Voerde. Die Voerder Christdemokraten gründen ihre Befürchtungen zur Flächenentwicklung des Kraftwerksgeländes in Möllen auf das Geschehen in Lünen.
Die CDU-Fraktion legt nach der kontroversen Debatte im Stadtrat um ihren später abgelehnten Antrag zur Entwicklung des brachliegenden und sich im Besitz von Steag und RWE befindenden Kraftwerksareals in Möllen noch einmal nach und verweist auf eine neue Entwicklung an einem ähnlichen Standort: Es geht um das Gelände des ebenfalls stillgelegten Kohlekraftwerkes in Lünen. Dieses Grundstück haben die Voerder Christdemokraten deshalb im Blick, da es ehedem der Steag gehörte, die es an eine in Gütersloh ansässige Unternehmens-Gruppe verkaufte. Der neue Eigentümer wolle das Areal „nach eigenen Vorstellungen“ zu einem „Logistik-Standort entwickeln und vermarkten, sagte die hiesige CDU und berief sich dabei auf entsprechende Presseberichte und Aussagen bei einem Treffen mit CDU-Vertretern in Lünen.
CDU-Fraktionschef würde sich von Eigentümern verbindliche Erklärung wünschen
Nun machte die Unternehmens-Gruppe öffentlich, den Großteil der früheren Kraftwerksfläche in Lünen, etwa 70 Prozent, weiterveräußert zu haben: an eine Firma aus Düsseldorf. Diese sei, erklärt die Voerder CDU-Fraktion, auf die „Revitalisierung von Industriestandorten“ spezialisiert. Die Firma wirbt auf ihrer Webseite damit, bundesweit Lösungen für moderne Logistik- und Gewerbeimmobilien zu entwickeln, zu bauen und zu bewirtschaften.
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Nach Informationen der Voerder CDU soll das Geschäft zustande gekommen sein, obwohl die Stadt Lünen und einige Unternehmen zuvor Kaufinteresse signalisiert hätten. In der Ratssitzung am Dienstag habe Voerdes SPD-Fraktionschef Uwe Goemann erklärt, in Lünen ein Büro und die Lage bestens im Blick zu haben. Dass die dortige Politik „von den Unternehmen ignoriert wird, berichtete er nicht“, kritisiert die CDU in einer Pressemitteilung.
„Wie schließen wir aus, dass bei uns in Voerde Ähnliches passiert?“, fragt Ingo Hülser im Gespräch mit der NRZ. Der CDU-Fraktionschef würde sich eine verbindliche Erklärung dazu von den beiden Eigentümern Steag und RWE wünschen, an keinen Investor zu verkaufen, wenn eine Entwicklung, wie sie nun Lünen passiere, „ausgeschlossen werden soll“. Dass damit ein solches Vorgehen nicht endgültig vom Tisch wäre, wisse er, aber es wäre zumindest ein wichtiges Signal. „Wir müssen dafür sorgen, dass wir Herr im eigenen Haus bleiben.“ Das einzige Instrument, dort Dinge zu verhindern, die Politik nicht wolle, sei der Bebauungsplan.
Demonstrative Solidarisierung
Die CDU-Fraktion sorgt sich eigenen Angaben zufolge darum, dass auf dem kompletten ausgedienten Kraftwerksareal in Möllen wieder Industrie angesiedelt werden könnte. Die Christdemokraten, denen SPD-Fraktionschef Uwe Goemann im Stadtrat zugerufen hatte, mit diesem Thema keinen Wahlkampf zu betreiben, solidarisiert sich nun mit den Bürgern in dem Stadtteil und darüber hinaus: „Wir und nach meinem Gefühl alle Möllener, ja alle Voerder, wollen, dass dort in erster Linie Häuser, Wohnungen, Gastronomie und kleinteiliges Gewerbe entsteht“, erklärt Ingo Hülser. Nach vier Jahrzehnten Kraftwerk solle nun etwas Schönes am Rheinufer entstehen.
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Außerdem wiederholt die CDU in der Mitteilung den zweiten Punkt, den sie in dem abgelehnten Antrag anführt: die von der Stadt und den Eigentümern entwickelte Machbarkeitsstudie, die Schwerindustrie, emittierendes Gewerbe und Logistik ausschließe. Dies widerspreche jedoch eindeutig den Anforderungen an eine regionale Kooperationsfläche, als die das Gelände in Möllen ausgewiesen werden soll. Die CDU fragt sich, wie dies zu dem in Voerde favorisierten Nutzungsmix aus Energie, Gewerbe und vor allem Wohnen passt. Das Land suche händeringend nach Flächen für Industrieansiedlung, auch für stark emittierende Industrie, die niemand gerne vor der Haustür habe. „Wir wollen nicht, dass die Menschen in Möllen und Götterswickerhamm wieder unter einer Dreckschleuder leiden müssen“, mahnt Hülser.
Dass der Antrag mit der Bitte an die Verwaltung die beiden Fragen, zu überprüfen, die sich für sie zu dem Komplex stellen, im Stadtrat von SPD und Grünen abgelehnt wurde, macht ihn immer noch „fassungslos“. Man wolle einfach nicht, dass die CDU in Wahlkampfzeiten mit dem Kraftwerksgelände in Verbindung gebracht werde, sagte er gegenüber der NRZ. (P.K.)