Dinslaken/Voerde/Hünxe. Die Blumengeschäfte in Dinslaken, Voerde und Hünxe öffnen nach und nach. Das Land hat das erlaubt. So begründet das Ministerium die Entscheidung.
Kaum hat Sabine Wüster die Tür ihres Blumengeschäfts in der Dinslakener Innenstadt geöffnet, steckt ein Stammkunde seinen Kopf herein. Ob wieder geöffnet sei, fragt er hoffnungsvoll – und tatsächlich kann Sabine Wüster ihm zusagen, dass ihr Geschäft am Donnerstag, 2. April, wieder öffnet. Andere Blumenläden in Dinslaken, Voerde und Hünxe haben schon vorgelegt.
Fachverband Deutscher Floristen hatte protestiert
Möglich macht das die am 22. März geänderte Corona-Schutzverordnung des Landes NRW. Anders als ihre Vorgängerinnen sieht sie eine Ausnahmeregelung nicht nur für Bau- und Gartenbaumärkte, sondern ausdrücklich auch für Floristen vor.
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Zuvor war der Fachverband Deutscher Floristen auf die Barrikaden gestiegen. „Die Tatsache, dass Gartenbaumärkte nicht wie der übrige Einzelhandel schließen müssen, weil sie ,Angebote zur Grundversorgung’ machen, wird in unserer Branche als erhebliche Wettbewerbsverzerrung wahrgenommen und macht viele unserer Mitglieder verständlicherweise fassungslos“, hieß es.
„Das Risiko von Kontaktinfektionen im Blumenhandel ist derzeit gering“
„Das Risiko von Kontaktinfektionen im Blumenhandel ist derzeit gering, da die Blumen nicht durch jeden Kunden berührt werden und Infektionsschutzmaßnahmen daher relativ einfach umgesetzt werden können Die Aufenthaltszeiten in Blumenläden sind hingegen kurz, Onlineaktivitäten weniger praktikabel“, erklärt Miriam Skroblies, Sprecherin des NRW-Gesundheitsministeriums, auf Anfrage der NRZ.
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Daher habe das Land „im Rahmen des Gestaltungsermessens des Normgebers nach gründlicher Abwägung“ entschieden, dass Floristen ihren Betrieb fortsetzen dürfen, wenn sie für Schutzmaßnahmen sorgen.
Dinslaken: Läden hätten nicht schließen müssen
In Dinslaken haben die Mitarbeiterinnen von Risse im März, als sich die Ladenschließungen abzeichneten, ihre letzten Blumen an die Passanten in der Innenstadt verschenkt. Dabei, so Stadtsprecher Thomas Pieperhoff, hätten die Floristen gar nicht schließen müssen.
Denn die Stadt hat die Rechtsverordnung des Landes so interpretiert, dass Floristen zu den Gartenbetrieben zu rechnen sind. Die Corona-Schutzverordnung vom 22. März gestatte zudem „ausdrücklich die Direktvermarktung von landwirtschaftlichen Betrieben“, so Pieperhoff. Insofern dürften die Blumenhändler auch auf dem Wochenmarkt Dinslaken ihre Waren anbieten. Ansonsten müsse man jeweils nachweisen, welche Blume aus dem eigenen Anbau und welche aus dem Großhandel stamme, so Pieperhoff.
Bürgermeister und Landrat einigten sich auf einheitliche Regelung
Weil die Bestimmungen zur Öffnung von Blumenläden im Kreis Wesel unterschiedlich gehandhabt worden seien, „haben sich die Bürgermeister und der Landrat in dieser Woche darauf verständigt, kreisweit einheitlich den Verkauf von Blumen auf Märkten und im Einzelhandel zu gestatten“, erklärt Thomas Pieperhoff, Sprecher der Stadt Dinslaken.
Das sagen Blumenhändler in Dinslaken, Voerde und Hünxe
„Ich bin so dankbar, dass ich wieder öffnen darf“, jubelt Blumenhändlerin Iris Rohde-Zinkner. Sie eröffnete ihr Blumengeschäft „Blumen Iris“ in Hünxe am Donnerstag wieder. „Ich bin aber auch in Gedanken bei allen, die nicht öffnen dürfen. Denen wünsche ich ganz viel Kraft, Gesundheit und Glück“, schreibt sie auf ihrer Facebookseite.
Auch Inga Maiwald ist froh, „in diesen deprimierenden Zeiten das Gemüt mit Blumen erfreuen“ zu dürfen. Ihr „Fliegenpilz“ in Bruckhausen hat seit Freitag wieder geöffnet. Sie musste das kleine Lädchen etwas umbauen, um den Vorgaben gerecht zu werden. Die Kunden reagieren alle sehr umsichtig. „Meist schauen sie erst durch die Tür, ob sie hineinkommen dürfen“.
Kunden achten auf Abstände
Sehr viel Rücksichtnahme unter den Kunden in der Corona-Krise nimmt auch Gabi Jakobs wahr. Obwohl auf den etwa 100 Quadratmetern ihres Blumengeschäfts in der Voerder Stadtmitte durchaus die Möglichkeit besteht, sich „in eine andere Ecke zu verziehen“, wie sie lachend sagt, beobachtet sie, dass Menschen, auch wenn gerade nur zwei Kunden zugleich in ihrem Laden sind, draußen warten, bis der nächste das Geschäft verlässt.
Gabi Jakobs, die in Folge der Pandemie ihre drei Mitarbeiterinnen in Kurzarbeit schicken musste, erhielt am Mittwochabend vergangener Woche von der Stadt per Telefon die Mitteilung, dass sie ihr Blumenstudio wieder öffnen könne – was sie am folgenden Tag auch tat. Sie und ihre Floristenkollegen müssen in ihren Läden Sicherheitsvorkehrungen treffen, um die vorgeschriebenen Mindestabstände einzuhalten.
Als sie ihre Türen wegen der Corona-Krise geschlossen halten musste, habe sie im „Werkstattmodus“ weiterarbeiten dürfen. Der Lieferservice konnte aufrecht erhalten werden und über die Hintertür habe man Bestellungen ausgeben können. Um dabei den vorgegebenen Mindestabstand zu den Kunden einzuhalten, wurde ein breiter Tisch in den Türbereich eingebaut, wie Gabi Jakobs berichtet.
Auch sie ist froh, dass sie ihr Blumenstudio, das seit 35 Jahren in der Voerder Stadtmitte ansässig ist, wieder öffnen konnte. Ihre Kunden „freuen sich natürlich“ ebenfalls. In ihrem Laden ist es allerdings „nicht so lebendig“ wie sonst. Gabi Jakobs spürt „eine Zurückhaltung“.
Gärtnerei war ohnehin in Betrieb
Torsten Bernds brauchte ebenfalls nur wenige Tage, um sein Blumenhaus am Friedhof an der B8 in Dinslaken zu öffnen. Die Friedhofsgärtnerei war ohnehin die ganze Zeit in Betrieb, sagt er. In Eigenarbeit baute er den vorgeschriebenen Spuckschutz. Im Außenbereich werden die Kunden ohnehin durch ein Seil auf Abstand gehalten – zumindest zu den Zwergen. Allerdings nicht wegen Corona – sondern, weil dort immer wieder etwas zu Bruch geht.
Gudula Vahnenbruck wenige Meter weiter hatte ihr Geschäft „Vahnenbruck. Blumen und mehr“ am Vinzenz-Hospital die ganze Zeit über geöffnet, weil es dort auch Zeitschriften gibt. Trotzdem ist sie froh, den Menschen mit Blumen etwas Freude bereiten zu dürfen.
Blumen Landau in der Dinslakener Innenstadt will „auf jeden Fall vor Ostern“ wieder für die Kunden da sein, sagt Heike Landau. Sie nutzt die Zeit für Umbauten im Geschäft und ist noch im „Werkstattmodus“ – sie liefert also auf Bestellung. Risse hat in 15 Städten schon wieder geöffnet. Dinslaken ist aber kurzfristig nicht auf der Liste – wegen der notwendigen Sicherheits-Umbauten. Auch „Giardino“, das Blumengeschäft in der Neutor-Galerie ist mittlerweile wieder geöffnet.
Onlineshop ist in Arbeit
Sabine und Thomas Wüster haben die Gelegenheit ergriffen, einen Internetshop aufzubauen. Er soll kommende Woche starten. Am Mittwoch wurde zuerst der Laden in Dinslaken für die Eröffnung am Donnerstag vorbereitet, eine Scheibe eingebaut und Tische als Sperre umgerückt. „Wir wollen die Kunden nicht zum Einkaufserlebnis verführen“, sagt Sabine Wüster.
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Es sei wichtig, dass die Menschen zuhause bleiben. Aber wer mag, kann „sich schöne Blumen nach Hause holen“. Die Öffnungszeiten sind zunächst eingeschränkt. Wenn sich nach der Testphase bis Ostern zeigt, dass der Laden läuft, werden die beiden Mitarbeiterinnen aus der Kurzarbeit geholt.
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