Dinslaken. Unbekannte haben nachts zahlreiche Scheiben auf dem Zechengelände Lohberg zerschlagen. Polizei redet von neuer Ausprägung der Zerstörungswut.

Von Anja Hasenjürgen

„Schraube locker oder Rad ab?“ Diese Frage steht auf einem Schild im Kreativquartier Lohberg und sie stellt sich tatsächlich angesichts dessen, was Unbekannte dort in der Nacht auf Dienstag angerichtet haben. Mit Brachialgewalt wurden zahlreiche Scheiben an mehreren Gebäuden eingeschlagen - von der ehemaligen Zeche bis zum neuen Restaurant Zeloh, außerdem bedienten sich die Unbekannten auf einer Baustelle.

Die Polizei überbrachte die schlechte Nachricht

Die Polizei überbrachte Andreas Magedanz die schlechte Nachricht: An seinem Lokal wurden vier große Scheiben eingeschlagen. Außerdem haben die Unbekannten sämtliche Marktschirme vor dem Lokal aufgeschlitzt. Ein Passant hatte morgens den Schaden entdeckt und die Polizei alarmiert.

Als Ute Magedanz den Schaden sah, standen ihr die Tränen in den Augen. Ende vergangenen Jahres erst haben die beiden die Gastronomie unterm Förderturm eröffnet, viel Geld und Liebe in ihren Traum vom Lokal investiert. „Dann kam Corona“, so Andreas Magedanz – und der Laden musste für Wochen schließen.

Am Pförtnerhäuschen wurden fast alle Scheiben an der Hofseite zerstört.
Am Pförtnerhäuschen wurden fast alle Scheiben an der Hofseite zerstört. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Schaden liegt bei etwa 12.000 Euro

Während der Bauzeit, so der Chef, hätte er sich nicht gewundert, wenn mal etwas eingeschlagen oder gestohlen worden wäre. Zum Glück sei zu dieser Zeit nichts passiert. Bis jetzt. Der Schaden, so schätzt Andreas Magedanz, liegt bei rund 12.000 Euro.

Die Täter haben offenbar zuerst mit einem Pflasterstein versucht, die Scheiben am Eingang einzuschlagen. Steinreste an der Scheibe belegen das. Als das nicht ausreichte, haben sie sich offenbar einen der stählernen Kerzenhalter gegriffen, die den Biergarten schmücken – und damit ausgeholt. Die Löcher in den anderen Scheiben haben Rostspuren, so Magedanz. Auch das noch im Bau befindliche Bürogebäude nebenan haben die Unbekannten heimgesucht und auch hier Scheiben an Tür und Fenstern eingeschlagen.

Auf der RAG-Baustelle wurden Zaunelemente gestohlen

Den Pflasterstein haben die Täter in den Kies vor dem Restaurant fallen lassen, der Kerzenhalter ist verschwunden. Von der RAG-Baustelle unter dem Fördergerüst nebenan wurden Stabmattenzäune geklaut. Auch das noch im Bau befindliche Bürogebäude auf der anderen Seite der Zeloh haben die Unbekannten heimgesucht und auch hier Scheiben an Tür und Fenster eingeschlagen. Der Ziegel, so vermutet Magedanz, stammt von der Baustelle an der ehemaligen Zechen-Hauptverwaltung. Auch hier ist eine Scheibe abgeklebt, ebenso in Walburga Schild-Griesbecks Atelier Freiart.

Das Atelier hat die zerschlagene Fensterscheibe provisorisch ersetzt.
Das Atelier hat die zerschlagene Fensterscheibe provisorisch ersetzt. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Pförtnerhäuschen wurde gerade erst saniert

Am denkmalgeschützten Pförtnerhäuschen, das die Stiftung Ledigenheim vor vier Jahren erst saniert und originalgetreu wieder hergerichtet hat, scheint kaum noch ein Fenster heil. Fünf Scheiben haben die Täter an der Hofseite eingeschlagen, die andere Seite des Gebäudes ist zum Glück durch einen Bauzaun versperrt.

Janet Rauch von der Stiftung Ledigenheim rechnet mit einem beträchtlichen Schaden. Vor einigen Wochen sei schon einmal eine Scheibe eingeschlagen worden – weil es sich bei den Fenstern um die in den Lohberger Denkmälern üblichen Sprossenfenster handelt, ist der Schaden höher als bei normalen Fensterscheiben. Auch hier liegt das mutmaßliche Tatwerkzeug, diesmal ein roter Pflasterstein, noch vor der Tür.

Fußball und Antifa: Schmierereien an der Zechenwerkstatt

Ute und Andreas Magedanz wollen ihr Restaurant nun mit Kameras ausrüsten. In dem Bereich fehle derzeit vor allem nachts noch die Sozialkontrolle. Das zeige sich an den Graffiti, mit denen die Zechenwerkstatt gegenüber – die noch im Besitz der RAG ist, die die Freilicht AG aber kaufen will – zunehmend beschmiert werden, so Andreas Magedanz: Fußballfans und die Antifa haben das Gebäude großflächig beschmiert. „Das wird immer mehr“, bedauert der Restaurantbesitzer, dessen Gäste auf die Zechenwerkstatt schauen. Möglicherweise wurden auch hier Fenster beschädigt. Das fällt zwar bei der Menge der kaputten Scheiben nicht mehr auf – „trotzdem berechtigen elf kaputte Fenster ja niemanden, auch noch das zwölfte einzuschmeißen“, so Magedanz.

Das mutmaßliche Tatwerkzeug: Mit dem Ziegelstein haben die Täter wohl die Scheiben an der Eingangstür der Zeloh zerstört.
Das mutmaßliche Tatwerkzeug: Mit dem Ziegelstein haben die Täter wohl die Scheiben an der Eingangstür der Zeloh zerstört. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Nach dem Eindruck der Polizei nimmt die Zerstörungswut zu

Andrea Margraf, Sprecherin der Kreispolizeibehörde, schüttelt den Kopf angesichts der blinden Zerstörungswut. Immer wieder einmal gebe es in den Sommerferien Vandalismus – im vergangenen Jahr haben Unbekannte etwa in Hiesfeld das Schulzentrum und den Friedhof beschmiert. „Aber dass die Täter so brachial vorgehen, ist neu“, sagt Andrea Margraf – und erinnert in dem Zusammenhang an die zerstörten „Alltagsmenschen“-Skulpturen in Moers und Rheinberg.

Die Zeloh feiert übrigens am Samstag, 1. August, trotz allem gemeinsam mit Barese, DJ Igor Lopez und Chicha Music den geplanten Terrassenabend. „Wir lassen uns nicht unterkriegen,“ so Andreas Magedanz.
Die Polizei bittet um Hinweise unter Tel. 02064/6220.

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