Dinslaken/Voerde/Hünxe. Die Pandemie beherrscht den Alltag seit einem halben Jahr. Wir ziehen Bilanz mit Menschen und Institutionen. Start: Die Arbeit in den Rathäusern.

Vor einem halben Jahr hat Corona die Welt auf den Kopf gestellt. Im Alltag war fast nichts, wie es vorher war. Das betraf und betrifft Kinder und Erwachsene, Verwaltungen und Krankenhäuser, Handel und Gastronomie, Freizeit und Kultur, Schule und Jobs. Wie sind die sechs Monate mit Corona gelaufen? Welche Bilanz ziehen die Beteiligten nach einem halben Jahr? Wie geht es weiter? Das beleuchten wir in einer Serie. Zum Auftakt haben wir bei den Verwaltungen der Kommunen Dinslaken, Voerde und Hünxe nachgefragt.

Das waren Startschwierigkeiten

Vor allem die Kommunikation mit dem Land war zu Beginn der Pandemie etwas holprig. Mehrmals seien „neue Verordnungen oder Schulmails am Freitagabend gekommen und sollten am folgenden Montag bereits umgesetzt sein“, so Dinslakens Stadtsprecher Marcel Sturm. Dieser Punkt wird auch im Voerder Rathaus kritisch gesehen. Für die Schulen sei es ein großes Problem gewesen, dass die Vorgaben des Landes häufig mit „unzureichendem zeitlichen Vorlauf und teils mit inhaltlichen Überraschungen“ gekommen seien. Um etwa an Schulen und Kitas Hygienekonzepte umsetzen zu können, mussten kurzfristig Personal und Material bereit stehen: „Wir mussten Desinfektionsmittel und Hygieneartikel auf dem Markt besorgen, die zunächst in diesen Mengen gar nicht verfügbar waren“, führt Dinslakens Stadtsprecher Sturm aus.

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Auch in Hünxe mussten viele Entscheidungen unter unsicheren Rahmenbedingungen getroffen werden, so Bürgermeister Dirk Buschmann. Das Problem bei Schulen und Kitas, wie in anderen Bereichen auch, war, dass lange nicht klar war, welche Vorgaben gemacht werden und was die richtigen Maßnahmen sind. Es gab nicht „die eine richtige Maßnahme“, sondern es musste immer eine Lösung vor Ort getroffen werden. „Im Nachhinein betrachtet, waren wir aber in diesen Bereichen gut vorbereitet“, so Buschmann. Das betreffe auch die Absage der Schützenfeste – zunächst undenkbar! „Die Lage war aber so dynamisch, dass zunächst undenkbare Entscheidungen in der nächsten Woche selbstverständlich waren. Es haben alle Akteure an einem Strang gezogen und alle Schützenfeste abgesagt, was sich dann als richtige Entscheidung herausgestellt hat.“

So verhielten sich die Bürger

Für die Kontrolle der Corona-Auflagen waren die Ordnungsbehörden der Kommunen zuständig. Die meisten Bürger in Dinslaken, Voerde und Hünxe halten sich an die Regeln, heißt es aus den Rathäusern. In Dinslaken wurden dennoch 248 Bußgeldverfahren eingeleitet, „insbesondere wegen Verstößen bei Zusammenkünften im öffentlichen Raum“, so Sturm. Und: „Es liegen noch viele in der ,Warteschleife’.“ Immer wieder gingen Beschwerden in Bezug auf Gastronomie- und Gewerbebetriebe ein.

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In Voerde wurden bisher insgesamt 32 Verstöße geahndet. Die Höhe der verhängten Bußgelder bewegt sich dort bislang zwischen 200 und 1000 Euro. „Zumeist wurden Gruppen von mehreren Personen aufgegriffen. Dies geschah in der Zeit, zu der sich nur maximal zwei Personen oder ein zusammengehöriger Haushalt in der Öffentlichkeit treffen durften. Zudem wurden vereinzelt noch Verstöße im Einzelhandel festgestellt“, bilanziert die Verwaltung. Zwischen Ende März und Ende Mai waren insgesamt 28 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den verschiedensten Bereichen des Rathauses im Einsatz, um die Einhaltung der Vorgaben zur Eindämmung der Pandemie zu kontrollieren. Aktuell seien es fünf Beschäftigte aus dem Außendienst des Fachbereiches „Bürgerservice, Allgemeine Ordnung“, die Kontrollen in Gaststätten, Restaurants sowie in Handwerksbetrieben und Einzelhandelsgeschäften vornähmen.

Da es aktuell in Voerde keine steigenden Infektionszahlen „über das bisherige Maß hinaus“ gebe, sei noch keine Aufstockung erfolgt. Die intensiv durchgeführten Kontrollen seien bei der Bürgerschaft gut angekommen, wie auch die Corona-Hotline.

Das Hünxer Ordnungsamt hat in der Zeit der Kontaktbeschränkungen erstmals einen geregelten Streifendienst durchgeführt. Dieser wurde durch Mitarbeiter aus dem Haus verstärkt. Insgesamt kamen 120 Streifendienste (zwei Mitarbeiter, drei bis vier Stunden, etwa 80 km Fahrstrecke) außerhalb der Dienstzeit zusammen. Fehlverhalten wurde nach Ansprache durch die Mitarbeiter abgestellt. Es mussten keine Bußgelder verhängt werden.

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So änderte sich die Arbeit im Rathaus

Auch die Verwaltungen unterliegen den Kontaktbeschränkungen: In Hünxe wurde deutlich mehr auf Distanz geachtet, so Bürgermeister Buschmann. Dort, wo es „sinnvoll und umsetzbar war, sei die Arbeit ins häusliche Umfeld verlagert worden, heißt es von Seiten der Voerder Verwaltung, die grundsätzlich festhält, dass das Rathaus zu keinem Zeitpunkt einer Komplettschließung unterlegen habe. Unaufschiebbare Angelegenheiten hätten Bürger durchgängig nach vorheriger Terminabstimmung erledigen können. Die Erfahrungen damit werden von der Verwaltung „durchweg als positiv“ gewertet. Verwaltungsintern hat sich die Corona-Krise auch insofern ausgewirkt, als dass sich die Teams mehr abstimmen müssen, um die Aufgabenerledigung sicherzustellen. Auch Dinslaken ging flexibel mit Homeoffice um, Bürgerbüros schlossen, Termine gab es nach Vereinbarung. „Auch das war eine Umstellung, von der wir den Eindruck haben, dass sie insgesamt recht gut funktioniert,“ bilanziert Marcel Sturm.

Das wollten die Bürger wissen

Die telefonische Beratung in allen Bereichen hat zugenommen, heißt es in Hünxe. Denn seit Beginn der Pandemie ist vielfach der Rat der Kommunen zur Umsetzung der Corona-Verordnung gefragt.

Vereine, Organisationen und Bürger erkundigen sich nach der Zulässigkeit von Veranstaltungen, Öffnungen von Betrieben. Unternehmen und Selbstständige wandten sich „gerade in der Anfangszeit mit dem Lock-Down“ hilfesuchend an die Wirtschaftsförderung Dinslaken, die neben persönlichen Gesprächen ein Beratungs- und Kontaktnetzwerk aufgebaut und eine Übersicht mit Anlaufstellen erstellt hat, so Sturm: „Insgesamt ein sehr großer individueller Beratungsbedarf, dem wir versuchen, sehr zeitnah nachzukommen.“ Die Stadt Voerde erklärt, dass sich seit der Pandemie der Beratungsbedarf im Ordnungs-, Schul-, Sozial- und Jugendbereich verstärkt habe.

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So geht es weiter

Corona stelle „eine große Herausforderung“ in Dinslaken dar, bilanziert Sturm für Dinslaken. „Zugleich sehen wir auch, wie viel Kraft und Solidarität es doch hier in der Stadt gibt.“ Vor allem „mit Blick auf die Kitas und Schulen wird der gerade begonnene Herbst noch besondere Herausforderungen auch für Eltern bringen, wenn die üblichen saisonalen Erkältungssymptome sich bemerkbar machen“, so Sturm.

Insgesamt sei Hünxe gut durch die Corona-Krise gekommen, meint Bürgermeister Buschmann. Erst in den letzten Wochen gab es vermehrt Infektionen in Schulen. Diese aktuell steigenden Infektionszahlen und der für die kalte Jahreszeit befürchtete weitere Anstieg geben auch in Dinslaken „Anlass zur Sorge“, so Sturm: „Wir alle dürfen in der Hygienevorsorge nicht nachlassen.“

Im Voerder Rathaus wird nicht davon ausgegangen, dass es wieder zu landesweiten Schul- und Kitaschließungen kommen wird. Erfreulicherweise sei man inzwischen in der Lage „mit vereinzelt auftretendem Infektionsaufkommen deutlich differenzierter umzugehen“. Als wichtige Bausteine zur Eindämmung einer erneut verstärkten Ausbreitung des Coronavirus’ sieht Voerde, dass Teilnehmer- und Besuchslisten bei Veranstaltungen, in Restaurants und Gaststätten vollständig geführt werden und geeigneter Mund-Nasen-Schutz konsequent getragen wird. „Hierauf werden wir in den nächsten Wochen verstärkt achten“, kündigt die Verwaltung an.