Dinslaken. So erklärt Egbert Doernemann, Leiter der Polizeiwache, warum sich Menschen an manchen Stellen unwohl fühlen. Was die Polizei dagegen unternimmt.

Wenn Egbert Doernemann aus dem Fenster der Polizeiwache schaut, hat er genau den Bereich im Blick, an dem sich die meisten Menschen in Dinslaken unsicher fühlen: den Bahnhof. Der aber – das sagt zumindest die Polizeistatistik für 2019 (s. Box) – kein Kriminalitätsschwerpunkt ist. „Es gibt in Dinslaken keine besonders unsicheren Gegenden“, sagt der Leiter der Polizei Dinslaken. Auch nicht den Bahnhof.

Das Sicherheitsgefühl ist subjektiv

Dass Menschen sich dort dennoch unsicher fühlen, kann Doernemann verstehen. „Das Sicherheitsgefühl ist bei jedem anders“, sagt der 56-Jährige, der seit fünf Jahren Chef der Polizei Dinslaken ist: „Das hängt von der persönlichen Lebenssituation ab und ist sehr unterschiedlich. Wer in einer Gruppe unterwegs ist und in seiner Freizeit auch noch Kampfsport macht, fühlt sich ganz anders als jemand, der mit 75 Jahren allein unterwegs ist.“

Hier fühlen sich Menschen unbehaglich

Manche Menschen, weiß Doernemann, fühlen sich unbehaglich angesichts von Personengruppen und passieren deswegen ungern den Bahnhofsplatz, wo sich auch die Dinslakener Trinkerszene aufhält. Auch grölende Gruppen im Stadtpark tragen zum Unsicherheitsgefühl bei – ohne dass dort im vergangenen Jahr etwas passiert sei.

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Ungepflegte Ecken – herumliegender Müll, zerschlagene Scheiben, kaputte Straßenschilder – tragen zum Unsicherheitsempfinden bei, so der Dinslakener Polizeichef. Deswegen begrüßt er das „Picobello“-Versprechen der Stadt Dinslaken, die wilde Müllkippen im Stadtgebiet schnell abräumt. „Wenn sich niemand darum kümmert, empfinden die Menschen solche Stellen schnell als rechtsfreien Raum.“

Das unternehmen Polizei und Stadt

Am Verbindungsweg zwischen Bahnhof und B8 – die Stelle, an der sich besonders viele Menschen fürchten – habe die Stadt entschärft, indem sie Büsche zurückgeschnitten und die Beleuchtung erneuert hat. „Objektiv ist da im letzten Jahr nichts passiert. Nichts. Trotzdem ist es im Bewusstsein der Leute“, so Egbert Doernemann.

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Selbstverständlich laufe die Polizei in dem Bereich Streife – wie auch an anderen Stellen, die als Angstraum empfunden werden. „Es ist wichtig, die Polizei im Stadtgebiet, in der Fußgängerzone, im Bergpark zu sehen. Das Wahrnehmen führt dazu, dass man sich sicherer fühlt“, so Doernemann. Auch den Dinslakener Polizeichef selbst trifft man oft in der Stadt an: Und sei es, um Falschabbieger an der Post abzugreifen oder Radfahrern auf dem Fußgängerüberweg an der Bahnstraße zu erklären, warum es für sie selbst gefährlich ist, an der Stelle nicht abzusteigen.

Die Akzeptanz von Rechtsvorschriften nimmt ab

Bei vielen jungen Leuten, gerade in Gruppen, habe die Akzeptanz von Rechtsvorschriften und auch der unbedingte Respekt vor der Polizei abgenommen, so Doernemann. Auch deswegen beginnt die Polizeiarbeit schon früh: Mit dem Bezirksbeamten, der im Kindergarten und in der Schule etwa die Verkehrserziehung begleite. So werde ein erster Kontakt hergestellt, Vertrauen geschaffen – und Fragen beantwortet. Etwa diese: „Was muss mein Kind machen, wenn es auf dem Weg zur Schule angesprochen wird?“ Auch weiterführende Schulen besuche die Polizei – zur Gewaltprävention: „Wenn die Schulen uns mitteilen, dass Schüler auffällig sind, gehen wir in die Schulen und sprechen mit der Klasse,“ so Doernemann.

Vielleicht ist die Vertrauensarbeit der Grund, warum an Altweiber auf dem Altmarkt sofort mehrere Zeugen ihre Hilfe bei einer Auseinandersetzung angeboten haben: Eine Frau hatte Doernemann mit einer Flasche beworfen. Ausgerechnet!

Das sind die Zahlen

23 Straßenraubdelikte zählte die Polizei 2019 in Dinslaken – dazu gehören auch Diebstähle in Geschäften in der Innenstadt, bei denen versucht wurde, den Täter aufzuhalten. Die Orte: Kirmes, Friedrich-Ebert-, Ziegel-, Hans Böckler-, Hedwig-, Augusta-, Krengelstraße, Bärenkampallee, Baßfeldshof, Rotbachwanderweg, Stadtbad, B8. Mehrere gab es in der Innenstadt: Bahn-, Neu-, Saar-, Duisburger -, Wallstraße, Neutorplatz sowie an der Wielandstraße. In 17 Fällen wurden die Täter gefasst.