Dinslaken. Ein halbes Jahr nach dem Corona-Lockdown proben die Dinslakener Sängerinnen und Sänger nur mit Hürden. Hoffnung auf ein erstes Konzert.

Die Coronakrise hat die Chöre besonders stark getroffen. Von einem Tag auf dem anderen fehlten im März nicht nur die Auftrittsmöglichkeiten und das Singen als solches, auch das Gemeinschaftsgefühl wurde durch das Probenverbot auf die Probe gestellt. Inzwischen haben viele Chöre ihre Arbeit unter den aktuell geltenden Auflagen wieder aufgenommen.

Aber die Situation wird einem sofort gegenwärtig, fragt man nur den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft musischer Vereinigungen Dinslaken, Reinhard Hüsken, am Telefon, wie’s geht. Eine kleine Pause am anderen Ende der Leitung, dann kommt ein „mir persönlich geht es gut, aber den Chören geht’s schlecht“.Vor allem die Raumsituation ist ein Problem. Die Abstandsregeln lassen sich in den Vereinslokalen nicht einhalten. Es bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten: die Anzahl der Stimmen zu verkleinern, was zu Lasten der Gemeinschaft und des Klanges geht und starke Eingriffe ins Repertoire erfordert, oder einen größeren Raum zu finden.

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Beim MGV Liederkranz, dem Chor von Reinhard Hüsken, hat sich das Dilemma durch einen weiteren Faktor gelöst. Der Chor hat seine Probenarbeit nach den Sommerferien wieder aufgenommen. Da viele der Sänger nicht mehr die Allerjüngsten sind und damit in der Coronakrise zur besonders gefährdeten Altersgruppe gehören, bleiben sie aus Eigenschutz zu Hause. So hat sich die aktuelle Chorgröße bei den Proben schon von alleine auf ein Drittel des Sängerstamms vor Corona verkleinert.

Positives dagegen gibt es vom MGV Feldmark zu berichten. Unmittelbar vor dem Lockdown hatten die Sänger zum Schnupperworkshop in ihrem Vereinslokal Ortmann eingeladen. Und als nach dem Sommer die Proben wieder aufgenommen wurden, meldeten sich auch die Teilnehmer dieser Veranstaltung zurück. 20 Aktive singen nun zusammen, „eine erfreuliche Zahl für den in den vergangenen Jahren doch stark zusammengeschrumpften Chor“, sagt Hüsken. Ortmann schied jedoch als Probenort aus, nachdem der Gasthof nun dienstags geschlossen bleibt. Ersatz fand der Chor mit dem großräumigen Vereinshaus des Kleingartenvereins am Volkspark.

Proben im Freien

Einen Ersatzproberaum brauchte auch der Volks-Chor Dinslaken, der kleine Saal vom Hiesfelder Hof lässt ein Einhalten der bei Chören besonders großen Abstandsregeln nicht zu. Hier fand sich das Ledigenheim als Ausweichort. Zu klein ist das Ledigenheim jedoch unter den aktuellen Regeln für Konzerte der musischen Vereinigungen. Deshalb plant die AG musischer Vereinigungen nun in Kooperation mit dem Fachdienst Kultur mit der Aula des OHG. Am 8. November soll es dort das erste gemeinsame Chorkonzert seit Ausbruch der Coronapandemie geben. Mitwirkende sind das Ensemble Blechspielzeuch und der Shanty Chor Hiesfeld.

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Dieser hat sogar im Rahmen der Sommerkultur im Burgtheater ein komplettes Konzert bestreiten können. Der Grund: Die Sänger probten erst mit Online-Unterstützung, hatten dann eine Probemöglichkeit auf einem Bauernhof, wo sie im Freien singen und sich entsprechend auch auf das Konzert vorbereiten konnten. Derzeit probt der Shanty Chor im Schützenheim Holthausen. „Da passen alle Sänger in einer Reihe nebeneinander und der Chorleiter fünf Meter davor“, so Thomas Baumann. Klanglich sei das nicht berauschend, aber dafür könne der Chor in der kompletten Besetzung proben. Ähnlich nutzten die Sängerinnen vom Frauenchor Liederkranz die Sommermonate: Sie trafen sich im Garten des Vereinshauses Barmingholten, proben erst seit der vergangenen Woche wieder drinnen.

Doch auch draußen gelten Abstandsregeln und so lässt sich eine Idee – zumindest in diesem, Jahr – nicht verwirklichen. Die AG prüfte, ob ein offenes Singen vor Weihnachten als Ersatz für all die gestrichenen Adventskonzerte möglich sei, nun wurde aber in Absprache mit der DIN-Event Abstand von einem entsprechenden Angebot im Burgtheater genommen.

Normalität nach Corona? Für die Chöre bleibt im Grunde nur die Hoffnung auf einen baldigen Impfstoff, um wieder im vollen Umfang aktiv zu werden.

Corona und Kultur in Dinslaken

Auch für die Stadt Dinslaken stellt die Corona-Krise eine Herausforderung dar. Dies gilt insbesondere für das städtische Kulturangebot. „Gerade zu Beginn mussten wir damals zunächst feststellen, dass die Informationen und Vorgaben vom Land oftmals sehr kurzfristig kamen. Das war in Teilen natürlich auch dieser komplett neuartigen Situation geschuldet, die alle vor ganz neue Herausforderungen gestellt hat und noch stellen wird“, heißt es dazu von Seiten der Stadt.

Der Lockdown im März stoppte von einem Tag auf den anderen das komplette Kulturprogramm. Zugleich seien allerdings auch Überlegungen erfolgt, wie Kultur stattfinden könne. Das „Kulturrucksack“-Programm wurde von physischer Präsenz auf Online-Aktivitäten umgestellt und mit der Sommerkultur erfolgte die konsequente Nutzung des Burgtheaters als Veranstaltungsstätte unter freiem Himmel. Sie bot auch ein Forum für die lokale Szene, die auch über Förderprogramme informiert wurde.

Publikum reagiert zurückhaltend

Jetzt finden Veranstaltungen wieder drinnen statt und das Publikum reagiert zurückhaltend. Gerade bei den Kabarettabenden im Dachstudio blieb so mancher trotz bezahlter Abos zu Hause. Die Stadt weist in diesem Zusammenhang auf die Wahrung der Abstände zwischen Tischen, Desinfektion und Rückverfolgbarkeit hin.