Dinslaken. Wie lassen sich brenzlige Situationen vermeiden – und wie verhält man sich bei Überfällen richtig? Darüber haben wir mit der Polizei gesprochen.

Das mulmige Gefühl lässt sich schwer abschalten, abends am Bahnhof, im Stadtpark. Viele Menschen in Dinslaken fühlen sich an diesen Stellen unwohl. Das hat das Bürgerbarometer gezeigt – auch, wenn an diesen Orten im vergangenen kaum etwas oder gar nichts geschehen ist. Wie lassen sich gefährliche Situationen vermeiden – und was ist zu tun, wenn sie doch einmal eintreten? Darüber haben wir mit Frank Postfeld, Kriminalhauptkommissar und Leiter der Kriminalprävention und des Opferschutzes der Polizei im Kreis Wesel, gesprochen.

Für den Heimweg vorsorgen

Grundsätzlich sollte man „überfallträchtige Situationen von vorneherein vermeiden“, sagt der 55-Jährige. Wer abends nach Hause möchte und sich unsicher fühlt, sollte vorsorgen: sich abholen lassen, in Begleitung gehen, mit dem Taxi zur Straßenbahn oder zum Bus fahren oder sich überhaupt ein Taxi bestellen, rät Postfeld. Auf der sicheren Seite sei man im Auto.

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Dunkle Ecken meiden

„Man soll nicht durch dunkle Straßen gehen, man soll solche Örtlichkeiten vermeiden, egal ob dort in der Vergangenheit Raubüberfälle passiert sind“, so der Leiter der Kriminalprävention. „Ich würde immer dazu raten, sich erst gar nicht in Gefahr zu begeben, wenn diese auch nur abstrakt ist.“ Heißt: finstere Ecken vermeiden und dafür auch Umwege in Kauf nehmen – im Fall des „Schwarzen Weges“ am Bahnhof etwa über die Wilhelm-Lantermann-Straße.

Frank Postfeld (re.) - hier mit seinem Kollegen Michael Kootz-Landers ist Leiter der Abteilung Kriminalprävention und Opferschutz der Kreispolizei    
Frank Postfeld (re.) - hier mit seinem Kollegen Michael Kootz-Landers ist Leiter der Abteilung Kriminalprävention und Opferschutz der Kreispolizei     © PR | Kreispolizei

Keine Anreize bieten

Manchmal aber lässt sich die finstere Ecke nicht umgehen, lässt sich nichts organisieren. Dann gilt: möglichst keinen Angriffspunkt oder Anreiz bieten. „Am besten keine Handtasche tragen, nur geringe Bargeldbeträge mitnehmen und diese in die Jacken-Innentasche stecken.“ Wer alleine unterwegs und vielleicht schon ein wenig älter sei, eine Handtasche dabei habe und und möglicherweise noch Goldschmuck trage und dann auch noch „in einer dunklen, schlecht ausgeleuchteten Straße wo kein ander verkehrt“ unterwegs sei, der biete ein leichtes Ziel. Täter würden mitunter an solchen Stellen warten oder ihr Opfer „observieren, wenn es etwa vorher am Geldautomaten war“. Größere Beträge sollte man im Inneren der Bank abheben, sich begleiten lassen, das Geld nicht in der Öffentlichkeit zählen.

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Wer abends unterwegs ist sollte „aufmerksam sein, sich umschauen, beobachten“ und entsprechend reagieren: „Treiben sich da zwielichtige Personen rum? Dann sollte man den Gang durch die Straße vermeiden.“

Öffentlichkeit suchen

Viele Menschen fühlen sich angesichts von entgegenkommenden Gruppen unsicher. Dann sollten sie versuchen, auszuweichen: die Straßenseite wechseln oder die Öffentlichkeit suchen: „Schauen, wo ist eine ausgeleuchtete Fläche, wo sind andere Personen?“ Dort sollte man hingehen – und „Öffentlichkeit herstellen“: Wer Hilfe braucht, sollte andere direkt ansprechen.

Was für ältere Menschen gilt, gilt auch für die jungen Leute nachts nach dem Feiern: Wer etwa über die Thyssenstraße nach Hause muss, ist in Fahrgemeinschaften oder in Gruppen sicherer. „Eine Gruppe wird in der Regel nicht angegangen, es ist immer leichter, Einzelpersonen zu überfallen, weil da wenig Widerstand zu erwarten ist.“

Keine Gegenwehr leisten

Im Falle eines Überfalls gilt: keine Gegenwehr leisten, das Geforderte aushändigen, „nicht den Angreifer spielen, das machen, was die Täter sagen: Dann sind die in der Regel schnell weg“, so Postfeld. Denn die Täter wollen die Beute. Auch rät die Polizei „um Gottes Willen keine Waffen einzusetzen. Weder Reizstoff noch Elektroschocker und was es da sonst noch alles gibt.“ Nicht nur, weil diese Gegenstände zum Teil verboten seien – sondern weil ihr Einsatz den Täter zur Gegenwehr reize. „Und das kann katastrophale Folgen haben. Der Täter steht unter Stress. Der möchte so schnell wie möglich weg und wenn er dann angegriffen wird, verletzt er in der Regel sein Opfer und flüchtet dann.“ Selbst das laute Schreien um Hilfe – ein oft gegebener Ratschlag – wirke nicht immer: Manche Täter schlage es in die Flucht, andere reize es zum Angriff.

Bei einigen Straßenraubdelikten im vergangenen Jahr in Dinslaken handelte es sich um Diebstähle in Geschäften in der Innenstadt, bei denen Angestellte den Täter festhalten wollten. Auch hier gelte: „keine Gegenwehr, den Täter agieren lassen.“ Auch in dieser Situation sei der Täter unter Stress, möchte möglichst schnell wieder verschwinden . „Wenn Sie den einsperren, etwa durch eine Verriegelung der Tür, eskaliert die Situation.“

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Gezielt um Hilfe bitten

Wer kann, sollte sich bei einem Überfall merken, wie der Täter aussah: Größe, Statur, auffällige Kleidung, wie hat der Täter gesprochen - das seien wichtige Hinweise für die Kriminalpolizei. Nach einem Überfall sollte man so schnell wie möglich Menschen gezielt um Hilfe bitten und schnell die Polizei zu rufen: „Helfen Sie mir bitte, ich bin überfallen worden.“ Nur um Hilfe zu schreien, bringe nichts: „Dann dreht sich jeder um und guckt verschämt weg.“

>>Kontakt zur Kriminalprävention

Die Kriminalprävention der Kreispolizei berät zu vielen Themen, u.a. zum Einbruchsschutz. Es gibt auch Seminare etwa für ältere Menschen, auch besuchen die Beamten Kitas. Informationen dazu gibt es telefonisch unter 0281/107 4422 oder -4411 sowie auf wesel.polizei.nrw./kriminalpraevention-31 . Auch der Opferschutz ist hier erreichbar.

Gute Tipps zu allen Kriminalitätsbereichen gibt es auf www.polizeiberatung.de.