Dinslaken/Voerde/Hünxe. An Schulen in Dinslaken, Voerde, Hünxe werden Szenarien durchgespielt, wie ein Start nach den Ferien denkbar wäre. Land entscheidet am 15. April.
Das NRW-Schulministerium will am 15. April bekanntlich entscheiden, ob und in welcher Form der Unterricht nach den Osterferien am 20. April wieder losgehen kann. Auch Schulleiter in Dinslaken, Voerde und Hünxe wissen derzeit also nicht, auf was sie sich einstellen müssen. Die NRZ hat trotzdem gefragt, wie aus ihrer Sicht der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden sollte, ob und wie sie sich darauf bislang vorbereitet haben.
Hans-Ulrich Wangerin, Schulleiter der Ernst-Barlach-Gesamtschule (EBGS), glaubt an einen „sukzessiven Einstieg“, also daran, „dass sicherlich nicht alle Schüler am 20. April wieder zur Schule kommen werden“. Vorstellbar ist für ihn, zuerst die Abschlussjahrgänge, sprich Stufe 13 und Stufe 10, wieder an die Schule zu bekommen. „Denn für die steht ja auch am meisten auf dem Spiel.“ Nach und nach könne der Betrieb dann „von oben runter bis zu den jüngeren Klassen“ wieder geöffnet werden – je nach Entwicklung der Infektionsschutzregeln. Alle Schüler könnten auf digitalen Wegen weiter unterrichtet werden, bis sie wieder zur Schule kämen.
Hintergründe
Das Coronavirus breitet sich auch in Dinslaken, Voerde und Hünxe aus. Diese Artikel aktualisieren wir ständig:
Wangerin hofft darauf, zumindest die Abitur-Prüfungen durchführen zu können. „Die Entzerrung der Prüflinge kann gelingen – auch unter Einhaltung der dann geltenden Hygienestandards“, ist er überzeugt. „Wir haben rund 40 Räume und könnten die knapp 80 Abiturienten auf jeden Fall aufteilen“, sagt er. Wangerin spricht sich klar gegen ein Durchschnittsabitur aus, bei dem Noten aus der Qualifikationsphase zusammengerechnet und daraus dann Durchschnittsnoten gebildet werden. „Das würde ich nicht verstehen, weil ich eben glaube, dass es auch anders geht“, sagt er.
Daniel Tiszay, Schulleiter am Gustav-Heinemann-Gymnasium (GHG), ist ebenfalls überzeugt davon, dass der Schulbetrieb am 20. April nicht ganz normal wieder aufgenommen wird. „Es wäre ja auch konträr, dann wieder mit großen Gruppen in der Schule zu sein, während in anderen Bereichen noch starke Restriktionen gelten“, erklärt er. „Für mich zählen da primär auch erstmal die Anweisungen der Gesundheitsämter und nicht die des Schulministeriums“, sagt Tiszay.
Derzeit müsse auch das GHG auf die Entscheidung der Landesregierung warten, werde die Vorgaben danach natürlich umsetzen. „Das große Fragezeichen ist bei uns aktuell noch das Abitur. Ich würde mir schon wünschen, dass da auch endlich endgültig entschieden wird“, sagt Tiszay. Genau wie EBGS-Leiter Wangerin würde auch der GHG-Chef die Prüfungen gerne durchführen. „Meine Lieblingsvariante wäre, dass wir als Schule bis zu den Prüfungen geschlossen bleiben und diese dann in der Aula durchführen.“ Wünschen würde der Schulleiter sich außerdem, dass bei den Abi-Prüfungen „einfach ein Vorschlag oben drauf gelegt wird“ – es also beispielsweise nicht zwei, sondern drei Vorschläge in einem Fach gäbe. Hier könnten die Fachlehrer dann auswählen und so auch vermeiden, dass ein Thema geprüft würde, das zuvor nicht ausreichend im Unterricht behandelt worden sei. „Das wäre pragmatisch und würde den Schülern entgegenkommen. Auch die Argumentation, dass ja drei Wochen zum Lernen fehlen würden, wäre so gelöst.“
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Heike Tuda, Schulleiterin der Realschule im Gustav-Heinemann-Schulzentrum (GHZ), plant erstmal so, „dass wir am 20. April wieder starten. Wir gehen aber davon aus, dass es Einschränkungen geben wird“, betont sie. Wünschenswert wäre für sie, „dass zuerst zumindest die Schüler des zehnten Jahrgangs in die Schule kommen“. Dies sei mit Blick auf die Zentralen Prüfungen natürlich besonders wichtig.
Auch Tuda hat derzeit „noch viele Fragezeichen“, unter anderem auch, was den Einsatz ihrer Kollegen angeht. Denn: Blieben die Vorgaben die gleichen und Kollegen ab 60 Jahren sowie solche mit Vorerkrankung dürften weiter nicht unterrichten, „fielen da bei uns schon einige weg“. Die Schulleiterin wünscht sich, dass ab dem 20. April zumindest „ein gewisses Maß an Normalität“ herrscht.
Thomas Nett, Leiter am Theodor-Heuss-Gymnasium (THG), wartet die Entscheidung des Schulministerium ab. Am THG habe man zwar „verschiedene Szenarien durchgeplant“, müsse „bei allem Gestaltungswillen“ nun aber damit leben, „dass nun einige Tage lang nichts passieren wird“.
Auch Ursula Reinartz, Leiterin der Comenius-Gesamtschule, lässt die Entscheidung „auf sich zukommen“. Bis zum 15. April könne sich die Situation schließlich noch ändern „und was das Ministerium vorgibt, hängt ja am Ende auch von der tatsächlichen Lage ab“, erklärt sie.
Am Gymnasium Voerde haben Schulleiter Gerd Kube und sein Team zwei Szenarien entwickelt: Einerseits sei vorstellbar, den Schulbetrieb vorerst nur mit den Oberstufenschülern von Q1 und Q2 wieder aufzunehmen, und dann „mit deutlich weniger Schülern als sonst in deutlich kleineren Gruppen zu arbeiten“. Andererseits könne auch ein „Rollsystem“ funktionieren, bei dem die Schülerschaft aufgeteilt werde und an einem Tag die erste Gruppe in die Schule käme und am anderen dann die zweite. Die politische Entscheidung sei natürlich dennoch erstmal abzuwarten, betont er. „Dass es nach den Ferien aber weiter eine Vollschließung geben wird, halte ich für sehr unwahrscheinlich“, sagt er. Auch Kube wünscht sich, die Abiturprüfungen möglichst durchführen zu können.
Auch Klaus Ginter, Leiter der Gesamtschule Hünxe, wartet die Grundsatzentscheidung des Landes ab. Auch „wenn ich uns nicht alle am 20. April starten sehe“, habe er vorsorglich fünf Maßnahmen – darunter den Verzicht auf Großveranstaltungen für die Abschlussjahrgänge – für diesen Fall veranlasst, da die Prüfungszeiträume doch so eng beieinander liegen würden, „dass sich Auswirkungen auf den Normalbetrieb ergeben werden“. Wünschenswert fände auch Ginter, „dass die beiden Abschlussjahrgänge eine gewisse Priorität genießen“.