Voerde. Die starken Argumente der Stadt hätten am Ende überzeugt, kommentiert Voerdes Bürgermeister Haarmann die Entscheidung des Eisenbahn-Bundesamtes.
Gute Nachrichten für Bahnfahrer, die nach dem dreigleisigen Ausbau der Betuwe-Strecke Emmerich-Oberhausen in Friedrichsfeld in den Zug steigen werden: Die Stadt Voerde hat sich mit ihrer Forderung nach einem Aufzug durchsetzen können. Die Deutsche Bahn (DB) hatte zunächst nur eine etwa 150 Meter lange Rampe als Zugang hinauf zu den Gleisen angedacht. Dem Verkehrsunternehmen liegt die Entscheidung des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA) zu dem betreffenden Planfeststellungsabschnitt 2.1 vor. Laut EBA-Beschluss wird es künftig sowohl Aufzüge als auch eine Rampe am Haltepunkt Friedrichsfeld geben.
Stadt: Menschen mit eingeschränkter Mobilität ist Weg über Rampe nicht zuzumuten
Der Entscheidung vorangegangen seien eingehende Prüfungen der Einwendungen der Stadt sowie der Bürgerinnen und Bürger, konstatierte die Bahn am Montag in einer Pressemitteilung. Menschen mit eingeschränkter Mobilität sei der Weg nicht zuzumuten, hatte die Kommune auch mit Hinweis darauf argumentiert, dass der Bahnsteig am Friedrichsfelder Haltepunkt im Verhältnis zur öffentlichen Verkehrsfläche wesentlich höher als an anderen Stellen entlang der Ausbaustrecke Oberhausen-Emmerich liege. Der Grund dafür sei die Höhenlage der Kanalbrücke kurz hinter dem Bahnhof.
Das Verkehrsunternehmen, das Jahre lang gegen einen Aufzug – unter anderem mit dem Hinweis auf Vandalismus und noch 2018 bei einer Bürgerinfo mit der Vorgabe eines maßvollen Umgangs mit Steuermitteln – argumentiert hatte, nennt den zusätzlichen Einbau eines Aufzuges, der nur einer von vielen Aspekten in dem Planfeststellungsbeschluss des EBA zum Abschnitt Friedrichsfeld ist, jetzt ein „besonderes Highlight“.
Deutsche Bahn gab Machbarkeitsstudie in Auftrag
Die Deutsche Bahn und die Stadt Voerde hätten während des gesamten Planfeststellungsprozesses in einem engen Austausch bezüglich der Umsetzbarkeit von Aufzügen am Haltepunkt Friedrichsfeld gestanden, erläutert das Verkehrsunternehmen. 2020 sei die Erstellung einer entsprechenden Machbarkeitsstudie durch die DB Netz AG erfolgt. „Die Forderung nach einer zusätzlichen Aufrüstung des Haltepunktes mit einem Aufzug wurde im Hinblick auf die technische Umsetzbarkeit, die Kosten sowie die Auswirkung auf betroffene Dritte geprüft. Die Machbarkeitsstudie wurde dem EBA als Abwägungsmaterial für den Planfeststellungsbeschluss zur Verfügung gestellt. Diesem wurde mit dem Bescheid des EBA nun zur Freude aller Beteiligten entsprochen“, betont die Bahn.
Bürgermeister Dirk Haarmann äußert sich außerordentlich erfreut darüber, dass die „starken Argumente“ der Stadt zum Einbau eines Aufzuges „am Ende überzeugt haben. Damit können auch mobilitätseingeschränkte Menschen und alle anderen, die auf diesen Aufzug angewiesen sind, sicher und komfortabel die Gleisanlagen erreichen. Dies steigert die Attraktivität der Strecke für den Personenverkehr ganz erheblich. Dank der breiten Unterstützung der Bürgerschaft, der Bürgerinitiative, der Interessenverbände und der gesamten Voerder Politik, aber auch dank der Aufgeschlossenheit des Projektteams um Herrn Ventzke konnte dieses Ergebnis erzielt werden“.
Projektleiter: Ausbau bedeutet auch immer Austausch
Der Projektleiter für die Betuwe-Ausbaustrecke Emmerich-Oberhausen seinerseits erklärt, dass Ausbau „auch immer Austausch“ bedeute: „Gemeinsam mit der Stadt Voerde konnten wir die optimale Lösung für die künftige Ausgestaltung der Station Voerde- Friedrichsfeld erzielen. Für eine starke Schiene brauchen wir starke Kooperationen“, betont Stefan Ventzke. Die Erste und Technische Beigeordnete der Stadt, Nicole Johann, spricht von einem Mehrwert für den Haltepunkt Friedrichsfeld.
Die Bahn muss nach Auflage des EBA – so ist in dem Beschluss verankert – basierend auf der Variante 2 der ihr vorgelegten Machbarkeitsstudie zusätzlich zu den geplanten Rampen an jedem Bahnsteig jeweils einen Aufzug errichten. Im Fall von Gleis 1 zwischen Vorplatz und Parkplatz und bei Gleis 2 am südlichen Gehweg der Poststraße.
Bahn: Weitere Kosten fallen hauptsächlich für die Aufzuganlage selbst an
Die Machbarkeitsstudie sei im Sinne „einer guten Zusammenarbeit mit der Stadt“ zusätzlich erstellt worden, „um Einwendungen seitens der Stadt sowie der Bürger zu berücksichtigen“, erklärt eine Bahn-Sprecherin auf Anfrage der NRZ. Für die Umsetzung dieser Maßnahme werde nur geringfügig mehr städtische Fläche im Bereich zwischen Radstation/Reisebüro und Bahnsteig benötigt. Durch die Anordnung der Aufzüge auf der südlichen Seite der Poststraße könnten die Bahnsteige und auch der Park-&-Ride-Parkplatz erreicht werden, „während nur geringe Änderungen an der bisherigen Straßen- und Bahnsteigplanung sowie den Treppen- und Rampenanlagen erforderlich werden“, führt die Bahn-Sprecherin aus. Weitere Kosten würden somit hauptsächlich für die Aufzuganlage selber anfallen.
Neben der Entscheidung über die zukünftige Ausgestaltung des Haltepunktes inklusive der Eisenbahnüberführung über die Poststraße und über den Wesel-Datteln-Kanal und dem Bau des dritten Gleises beinhaltet der Planfeststellungsbeschluss des EBA für den Bereich Friedrichsfeld auch die Erneuerung der Eisenbahnüberführung über die Spellener Straße. Darüber hinaus erfolgen Maßnahmen zum Schallschutz und Vegetationsarbeiten.
>> Info: Stadt legt Beschluss des EBA öffentlich aus
Die Unterlagen zum Planfeststellungsbeschluss des EBA für den Abschnitt 2.1 Friedrichsfeld werden zwischen Dienstag, 2. März, und Montag, 15. März, im Rathaus der Stadt Voerde unter Corona-Bedingungen für die Öffentlichkeit zur Einsicht ausgelegt. Zusätzlich will die Deutsche die Entscheidung unter www.Emmerich-Oberhausen.de zum Download zur Verfügung stellen.
Die rund 73 Kilometer lange Strecke Emmerich-Oberhausen ist ein Teilstück des europäischen Güterverkehrskorridors von Rotterdam nach Genua. Durch den stetig wachsenden Güter- und Personenverkehr habe die zweigleisige Strecke ihre Leistungsgrenze erreicht, erläutert die Deutsche Bahn.
Ziel des dreigleisigen Ausbaus sei es, die Streckenkapazität zu erweitern und die betrieblichen Abläufe zu optimieren. Damit werde die Qualität des gesamten Schienenverkehrs der Region, auch des Nahverkehrs, langfristig gesteigert und die wirtschaftliche Bedeutung des Ruhrgebiets gestärkt.