Dinslaken/Voerde/Hünxe. Corona-Reihentestungen in Pflegeheimen sind ab Montag in NRW Pflicht. Doch Heime in Dinslaken, Voerde, Hünxe haben bislang keine Schnelltests.
Corona-Reihentestungen in Seniorenheimen sind ab dem kommenden Montag in NRW Pflicht (die NRZ berichtete). Doch das heißt nicht, dass ab Montag auch überall sofort getestet wird, denn: Die Schnelltests sind in den Einrichtungen noch gar nicht vorhanden.
Das hat eine NRZ-Umfrage bei einigen Einrichtungen in Dinslaken, Voerde und Hünxe ergeben. Auch die Konzepte für die Testungen, die die Heime beim Gesundheitsamt des Kreises Wesel einreichen mussten, sind noch nicht genehmigt worden. Wie alle drei Gesprächspartner erklärten, müsse man nach Einreichen des Konzepts noch zwei Wochen lang warten – sofern dann keine Beanstandungen kämen, sei es genehmigt.
Caritas benötigt für Testungen theoretisch 6,8 Stelle je Einrichtung mehr
Laut Michael van Meerbeck, Direktor der hiesigen Caritas, werden die Einrichtungen des Verbandes – in Dinslaken sind das das Alfred-Delp-Haus und das St. Benedikt-Haus – die kommenden zwei Wochen also „auf Sicht fahren“. Dass die Schnelltests verpflichtend würden, sei zwar eine generell begrüßenswerte Maßnahme, „aber wie so oft, wenn alle etwas brauchen, sind sie schwierig zu bekommen“. Dem Caritasdirektor missfällt, dass nur für den Bereich Altenpflege eine derartige Pflicht gilt. „Man muss doch die gesamte Gesellschaft in den Blick nehmen. Ich würde mir wünschen, dass diese Verantwortung auch in anderen Bereichen übernommen wird“, sagt er und zählt exemplarisch für die Caritas die Jugendhilfe oder die sozialpsychiatrische Arbeit auf. „Denn auch hier sind unsere Mitarbeiter alle draußen, sind vor Ort und kommen mit den Menschen in Kontakt“, erklärt er. Es sei wichtig, dass das von der Politik gesehen werde. „Unsere Mitarbeiter haben alle von Beginn der Krise an wirklich richtig viel zu tun. Die werden mürbe“, warnt er.
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Auch wenn die Testpflicht in den Einrichtungen sinnvoll sei, bedeute sie einen erheblichen Mehraufwand. Wie van Meerbeck vorrechnet, führe das umfangreiche Testen im Falle einer 80 Bewohner starken Einrichtung – so groß sind beide Caritas-Häuser in Dinslaken etwa – zu einem zeitlichen Mehraufwand für 6,8 Stellen. „Doch wo soll ich die hernehmen?“, fragt er sich.
Einrichtungsleiter aus Voerde hätte sich Testungen schon früher gewünscht
Carsten Wohlfarth, Einrichtungsleiter im Senioren-Park carpe diem in Voerde, findet, „dass es wirklich Zeit wurde, die Testungen in die Einrichtungen abzugeben. Ich hätte mich schon im April darüber gefreut“. In anderen Ländern wie beispielsweise den USA sei man da deutlich schneller gewesen. Auch er sieht das schnelle Bestellen der Tests – für den Seniorenpark seien rund 3100 Stück monatlich erforderlich – als Problem an. Darüber hinaus ist für ihn die Refinanzierung noch nicht abschließend geklärt.
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Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (BPA) sei derzeit gemeinsam mit der Techniker Krankenkasse (TK) bemüht, diesbezüglich Klarheit zu schaffen. Doch nicht nur die Schnelltests sind für Wohlfarth derzeit nicht zu bekommen – auch die FFP2-Masken, die Teil der bei den Testungen erforderlichen Schutzkleidung sind, seien nur schwer zu erhalten. „Leider ist es meist so, dass die Politik sagt: Ich mach erst mal das Papier und dann gucken andere, wie sie das umgesetzt bekommen. Da kann ich nur den Kopf schütteln“, kritisiert er.
„Pandemie-Team“ der Hewag-Seniorenstifte will Unterstützung anfragen
Die Testpflicht gebe den Einrichtungen „tagesaktuell eine gewisse Sicherheit“, findet Petra Schnüll, Einrichtungsleiterin im Hewag-Seniorenstift in Hünxe. „Aber wenn wir das umsetzen müssen, bedeutet es eben auch, dass wir dafür personelle Ressourcen haben müssen“, betont sie.
Die Hewag-Seniorenstifte – die in der Krise eigens ein übergeordnetes „Pandemie-Team“ eingerichtet haben – wollen deshalb gesammelt beim Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) anfragen, ob die Beanspruchung externer Kräfte möglich ist. Das Pandemieteam sei dann auch dafür zuständig, die erforderlichen Schnelltests zentral zu besorgen.