Dinslaken. Wer weiß, wo das Dinslakener Glockenspiel aktuell ist? Der Stadtmarketing-Verein will das verschwundene Wahrzeichen der Neustraße zurückkaufen.
Viele Jahre lang hat es die vollen Stunden angeschlagen und mittags „Am Brunnen vor dem Tore“ gespielt – nun ist das Glockenspiel an der Neustraße verschwunden und viele Bürger vermissen es. Niemand – außer dem neuen Eigentümer – weiß, was mit dem Glockenspiel passiert ist. Wurde es verkauft? Eingeschmolzen? Eingelagert? Nun kommt Bewegung in die Sache: Der neue Eigentümer ist am Freitag zum Bespräch bei Bürgermeister Michael Heidinger. Und der Stadtmarketingverein Dinslaken bemüht sich, das Glockenspiel zurückkaufen.
Vier-Augen-Gespräch mit dem Bürgermeister
Der Bürgermeister hatte das Glockenspiel nach der Berichterstattung in der NRZ zur Chefsache erklärt und den neuen Eigentümer des Hauses, einen Restaurantbesitzer aus dem Ruhrgebiet, kontaktiert. Dieser kommt nun am Freitag zu einem Vier-Augen-Gespräch mit dem Bürgermeister ins Dinslakener Rathaus. Weil die Umgestaltung der Hausfassade der Gestaltungssatzung widerspricht und nicht mit der Stadt abgestimmt wurde, könnte ihm nach Landesbaurecht eine Geldbuße von bis zu 100.000 Euro drohen.
Bitte um Hinweise: Wer hat das Glockenspiel?
Der Stadtmarketingverein, Vorsitzender Andreas Eickhoff und Vorstandsmitglied Renate Seidel, hoffen, dass das Glockenspiel noch existiert. Sie rufen auf: Wer jetzt im Besitz des Glockenspiels ist, soll sich melden (02064/828000)! Der Stadtmarketingverein würde das Glockenspiel zurückkaufen.
Andreas Eickhoffs Vater, Horst Eickhoff, Ehrenpräsident des Deutschen Holz- und Bautenschutzverbandes, hat das Haus nach dem Tod von Hans Stammen restauriert. Das geschah noch auf Wunsch des Uhrmachers, der das Haus – nebst einer Geldsumme – der Lebenshilfe vererbt hat, so Andreas Eickhoff.
Glocken-Manufaktur ist entsetzt
Bei der Firma, die das Glockenspiel damals restauriert hat – die „Glocken- und Kunstguss-Manufaktur Petit & Gebr. Edelbrock“ aus Gescher – sei man entsetzt über das Verschwinden des Schmuckstücks, berichtet Andreas Eickhoff. Das Glockenspiel sei 1998 nochmals aufwändig überarbeitet und neue Melodien aufgespielt worden. Kosten: ein Euro pro Note.
Eickhoff wollte das Haus restaurieren
Als das Haus im vergangenen Jahr zum Verkauf stand, wollte Andreas Eickhoff es gemeinsam mit Apotheker Dieter Reise erwerben. In Form einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) kaufen die beiden Dinslakener seit geraumer Zeit alte Häuser in Dinslaken, restaurieren sie und vermieten die Gewerberäume für geringes Geld. Sie wären gerne auch mit dem Stammen-Haus so verfahren. Allerdings lag das Kaufgebot unter der von der Lebenshilfe geforderten Summe.
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Lebenshilfe soll sich beteiligen
Andreas Eickhoff hat die Lebenshilfe in einem Schreiben gebeten, sich an Wiederbeschaffung des Glockenspiels zu beteiligen – bei dem Haus habe es sich immerhin um ein Geschenk gehandelt. Und er nimmt den Bürgermeister in die Pflicht: als vor rund einem Jahr der Verkauf des Hauses anstand, habe er Michael Heidinger gemahnt, auf den Erhalt des Glockenspiels zu achten.
>>Hintergrund
Das Glockenspiel bestand ursprünglich aus 26 Glocken: Die 16 Bronzeglocken hingen ursprünglich am Dachsims des Hauses, außerdem rahmten zehn kleinere, vergoldete Glocken das mittlere Fenster der ersten Etage.
Wer weiß, wo das Glockenspiel ist, den bittet Andreas Eickhoff, sich unter 02064/828000 zu melden.