellen hat an fünf Standorten sechs Schautafeln mit Informationen zu verschiedenen Themen aufgestellt.
Schafe grasen am Deich, hinter den Wiesen schippert gemächlich ein Schiff über den Rhein, ein Stück weiter links steht eine Baumgruppe von Eschen und Pappeln, am strahlend blauen Himmel kreisen die Zugvögel. Es ist ein idyllisches Bild, das sich – gerade bei dem traumhaft milden Herbstwetter am vergangenen Samstag – am Ende der Straße Am Schied in Spellen am Deich bietet. „Einfach traumhaft“ findet Günter Ladda, stellvertretender Vorsitzender der Bürgerinteressengemeinschaft (BIG) Spellen dieses Bild, vor allem dann, wenn die Gänse hier ihren Zwischenstopp auf dem Weg Richtung Süden einlegen. Die Landschaft ist aber auch die Kulisse für den neuen Naturlehrpfad, den die BIG in diesem Jahr hier eingerichtet hat. Seit September stehen an fünf Standorten sechs Tafeln, jede von ihnen informiert über ein anderes naturkundliches Thema vor Ort.
Von Eschen und Pappeln
Die Idee zum Naturlehrpfad hatte vor ein paar Jahren Ludger Ernsting und rannte bei seinen Vorstandskollegen der BIG offene Türen ein. Ein kleines Team bildete sich um Koordinator Günter Ladda, doch bis die drei Quadratmeter großen Schautafeln fertig waren, dauerte es drei Jahre. Schließlich bilden die meisten Fotografien auf den Tafeln alle vier Jahreszeiten ab. So, wie auf der Tafel oben am Deich zu den Eschen und Pappeln. Das Wintermotiv zeigt die Baumgruppe im weißen Gewand. Die Aufnahme ist im letzten Jahr entstanden, als an zwei Tagen in Spellen Schnee lag.
Unter den Bildern gibt es Wissenswertes über die Verbreitung, den Standort, Größe, Blätter, Alter und Wurzeln. Die Texte – wie bei allen anderen Tafeln auch – wurden von einem Spellener Biologen fachmännisch geprüft und überarbeitet. Daneben zeigt eine Karte, wo sich auf dem etwa zweieinhalb Kilometer langen Weg weitere Tafeln und auch Storchennester befinden. Vom Deich aus geht es ein Stück die Straße Am Schied hinunter, dann rechts in den Weg Auf dem Prickenberg, der Richtung Rheinufer führt. Es sei die klassische Runde zum Spazierengehen in Spellen, erklärt der stellvertretende Vorsitzende der BIG.
Wieso Stieleichen Stieleichen heißen
Die schmale Straße zwischen den Wiesen, auf denen hier und dort ein Storch zu sehen ist und Kühe in der Sonne dösen, ist die ideale Umgebung für einen Naturlehrpfad. „Das ist Niederrhein pur“, findet Günter Ladda. Die nächste Station sind die Stieleichen. Die Tafel steht am Rande einer Wiese mit Blick auf die großen Stieleichen gegenüber, im Hintergrund ist der Kirchturm von St. Peter zu sehen. Ihren Namen verdankt diese Eiche übrigens den langen Stielen, an denen die Eicheln hängen. Über ein großes Problem der Bäume, den Eichenprozessionsspinner, informiert eine andere Tafel 500 Meter weiter an einer frei stehenden Eiche an der Straße Am Schied.
Auf dem Weg dorthin passiert man noch die Tafel der Jägerschaft Voerde, die über Natur- und Artenschutz sowie die Verantwortung für Wild und Wald informiert, und eine Tafel über Landschaftshecken. Die seien früher anstelle der Zäune zur Abtrennung der Wiesen verwendet worden, weiß Günter Ladda. Der stellvertretende BIG-Vorsitzende erzählt auch die Geschichte der Weichholzaue, die man oben vom Deich aus im Blick hat. Bis 2010 wurde hier Kies abgebaut, bevor der Bereich sechs Jahre lang renaturiert und mit Weichhölzern bepflanzt wurde, weil sie den Überschwemmungen standhalten, wenn der Rhein über die Ufer tritt. Die Insel in der Mitte hat sich zu einem wichtigen Ort für Vögel entwickelt, die hier ungestört brüten können.
Die Tafeln sind eine Spellener Teamarbeit
Die witterungsbeständigen Tafeln des Naturlehrpfads – von der Gestaltung bis zur Finanzierung Spellener Teamarbeit – seien eine „schöne Erweiterung“, so Günter Ladda, „wir sind glücklich und zufrieden mit den sechs Tafeln“ und die Resonanz sei positiv. Wenn jemand noch eine gute Idee für eine weitere Tafel habe, könne der Pfad aber auch noch ausgebaut werden. Beim Anbringen der Tafeln hat sich die BIG Spellen an den schon von ihr aufgestellten Bänken orientiert, da sie die Tafeln hier gut befestigen konnte. Außerdem laden die Bänke zum Verweilen ein, während man die Infotafeln studieren und den Blick auf die Umgebung genießen kann.
„Wir wollen nicht belehren, sondern informieren“, erklärt Günter Ladda. Gerade die beiden Tafeln oben am Deich befinden sich an der Fahrradstrecke zwischen Voerde und Wesel und die lange Bank eignet sich besonders gut für eine Pause. Die machen am Samstagnachmittag auch Dorothea und Erwin Kronberger aus Kerken und Monika Jordan aus Neukirchen-Vluyn. Sie sind mit den Rädern unterwegs und machen hier Rast. Die Tafeln finden sie gut. „Man hat ja vorher kein Buch gelesen“, meint Erwin Kronberger, daher sei es schön, während der Pause ein paar Infos lesen zu können. Aber natürlich genießen die Drei auch die Aussicht. „Es ist traumhaft schön“, findet Monika Jordan mit Blick auf die Weichholzaue und den dahinter liegenden Rhein, „ein Augenschmaus“.