Dinslaken/Voerde/Hünxe. Geschäfte dürfen ab Montag wieder öffnen. Gaststätten und Restaurants bleiben indes weiter geschlossen. Das sorgt für Unverständnis.
Aufatmen bei vielen Einzelhändlern: Ab kommenden Montag dürfen Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern sowie – unabhängig von der Größe – Autohäuser, Fahrradhändler und Buchhandlungen unter Auflagen wieder ihre Türen öffnen. Das gleiche gilt in NRW für große Einrichtungshäuser und Babyfachmärkte. Hier hat das Land eine Sonderregelung getroffen. In der Neutor-Galerie laufen die Vorbereitungen, auch andere Händler treffen Vorkehrungen, damit sie ab Montag wieder Kunden empfangen können.
„Das kann keiner so richtig nachvollziehen“
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Bars und Restaurants bleiben indes weiter geschlossen. Die Einhaltung des Mindestabstands sei in Gaststätten nicht umsetzbar, heißt es seitens der Politik. Ein Argument, das bei Restaurantbesitzern in Dinslaken, Voerde und Hünxe für Unverständnis sorgt.
„Ich glaube, das kann keiner so richtig nachvollziehen“, sagt Detlef Pauls, Inhaber des Dinslakener Lokals „Det’s Burger & Grill“. Auch die vorgezogene Öffnung von Baumärkten ist für ihn unerklärlich. Zwar sei die Einhaltung der Corona-Maßnahmen in seinem Burgerladen tatsächlich sehr schwierig – in anderen Geschäften sei die Situation aber ähnlich.
Wenn er zum Beispiel sehe, was am Wochenende in einem Baumarkt in Dinslaken los gewesen sei, sagt Pauls. „Da nimmt im Kampf um den letzten Wasserschlauch keiner mehr Rücksicht auf den erforderlichen Mindestabstand.“ Auch bei Lokalen unter 800 Quadratmetern werde das Kundenaufkommen beträchtlich sein. „Wer will da als kleiner Unternehmer gewährleisten, dass die Regeln beachtet werden?“
Händler bleibt keine andere Wahl
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Pauls ist da selbst betroffen: Seine Geschenkboutique „La Vedera“ an der Neustraße wird ab Montag wieder öffnen. Ihm bleibe keine andere Wahl. „Das Geschäft liegt komplett am Boden.“ Der Burgerladen halte sich zumindest noch mit dem Lieferservice über Wasser. „Wir werden alle Vorgaben umsetzen“, verspricht er. „Wenn ich nur drei Leute gleichzeitig in die Boutique lasse, wird es funktionieren.“
Unklar sei aber, wie die Kunden darauf reagieren. Um für etwas Entlastung zu sorgen, wolle er einen Teil der Produkte künftig auch online anbieten. „Wir versuchen, kurzfristig ein Konzept auf die Beine zu stellen.“ Der Onlinehandel lasse sich gut mit dem Lieferdienst seines Burgerladens kombinieren.
Viele setzen auf einen Liefer- und Abholservice
Viele Restaurants setzen in dieser Coronazeit auf einen Liefer- und Abholservice, um finanziell einigermaßen über die Runden zu kommen. „Ein Schnitzel mit Pommes und Salat ist doch etwas Leckeres. Ja, es kommt weiter Geld rein, aber kein Vergleich zu früher. Es fehlen uns einfach die Feierlichkeiten“, sagt Thomas Klein, Inhaber und Koch im Gasthof Hinnemann in Voerde, den er zusammen mit Geschäftsführerin Marlies Bergmann betreibt. Und spricht von einer „schwierigen Situation“, auf die man sich aber bestmöglich vorbereitet habe. Derzeit stünden Renovierungsarbeiten im Haus an.
Der Liefer- und Abholservice bei Hinnemann seit dem 3. April – freitags bis montags von 16 bis 20 Uhr – werde, so Thomas Klein, sehr gut angenommen. „Wir beraten uns täglich und sind flexibel. Ein Anruf und das Essen wird fertig gemacht.“ Er selbst sei mit einem weiteren Koch in der Küche und fahre auch selbst Essen zu den Kunden aus.
„Die meisten Bestellungen, etwa 80 Prozent, werden aber abgeholt“, sagt Klein. Längere Wartezeiten seien da schon mal möglich. Er selbst rechnet mit einer Verlängerung der Einschränkungen über den 3. Mai hinaus, sagt aber optimistisch: „Das Geschäft wird weiter bestehen.“
Geringe Nachfrage am Mittag
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In der Gaststätte Rühl in Bruckhausen setzt Inhaberin Dorothea Rühl weiter auf ihren Abholservice, hat die Zeiten aber etwas angepasst: donnerstags bis sonntags wie bisher von 12 bis 14 und 16 bis 19 Uhr, montags und dienstags nur noch von 16 bis 19 Uhr. „Da war die Nachfrage mittags zu gering“, sagt sie. „Wir hätten uns gefreut, wenn es ab nächster Woche mit Einschränkungen im normalen Betrieb weiter gegangen wäre.“ Über Ostern habe man zwar gut zu tun gehabt, „aber es gab dennoch Einbußen, weil viele Leute bei dem schönen Wetter zuhause gegrillt haben“.
„Wir kommen über die Runden“
Dorothea Rühl hofft, nach dem 3. Mai „mit geringen Auflagen“ weitermachen zu können – in den Nebenräumen und im Biergarten, mit kleineren Tischgruppen und entsprechendem Abstand. „Wir kommen über die Runden, aber es ist nicht einfach“, sagt sie und dankt ihren treuen Kunden für die Unterstützung. Dafür stehe sie ab und zu auch selbst gern in der Küche: „Unsere klassischen Schnitzelgerichte gehen immer und wir wechseln wöchentlich die Speisenkarte.“