Dinslaken. Das Frauenhaus in Dinslaken musste 2019 insgesamt 21 Frauen und 47 Kinder abweisen. Dem Verein fehlt es aber nicht nur an freien Plätzen und Geld.

Gewalt gegen Frauen findet häufig nicht auf offener Straße statt, sondern zuhause. An einem Ort, der eigentlich Sicherheit und Geborgenheit bieten sollte. 113.674 der von Partnerschaftsgewalt betroffenen Frauen leben aber in einem gemeinsamen Haushalt mit der tatverdächtigen Person. Das zeigt die Kriminalstatistische Auswertung zur Partnerschaftsgewalt des Bundeskriminalamtes (BKA) für das Jahr 2018.

Einen sicheren Zufluchtsort können körperlich und/oder seelisch misshandelte Frauen in so genannten Frauenhäusern finden.

Dinslakener Frauenhaus gibt es seit Februar 1981

Auch in Dinslaken gibt es ein solches Frauenhaus, das von dem Verein „Frauen helfen Frauen“ am 16. Februar 1981 eröffnet worden ist. Derzeit leben hier acht Frauen und 14 Kinder. Insgesamt kann die Unterkunft neun Frauen mit ihren Kindern aufnehmen. Dabei bekommt jede Frau gemeinsam mit ihren Kindern ein Zimmer.

Um die Privatsphäre zu schützen, werden die Zimmer nie mit zwei Frauen zur gleichen Zeit belegt, weshalb es zwar nie zu einer Überbelegung kommen kann, die Zimmer dafür aber meist belegt sind. Im vergangenen Jahr mussten daher 21 Frauen und 47 Kinder abgewiesen werden, wird von Mitarbeitern des Frauenhauses auf NRZ-Nachfrage erklärt.

Frauenhaus unterstützt auch, wenn alle Zimmer belegt sind

Bei dem Schritt sich aus einer gewalttätigen Umgebung zu befreien, werden die Frauen aber trotzdem unterstützt: Sollte kein Platz frei sein, werden sie an andere Frauenhäuser oder Hilfseinrichtungen weitervermittelt. Dabei hilft auch das kostenfreie und bundesweite Hilfetelefon, das Betroffene unter 08000/ 116 116 erreichen können, sowie die Internetseite www.frauen-info-netz.de.

Ein Grund für die belegten Zimmer sei, dass es noch immer mehr Fälle von häuslicher Gewalt als Plätze im Frauenhaus gibt.

Die meisten Opfer sind weiblich

140.755 Fälle partnerschaftlicher Gewalt wurden im Jahr 2018 gezählt, 114.393 der Opfer waren weiblich. Dies geht aus der kriminalstatistischen Auswertung zur Partnerschaftsgewalt des BKA für das Jahr 2018 hervor. Um die Lage zu entspannen, versucht die SPD in Wesel ein weiteres Frauenhaus einzurichten. Aber auch mehr bezahlbarer Wohnraum könnte die Situation entspannen.

So würden Frauen schneller und einfacher eigene Wohnungen finden und somit schneller wieder in ein eigenständiges Leben außerhalb des Frauenhauses einsteigen. Die Plätze würden dann auch schneller wieder frei und könnten neu belegt werden. Auch eine bundesweit einheitliche Finanzierung würde den Betrieb des Frauenhauses erleichtern und in Zukunft sichern, heißt es von dem Verein.

Es fehlt viel mehr als nur freien Plätze und finanzielle Unterstützung

Aber es fehle nicht nur an freien Plätzen und finanzieller Unterstützung, finden die Mitglieder von „Frauen helfen Frauen“, für sie ist das Problem das Gewalt gegen Frauen noch nicht bei allen Menschen angekommen: Es gibt in Bezug auf Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Sensibilisierung noch immer viel zu tun. Gewalt komme in allen Schichten der Gesellschaft vor und so auch in unterschiedlichsten Familienmodellen, unabhängig von Herkunft und Religion, das wird jedoch in der breiten Öffentlichkeit häufig noch nicht so wahrgenommen.

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Daher sei es wichtig das Thema in den Alltag zu bringen. Frauen und Männer könnten sich beispielsweise solidarisieren, indem sie sich mit dem Thema befassen, das Thema diskutieren, in ihr Umfeld tragen. Auch die Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen zum Thema brächte die Möglichkeit mehr zu erfahren und ein aktives Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen.

Außerdem ist es wichtig Verständnis für betroffene Frauen aufzubringen: Auch wenn sie trotz Gewalt bei ihrem Partner oder Ehemann bleiben. Mögliche Gründe dafür könnten Abhängigkeitsverhältnisse, Schamgefühl und Angst sein. „Aber auch die Sorge die Familie zu verlieren oder zu entzweien, die gewohnte Umgebung oder sogar Kontakte hinter sich lassen zu müssen oder auch ganz einfach die Hoffnung, dass die Situation sich verändert und alles wieder besser wird“, heißt es vom Frauenhaus weiter. Wenn sich betroffene Frauen bereit fühlen, könne es helfen sich zu öffnen und jemandem anzuvertrauen. Ein erster Schritt aus dem gewalttätigen Umfeld kann auch bereits ein Anruf beim Frauenhaus sein.

>> HIER GIBT ES MEHR INFORMATIONEN

Das Frauenhaus freut sich über Unterstützung zum Beispiel in Form von aktiven oder passiven Mitgliedschaften im Verein „Frauen helfen Frauen“. Frauen, die sich aktiv einbringen möchten, können sich ebenfalls an das Frauenhaus wenden.

Das Frauenhaus ist erreichbar unter 02064/136 46 oder per Mail an .

Mehr Informationen gibt es außerdem online auf
www.frauenhaus-dinslaken.de.