Voerde. . Der Rat hat mit der Vergabeentscheidung den Weg für die konkrete Wohnquartiersplanung für das alte Grundschulgelände geebnet – gegen CDU und FDP.

  • Weg für konkrete Planung zur Entwicklung des Geländes der Pestalozzischule zum Wohnquartier ist geebnet
  • Entgegen der Vorstellung von CDU und FDP soll dort auch öffentlich geförderter Wohnungsbau stattfinden
  • Entlang der Bahnhofstraße sind zwei Gebäude, an der Alexanderstraße vier Mehrfamilienhäuser geplant

Mit der Entscheidung des Stadtrates am Mittwochabend steht nunmehr die Marschrichtung fest, in welcher Form das Gelände der alten Pestalozzischule zu einem neuen Wohnquartier entwickelt werden soll. Klar ist, dass dort auch öffentlich geförderter Wohnungsbau stattfinden soll – womit CDU und FDP ein Problem haben. Beide votierten als einzige gegen die Konzeption B 2, der SPD, Grüne, Wählergemeinschaft (WGV) und Einzelvertreter Hans-Peter Bergmann ihr Ja gaben. Der Ortsverband der Liberalen erklärt das Abstimmungsverhalten seiner Fraktion in einer Stellungnahme (s. Bericht unten). CDU wie FDP wollten Entwurf A 1 (ohne sozialen Wohnungsbau) den Vorzug geben. Damit hätte die Stadt den besten Kaufpreis erzielt, der allerdings auch noch unter den Vorstellungen im Voerder Rathaus lag: Die Stadt hatte 2,1 Millionen Euro angesetzt und bereits im Etat eingeplant.

Positionierung der Gebäude entlang der Bahnhofstraße lassen „lockere Bebauungsstruktur“ zu

Die Konzeption B 2, die auf dem rund 15 300 Quadratmeter großen ehemaligen Schulgelände zum Tragen kommen soll, stellt das zweitbeste Angebot dar. Insgesamt sind 72 Wohneinheiten (davon 34 öffentlich gefördert) vorgesehen. Entlang der Bahnhofstraße sollen zwei Gebäude mit vier Geschossen plus Staffelgeschoss entstehen. Die Bauten sind mit ihrer schmalen Seite zur Straße positioniert, so dass sie keinen Block bilden, sondern eine „lockere Bebauungsstruktur“ zulassen. Dadurch ist nach Ansicht der Verwaltung die Geschosszahl an der Stelle auch „städtebaulich vertretbar“.

Der älteste Gebäudeteil der Pestalozzischule soll erhalten bleiben.
Der älteste Gebäudeteil der Pestalozzischule soll erhalten bleiben. © Heiko Kempken

Für den südlichen Teil der Fläche zeigt der Entwurf vier Mehrfamilienhäuser. Der an der Ecke Bahnhofstraße/Pestalozzistraße gelegene älteste Trakt der ehemaligen Grundschule soll erhalten bleiben und als mögliche Nutzung hat der Investor laut Verwaltung im Vorfeld Einrichtungen für Senioren (etwa eine Demenzwohngruppe) oder eine Kita erwähnt. Dass der Gebäudeteil fortbestehen soll, war der SPD ein besonderes Anliegen. Deren Ratsherr Wolfgang Krieg stellte im Planungs- und Umweltausschuss, der vor dem Stadtrat tagte, einen Vergleich an, verwies auf den für die SPD „unabdingbaren“ Aspekt des öffentlich geförderten Wohnungsbaus und die deutlich höhere Anzahl an Wohneinheiten bei Konzeption A 1 (etwa 100), wodurch sich die Bebauung eher zusammendränge. Dies sei aus städtebaulicher Sicht nicht tragbar. Auch den höheren Erhalt des Grüns im Entwurf B und den ihm zufolge dort anders als im Entwurf A „sehr wohl“ berücksichtigten hohen Grundwasserspiegel sprach Krieg an.

Wie genau die 72 Wohneinheiten auf die geplanten sechs Gebäude verteilt werden sollen, dazu konnte die Stadt auf Nachfrage noch nichts sagen. Die Festlegung dazu erfolge ab jetzt – nachdem der Stadtrat die Vergabeentscheidung getroffen hat – mit Erarbeitung des Bebauungsplans, wie Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Baurecht, Hans-Martin Seydel, erläutert. Das Gleiche gelte für die Frage, wo genau welche Stellplätze gebaut werden. Laut Beschreibung zur Konzeption B 2 sollen insgesamt 107 Stellplätze, davon 47 öffentliche, 32 in einer Carportanlage und 30 in einer Tiefgarage, entstehen. Die Carport-Plätze sind laut Entwurf hinter den beiden an der Bahnhofstraße gelegenen Gebäuden vorgesehen. Eine gemeinsame Tiefgarage plane der Investor bisher im Bereich der vier Mehrfamilienhäuser an der Alexanderstraße.

FDP sieht keinen weiteren Bedarf für Einheiten des öffentlich geförderten Wohnungsbaus

Während der Sondersitzung des Stadtrates zum Thema Weiterentwicklung des Geländes der ehemaligen Pestalozzischule hielt sich die FDP bedeckt, jetzt meldet sich deren Ortsverband zu Wort und erklärt, warum die Liberalen das Angebot A 1 favorisiert hätten. Parteivize Arnd Benninghoff zweifelt den Bedarf für weitere 34 Einheiten öffentlich geförderten Wohnungsbaus an, wie es die Konzeption B 2 für das Areal der Pestalozzischule vorsieht. Dabei bemängelt er, dass vor der Entscheidung der Bedarf weder systematisch ermittelt, noch kommuniziert worden sei, und weist auf den Verkauf einer städtischen Fläche am Kempkenskath auch zur Schaffung öffentlich geförderten Wohnraums hin. An das Gelände der Pestalozzischule schließe sich Richtung B 8 ein innerstädtisches Areal mit sehr großem Bestand von (teils günstigen) Wohnungen an, in dem es augenscheinlich auch Leerstände gebe.

Die Stadt verzichtet nach Ansicht der FDP mit der Entscheidung zum Schulgelände auf die dortige Ansiedlung von Menschen, deren Kaufkraft einer Entwicklung entgegen wirken könne: der, so Benninghoff, zunehmenden „Verödung“ der Einzelhandelslandschaft in der Innenstadt. Die erfolgreiche Vermarktung der Bauprojekte an der Grünstraße beweise, dass es in Voerde eine relevante Nachfrage nach Wohnraum gebe, der oberhalb der Kategorie „sozialer Wohnungsbau“ angesiedelt sei.

Liberale monieren bei Ratsentscheidung „Verzicht auf Einnahmen“

Auch der höhere Angebotspreis ist für die Liberalen ein schlagendes Argument für Plan A 1, sie monieren den Verzicht auf Einnahmen. Und: „Die Versprechen der anderen Parteien, mit allen Mitteln dafür zu sorgen, dass die Steuer- und Abgabenlast (Stichwort Grundsteuer) möglichst niedrig“ bleibe beziehungsweise werde, würden so „als substanzlose, der Wählertäuschung dienende Hohlphrasen entlarvt“.