Voerde. . Anders als in Dinslaken sieht die Bahn im Zuge des Betuwe-Ausbaus am Haltepunkt im Voerder Stadtteil Rampen vor. Kommune und Bürgerinitiative fordern Lifte
Die Dinslakener werden in Friedrichsfeld um eine „Errungenschaft“ beneidet, die viele fast nicht mehr für möglich gehalten hätten: Der erhoffte Aufzug am Bahnhof wird endlich Realität. Am 22. Februar startet die Deutsche Bahn mit den Arbeiten zum Einbau, im September soll der Aufzug in Betrieb gehen. Ein zweiter soll dann im Zuge des dreigleisigen Betuwe-Ausbaus installiert werden (die NRZ berichtete). „Glückwunsch!“, konstatiert auf Facebook angesichts dieser Aussichten die Bürgerinitiative (BI) „Betuwe – so nicht“ im benachbarten Voerde. Dinslaken bekomme endlich einen Aufzug. Der Bahnhof in Friedrichsfeld benötige nach der Gleis-Erweiterung auch einen, erhalte aber keinen, kritisiert die BI und weist auf die aus ihrer Sicht bestehende Dringlichkeit dafür hin: „Sieben Meter Höhenunterschied heißt dann für uns, Treppen steigen oder endlos geschlängelte Rampen latschen.“
Die Bahn argumentiert, dass der im Rahmen des dreigleisigen Ausbaus geplante neue Bahnsteig in Dinslaken ein Mittelbahnsteig ist. Die Gleise führen dort also beidseitig des Bahnsteigs entlang. Daher werde der barrierefreie Aufgang zu dem Bahnsteig mit einem Aufzug realisiert, eine Rampe könne den Bahnsteig aus Platzgründen nicht erschließen, erläutert eine Bahn-Sprecherin. Am Haltepunkt Fried-richsfeld dagegen werde der bestehende Mittelbahnsteig durch zwei neue Außenbahnsteige ersetzt.
Dort könne im Gegensatz zum Dinslakener Bahnhof die Rampe an die gleisfreie Seite des Bahnsteigs angebaut werden. Die Rampen würden „behindertengerecht“ ausgebaut und böten mobilitätseingeschränkten Personen einen „uneingeschränkten“ Zugang zum Bahnsteig. Darüber hinaus argumentiert die Bahn damit, dass Rampen umfassend verfügbar und vandalismussicher seien.
Die Stadt Voerde vertritt wie die BI den Standpunkt „Aufzug statt Rampe“ und verankerte diese Forderung folglich auch in ihrer Stellungnahme, die sie im noch laufenden Planfeststellungsverfahren für den Abschnitt 2.1 „Friedrichsfeld“ Ende 2013 abgegeben hatte. Darin weist auch sie auf den Höhenunterschied von etwa sieben Metern hin. Der Bahnsteig am Friedrichsfelder Bahnhof liege im Verhältnis zur öffentlichen Verkehrsfläche wesentlich höher als an anderen Stellen entlang der Ausbaustrecke Oberhausen-Emmerich. Der Grund dafür sei die Höhenlage der Kanalbrücke kurz hinter dem Bahnhof. Um an den Bahnsteig zu gelangen, müssten „dreiteilige“ Treppenläufe und für den barrierefreien Zugang müsse eine Rampe mit einer Länge von fast 150 Metern gebaut werden. „Das ist für Rollstuhlfahrer und gehbehinderte Personen praktisch nicht mehr zumutbar.“
Daher hält es die Stadt auch in dem Fall für gerechtfertigt, Aufzüge einzubauen, was sie denn auch für beide Bahnsteige am Friedrichsfelder Bahnhof fordert. „Wir legen hohen Wert darauf, dass der besonderen Situation dort Rechnung getragen wird“, sagt Voerdes Planungsdezernent Wilfried Limke im NRZ-Gespräch. Im Fall Friedrichsfeld liege ein „Alleinstellungsmerkmal“ vor. Auch verweist Limke mit Blick auf den Park-&-Ride-Parkplatz auf die große Fläche, die für den Bau der Rampe beansprucht würde. Der Raum sei heute schon knapp, die Situation würde verschärft. Der Park-&-Ride-Parkplatz sei „immer rappelvoll“; Bürger fragten bei der Stadt nach Möglichkeiten für eine Erweiterung, erklärt Limke.
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Ob der Bahnhof Friedrichsfeld einen Aufzug braucht oder ob eine Rampe reicht, dazu können sich Interessierte auch bei einer Umfrage im Internet äußern, die von der Betuwe-BI auf Initiative des Seniorenbeirates der Stadt Voerde unter www.friedrichsfeld-bahnhof.de geschaltet wurde. Die Umfrage, in der es auch um die Themen Sauberkeit und Sicherheit am Bahnhof geht, läuft noch bis zum 15. Februar.
Die Betuwe-BI bietet am Montag, 29. Februar, 19.30 Uhr, in der Aula des Gymnasiums Voerde, Am Hallenbad 3, einen Infoabend als Vorbereitung auf den Erörterungstermin zum Streckenausbauabschnitt Friedrichsfeld am 9. März an.