Dinslaken. Der Eigentümer des Stammen-Hauses hat das Glockenspiel an einen Schrotthändler verkauft. Die Lebenshilfe gesteht Fehler beim Verkauf ein.
Das Glockenspiel vom Stammen-Haus an der Neustraße wurde möglicherweise eingeschmolzen. Das sagte der neue Eigentümer des Stammen-Hauses am Freitag beim Gespräch mit Bürgermeister Michael Heidinger. Er habe nach eigener Aussage nicht um die Bedeutung des Glockenspiels gewusst, so teilte der Restaurantbesitzer aus Gelsenkirchen dem Bürgermeister mit, und es einem Schrotthändler verkauft. Ob es noch existiert oder möglicherweise schon eingeschmolzen wurde, sei ihm nicht bekannt.
Bürgermeister hofft, „dass das Glockenspiel noch erhalten ist“
Bürgermeister Heidinger hat den Eigentümer gebeten, „unverzüglich Kontakt zum Verwerter aufzunehmen“. Sollte er diesen am Freitag nicht mehr erreichen, soll der Kontakt am Montag „unverzüglich aufgenommen“ werden. Der Eigentümer hat dies zugesagt, so Stadtsprecher Marcel Sturm. Ziel ist es, schnellstmöglich herauszufinden, ob das Glockenspiel noch existiert und sicherzustellen, dass es erhalten bleibt, um dann eine „Rückführung“ nach Dinslaken zu besprechen.
Bürgermeister Heidinger hat gebeten, unmittelbar nach erfolgter Kontaktaufnahme informiert zu werden. „Der Bürgermeister und die gesamte Stadtverwaltung hoffen, dass das Glockenspiel noch erhalten ist“, so Sturm.
Fassade muss in Einklang mit der Gestaltungssatzung gebracht werden
Auch die Gestaltungssatzung war dem neuen Eigentümer unbekannt. Die Umgestaltung der Fassade verstößt gegen die Satzung, es sind Bußgelder bis 100.000 Euro möglich. Im Gespräch habe Bürgermeister Heidinger „unmissverständlich“ klar gemacht, dass die Fassade des Hauses so nicht bleiben könne und wieder in Einklang mit der Gestaltungssatzung gebracht werden müsse, so Sturm.
Dazu soll es in der kommenden Woche ein Gespräch zwischen dem Eigentümer und der Bauaufsicht der Stadt geben, um fachlich alle Notwendigkeiten festzulegen. Ob die Fassade unter der Dämmung noch vorhanden ist, ist der Stadt nicht bekannt.
„Konstruktiv“ aber auch „unmissverständlich“
Die Unterredung zwischen Bürgermeister und Hauseigentümer sei, „sehr konstruktiv, zugleich aber auch unmissverständlich“ verlaufen, so Marcel Sturm zur Gesprächsatmosphäre.
Vorsitzender des Stadtmarketingvereins ist „fassungslos“
Der Stadtmarketing-Verein hatte sich am Donnerstag bereit erklärt, das Glockenspiel zurückzukaufen. Dabei wird er von der Lebenshilfe unterstützt (weiterer Bericht dazu folgt). Diese hat in einem Gespräch am Freitag „Fehler“ beim Verkauf des Hauses eingeräumt und will sich an der Wiederbeschaffung des Glockenspiels beteiligen. Dass das Glockenspiel, das für viele Dinslakener ein Stück Heimat ist, an einen Schrotthändler verkauf wurde, macht Andreas Eickhoff, Vorsitzender des Stadtmarketing-Vereins, „fasssungslos“. Als die Lebenshilfe, die das Haus einst vom Uhrmacher Hans Stammen geerbt hat, dieseszum Verkauf angeboten hat, hat Eickhoff ebenfalls ein Kaufangebot abgegeben: Er wollte die historische Fassade sanieren.
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Diese Fragen sind offen
Welche Summe der neue Eigentümer von dem Schrotthändler für das Glockenspiel bekommen hat, diese Frage konnte die Stadt nicht beantworten. Auch, was der neue Besitzer mit dem Haus vorhat, sei nicht bekannt. Ebenso offen ist der Verbleib der zehn vergoldeten Glocken, die bis 1998 das Glockenspiel ergänzten und bei der Überarbeitung damals abgenommen wurden.