Kreis Wesel. Aussteigerkarten von Risikoreisenden kommen nur teilweise und unvollständig an. Kreis Wesel kann nicht mehr alle Infektionsketten nachvollziehen.

36 neue Infektionen mit dem Coronavirus im Kreis Wesel übers Wochenende, allein 13 neue Fälle in Dinslaken. An der Ernst-Barlach-Gesamtschule sind, wie berichtet, bereits zwei Schulklassen in Quarantäne, auch an der Gesamtschule Hünxe gibt es einen Coronafall.

Die Coronazahlen steigen seit Wochen stetig – auch in vielen anderen Städten im Kreis Wesel. Um die Ansteckungsgefahr durch Urlaubsrückkehrer aus Risikogebieten zu minimieren, hat die Bundesregierung mit Wirkung vom 7. August eine Testpflicht eingeführt. Allerdings kann der Kreis diese kaum kontrollieren.

34 neue Infektionen: Meist sind Reiserückkehrer die Ursache

Insgesamt zählte der Kreis Wesel am Montag 1130 Infektionen mit dem Coronavirus, am Freitag waren es 1094 Fälle. In Dinslaken sind die Zahlen von 138 auf 151 gestiegen - hier gibt es nun 25 akute Infektionen statt zwölf am Freitag. Der kreisweite Anstieg ist zu einem großen Teil auf Reiserückkehrer zurückzuführen, so Anja Schulte, Sprecherin des Kreises Wesel.

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Einen Teil der Infektionsketten kann der Kreis allerdings auch nicht mehr nachvollziehen, so die Kreissprecherin – ähnlich also wie zu Beginn der Pandemie. Oftmals sei der Kreis nicht mehr in der Lage, „die Infektionen auf ein Ereignis zurückzuführen,“ so Anja Schulte.

Autoreisen: Kreis geht von Dunkelziffer aus

Eigentlich sind alle Rückkehrer aus Risikogebieten verpflichtet, sich testen zu lassen oder dem Gesundheitsamt einen negativen Test vorzulegen. Tatsächlich erhält das Gesundheitsamt auch Testergebnisse der Zentren an den Flughäfen. Aber der Kreis geht davon aus, dass sich andere Reisende, die etwa mit dem Auto unterwegs waren, weder testen lassen noch in Quarantäne begeben.

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„Es melden sich nicht alle Reiserückkehrer bei uns. Und wir wissen ja nicht, wer wo im Urlaub war“, so Anja Schulte. Der Kreis, der die Einhaltung der Verordnung stichprobenartig kontrollieren soll, sei auf die Freiwilligkeit und Vernunft der Bürger angewiesen.

Aussteigerkarten: unvollständig und unleserlich

Zur Kontrolle der Testpflicht, die den Gesundheitsbehörden vor Ort obliegt, sollten diesen zudem die Aussteigerkarten zur Verfügung gestellt werden, die Einreisende aus Risikogebieten mit dem Flugzeug, Schiff, Bus oder mit der Bahn ausfüllen müssen.

Auch das scheint nicht wirklich zu funktionieren. Nur „sporadisch“ würden dem Gesundheitsamt des Kreises Wesel Aussteigerkarten zugesendet, so Anja Schulte. Diese stammen aber nur von Flugreisenden und sind handschriftlich ausgefüllt. Heißt: Sie sind „zum Teil leider unvollständig oder unleserlich, weshalb sich eine Bearbeitung schwierig gestaltet,“ so Anja Schulte.

Erhöhter Personalaufwand - und die App hilft nicht

Die steigenden Fallzahlen bedeuten für die Mitarbeiter des Kreises Wesel zudem erhöhten Personalaufwand. Denn die möglichen Kontakte positiv getesteter Personen müssen weiterhin per Hand nachverfolgt werden. Die Corona Warn App nutzt dabei nichts.

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Die Behörden werden nicht über Meldungen der App informiert, so Anja Schulte: „Vielmehr soll derjenige, bei dem die App eine Risikobegegnung signifikanter Art anzeigt, von sich aus tätig werden und sich dann gegebenenfalls selbst testen lassen. Darüber, wie viele Bürger im Kreis Wesel dies bisher getan haben, liegen dem Gesundheitsamt keine Informationen vor.“

Landrat und Bürgermeister appellieren an die Bürger

Wegen der steigenden Corona-Fallzahlen im Kreis Wesel und des Schulstarts in der vergangenen Woche wenden sich Landrat Dr. Ansgar Müller und die im Kreis Wesel in einem gemeinsamen Appell an die Bürger. Landrat Dr. Ansgar Müller: „Die Corona-Pandemie ist auch im Kreis Wesel noch nicht ausgestanden. Wir alle sind weiter gefordert, die bekannten Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten.“

Bürgermeister Michael Heidinger (Dinslaken): „Die Pandemie ist nicht vorbei. Wir müssen vorsichtig bleiben. Gerade der Schulstart ist eine weitere Herausforderung. Lassen Sie uns alle solidarisch aufeinander aufpassen und die Hygieneregeln einhalten. Bleiben Sie gesund und zuversichtlich!“ Bürgermeister Dirk Buschmann, Hünxe: „Wir müssen dem kritischen Anstieg der Infektionszahlen weiter entgegenwirken. Es gilt sowohl die wirtschaftlichen, als auch die gesellschaftlichen Folgen einer möglichen zweiten Welle zu verhindern. Beachten Sie deshalb bitte weiterhin die AHA Regel: Abstand, Hygiene, Alltagsmaske.“

Bürgermeister Dirk Haarmann, Voerde: „Wir stehen unseren Kindern gegenüber in der Verantwortung, durch weiterhin diszipliniertes Verhalten und Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln einen ordentlichen Schulbetrieb zu ermöglichen. Kinder und deren Eltern wären bei einem erneuten Ausfall die Leidtragenden.“