Wesel. Die SPD macht sich für ein Frauenhaus stark. Unterstützt wird der Plan vom Sozialdienst katholischer Frauen und der Gleichstellungsbeauftragten.

Mit Moers und Dinslaken haben zwei Städte im Kreis Wesel bereits ein Frauenhaus. Doch sie müssen immer wieder Hilfesuchende abweisen, weil der Platz einfach nicht reicht. Nun startet die SPD einen Vorstoß, damit auch in Wesel eine solche Einrichtung für Frauen, die Opfer von häuslicher Gewalt geworden sind, eingerichtet wird. Das kündigt SPD-Chef Ludger Hovest an. Rückenwind erhält er von der Weseler Frauenbeauftragten Regina Lenneps und Anne Oderdorfer vom Sozialdienst katholischer Frauen in Wesel (SkF).

Der Verein kann sich auch gut vorstellen, die Trägerschaft für ein solches Haus zu übernehmen. Denn bundesweit betreibt der SkF mehrere Frauenhäuser, darunter auch das in Moers. In Wesel bietet der Verein seit 2001 eine Krisenwohnung, in der maximal zwei Frauen mit ihren Kindern bis zu drei Monate leben können, um nach ihrer Flucht aus der gewalttätigen Beziehung ein neues Leben aufbauen zu können. Diese Wohnung werde immer gut genutzt, berichtet Anne Oberdorfer.

Gewalt gegen Frauen ist weiterhin hoch - auch im Kreis Wesel

Doch es gibt darüber hinaus den Bedarf für ein Frauenhaus – auch in Wesel, ist sie sicher. „Die Gewalt gegen Frauen hat nicht abgenommen, sie ist weiterhin hoch“. So musste beispielsweise die Einrichtung in Moers 2018 81 Frauen aus Platzgründen ablehnen, 2019 waren es bis Ende Oktober schon 70.

Hier gibt’s Hilfe

Frauen, die daheim körperlicher oder seelischer Gewalt ausgesetzt sind, können sich im Notfall an das bundesweite Hilfetelefon wenden unter 08000 116 016. Das Beratungsangebot ist an 365 Tagen im Jahr besetzt.

Der Sozialdienst katholischer Frauen bietet außerdem einen anonymen Internet-Chat unter gewaltlos.de an.

Laut Zahlen des Bundeskriminalamtes sind 2018 mehr als 114.000 Frauen Opfer von häuslicher Gewalt geworden – für Bundesfamilienministerin Franziska Giffey eine schockierende Zahl. Daher hat der Bund ein Programm aufgelegt, das in den kommenden Jahren den Neu-, Aus- und Umbau von Frauenhäusern mit 120 Millionen Euro fördert.

Weseler Stadtrat soll im März über Vorschlag zum Frauenhaus entscheiden

Dieses Programm hat Ludger Hovest auf die Idee gebracht, auch in Wesel ein Haus einzurichten. „Wir haben häufiger schon darüber nachgedacht“, so Hovest. Mit den Fördergeldern könnte die Idee nun Wirklichkeit werden.

Allerdings könnte es ein längerer Weg werden bis zur Umsetzung: Zunächst will die SPD einen Antrag an den Stadtrat stellen. Das Gremium könnte dann in der Sitzung am 12. März beschließen, sich um die Teilnahme an dem Investitionsprogramm zu bemühen. Damit wären Mittel für die Einrichtung des Hauses zu einem großen Teil gesichert. Die laufenden Personalkosten werden jedoch vom Land finanziert und müssen dort beantragt werden.

SPD: Müssen mit Abgeordneten über ein Frauenhaus sprechen

Hovest: „Wir müssen unsere hiesigen Bundes- und Landtagsabgeordneten ansprechen und Lobbyarbeit betreiben.“ In diesem Jahr wird es nach seiner Einschätzung selbst bei Zustimmung von allen Seiten nicht mehr klappen. Doch es lohnt sich aus Sicht der Beteiligten, auf das Ausbauprogramm für Frauenhäuser zu setzen.

Die Chancen stehen gut: Ministerin Giffey hatte bei der Vorstellung der Initiative vor einigen Wochen betont, dass die Lücken im Netz der Frauenhäuser gerade in ländlichen Gebieten geschlossen werden müssen.