Dinslaken. An der Ernst-Barlach-Gesamtschule überschlugen sich die Ereignisse: positive Corona-Tests bei zwei Schülern - beide Klassen müssen in Quarantäne.
An der Ernst-Barlach-Gesamtschule überschlugen sich am Wochenende die Ereignisse. Zwei Kinder wurden positiv auf Corona getestet, beide kamen wahrscheinlich aus Risikogebieten. Die Schüler besuchen die Klassen 5b und 5c. Beide Klassen werden nun für zwei Wochen unter Quarantäne gestellt.
Das ist der Hintergrund
Von der ersten Infektion erfuhr Schuleiter Ulrich Wangerin am Samstag. Der Vater des Jungen ist Wangerin zufolge schwer an Corona erkrankt. In Folge der Erkrankung wurde die ganze Familie auf das Virus getestet. Wann der Test bei dem Schüler erfolgte und ob danach noch in der Schule war, ließ sich am Sonntagnachmittag nicht feststellen, so Schulleiter Ulrich Wangerin. Der Junge war auf jeden Fall Mittwoch und Donnerstag in der Schule. Am Freitag sei er – anders als zunächst von der Schule kommuniziert – nicht erschienen. Zwar hätten die Schüler an diesen Tagen nur vier Stunden Unterricht gehabt und dies auch nur bei den Klassenlehrern, so dass der Schüler „keinen Kontakt zu anderen Lehrern“ gehabt habe. Aber „in den Pausen könnte er natürlich zu allen Schülern der Dependance Goethestraße Kontakt gehabt haben“, so Wangerin. In dem Gebäude an der Goethestraße werden bekanntlich die Jahrgänge 5 und 6 unterrichtet.
Schulleiter hat Gesundheitsamt nicht erreicht
Als Ulrich Wangerin am Samstag von der Erkrankung erfuhr, hat er die Bezirksregierung informiert und sofort versucht, das Gesundheitsamt des Kreises Wesel zu erreichen. „Das ist die Ansage, die wir Schulleiter bekommen haben: Das örtliche Gesundheitsamt entscheidet über alle Maßnahmen.“ Aber das Gesundheitsamt sei am Wochenende nicht erreichbar – eine Erfahrung, die auch die Verbundleitung der katholischen Kitas in Dinslaken am vorherigen Wochenende gemacht hat.
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Ulrich Wangerin ärgerte sich: „Es ist doch ungewöhnlich in diesen Zeiten, dass wir in unseren Ämtern stur Wochenende machen, weil Wochenende angesagt ist.“ Mindestens einen diensthabenden Arzt oder Mitarbeiter müsste man erreichen können, forderte der Schulleiter, optimalerweise gäbe es einen Testnotdienst und eine Kooperation mit einem Notlabor.
Er habe sich am Samstag „die Finger wundtelefoniert“, berichtet der EBGS-Schulleiter – vergeblich. „Am Wochenende erreichen Sie niemanden vom Gesundheitsamt. Es gibt keine Hotline, es gibt kein Nottelefon, es gibt gar nichts. Ich bin nur mit einem Anrufbeantworter des Kreises konfrontiert worden.“ Und dann erhielt er noch den Tipp, Polizei oder Feuerwehr anzurufen. Dort, so erfuhr auch die NRZ erst am Sonntagnachmittag auf Nachfrage, sei eine Notfallnummer des Gesundheitsamtes hinterlegt.
So geht es weiter
Am Sonntag meldete sich dann das Gesundheitsamt von selbst beim Schulleiter – es sei im Rahmen der Verfolgung der Kontakte des erkrankten Vaters auf die Schule gestoßen. Am Montag soll nun eine Ordnungsverfügung festlegen, dass die Kinder der Klasse 5b zwei Wochen – bis zum 31. August – in Quarantäne bleiben sollen. In dieser Zeit sollen sie Unterricht auf Distanz erhalten. Die drei betroffenen Lehrerinnen sollen ebenfalls im Lauf der Woche getestet werden – wegen der Inkubationszeit allerdings nicht schon am Montag. Bis das Testergebnis feststeht, bleiben sie ebenfalls in Quarantäne. Der Klassenraum G11, in dem sich die Schulklasse aufgehalten hat, muss gründlich gereinigt werden. Diese Aufgabe übernehmen die Reinigungskräfte der Schule.
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„Keine Gesundheitsgefahr“ für alle anderen Schüler
Die Eltern hatte Wangerin noch am Samstag über die Schul-Homepage informiert. Das will er „nicht als Panikmache sondern als sachlichen Beitrag“ verstanden wissen. Es sei ja durchaus möglich, dass es in den Familien der betroffenen Klasse Risikopatienten gebe. „Die Eltern können nur besonnen reagieren, wenn sie Informationen haben.“
Dennoch machen sich viele Eltern der Gesamtschule große Sorgen. Wangerins Telefon stand am Sonntag nicht mehr still. Manche wollen ihre Kinder am Montag nicht zur Schule schicken – etwa weil diese in der Schlange hinter einem Schüler der 5b gestanden hätten.
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Für die übrigen Schüler bestehe aber keine Gesundheitsgefahr, teilte Wangerin die Einschätzung des Gesundheitsamts mit – die sich allerdings wenige Stunden später, am Sonntagabend, überholt hatte: Zwar hat der Junge die ganze Zeit vorbildlich Maske getragen und das Hygienekonzept der Schule habe sich bei der Überprüfung auch bewährt, so Wangerin. Dennoch wurde dem Schulleiter eine weitere Infektion mitgeteilt: Der ebenfalls positiv getestete Schüler der Klasse 5c habe sich aber wohl nicht in Dinslaken angesteckt – sondern sei gerade aus einem Risikogebiet zurückgekehrt. Für seine Klasse gilt dasselbe wie für die 5b: Sie muss zwei Wochen in Quarantäne, die Lehrer werden ebenfalls getestet und stehen bis dahin unter Quarantäne.
Schulleiter verweist auf Schulpflicht
Alle Schüler außer den Kindern der 5b und 5c „haben Schule und Unterricht nach Stundenplan zu besuchen“, für sie gelte weiterhin die Schulpflicht, ebenso wie die Lehrer „ihren Dienst nach Plan wahrzunehmen“ hätten, betont Wangerin – und fürchtet dennoch, dass Panik ausbricht. „Das betrifft ja am Ende die ganze Dependance Goethestraße.“