Dinslaken/Kreis Wesel. Das Coronavirus rückt näher. Die Menschen in Dinslaken decken sich mit Atemschutzmasken und Hygienereiniger ein.
Die Menschen in Dinslaken bereiten sich auf das Corona-Virus vor. Die Nachfrage nach Atemschutzmasken ist so groß, dass laut Apotheker Werner Heuking Lieferengpässe drohen. Auch im Supermarkt deckt sich der eine oder andere verstärkt mit haltbaren Lebensmitteln ein.
Menschen decken sich ein
Die Verkäuferin eines Supermarkts in Dinslaken berichtet von Hamsterkäufen. Diese seien den ganzen Tag Thema im Laden gewesen, Kunden haben sich darüber unterhalten, ein Kunde habe sich wegen der Furcht vor Corona mit Lebensmitteln für 260 Euro eingedeckt. Das ist womöglich auch eine Folge des Umgangs des Kreises Heinsberg mit dem Thema. Nachdem dort ein Ehepaar infiziert war, schloss der Kreis Schulen, Kitas, Schwimmbäder. Es gibt lange Schlangen vor Apotheken, die Supermärkte sind voll. Auch in den Supermärkten in Dinslaken greifen die Kunden verstärkt zu haltbaren Lebensmitteln wie Nudeln. Am Donnerstagabend gab es bereits fast leere Nudelregale in mehreren Geschäften.
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Verstärkte Nachfrage nach Atemschutzmasken und Hygienereiniger
Schon jetzt decken sich die Menschen in Dinslaken mit Mundschutz und Hygienereiniger für die Hände ein, berichtet Werner Heuking, Inhaber dreier Apotheken in Dinslaken und Sprecher des Apothekerverbands Nordrhein. Fünf bis zehn der kleinen Handhygiene-Fläschchen habe er zuvor im Monat verkauft, nun seien es 50 bis 100. Der hochwertigere Mundhygieneschutz sei ausverkauft, der preiswertere noch vorhanden. Dieser tauge auf jeden Fall dazu, dass man sich nicht selber aus Versehen in den Mund fasse.
Denn um eine Infektion zu vermeiden, sei es am wichtigsten, sich die möglichen Infektionswege bewusst zu machen und zu beachten: Das Virus könne nicht nur über Tröpfchen sondern auch über Flächen übertragen werden - Türklinken also, Bänder an Rolltreppen – „und wenn ich Tomaten aus China gekauft habe, weiß ich auch nicht, wer die zuvor angefasst hat“, so Heuking. Er mahnt vor allem, sich regelmäßig die Hände zu waschen.
Am Donnerstag waren die Desinfektions-Gels für die Hände in vielen Geschäften in Dinslaken vergriffen. Dafür stiegen online die Preise.
Dinslakener Reisebüros: Reisen werden umgebucht
Jürgen Lange-Flemming, Inhaber des Reisebüros „Flemming Reisen“ aus Dinslaken hofft, dass die Lage sich in einigen Wochen beruhigt hat. Das Corona-Virus hält die Mitarbeiter des Reisebüros derzeit kräftig auf Trab: Die Redereien hätten alle ihre Kreuzfahrtschiffe aus Asien zurückgeholt, „wir sind damit beschäftigt, die Reisenden auf andere Ziele umzubuchen“, so Lange-Flemming.
Schule sagt Skifreizeit ab
Für die Neuntklässer des Otto-Hahn-Gymnasiums hat das Corona-Virus bittere Folgen: Die Skifreizeit in Tirol wurde kurz vor der Abfahrt abgesagt. Am Freitag sollte die neunte Stufe nach Nauders in Tirol fahren. Besorgte Eltern haben Schulleiterin Astrid Weidler am Dienstag angesprochen: 50 Kilometer von dem Urlaubsort entfernt sei Corona ausgebrochen. Die Bezirksregierung überlässt die Entscheidung über die Absage von Klassenfahrten der Schulleitung in Absprache mit den Lehrkräften, die die Klasse begleiten.
Selbst wenn sich kein Schüler in Österreich mit Corona anstecke, bestehe die Gefahr, dass in der Region die Krankheit ausbreche und der Ort abgeriegelt werde, gab Schulleiterin Astrid Weidler im Vorfeld der Entscheidung zu bedenken. Es sei nicht auszuschließen, dass sich die Lage in Österreich zuspitzt und weitere Gebiete gesperrt werden, schrieb sie nun in einer Mail an die Eltern der betroffenen Schüler. „Das nur wenige Kilometer entfernte Südtirol hat sämtliche Schulen und Kitas geschlossen,“ die Schüler und Lehrer aus Dinslaken würden im Ernstfall „festsitzen“.
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In den vergangenen Jahren habe sich zudem gezeigt, dass immer einige wenige Schüler erkrankt seien: Husten, Schnupfen, Fieber, eine normale Erkältung. „Stellen Sie sich nun die Sorge vor, die Sie empfinden, wenn Sie entfernt von Ihrem Kind sind und auf Nachricht warten, ob hier eine Infizierung mit dem Virus vorliegt oder nicht.“ Das enge Gruppenleben vor Ort würde „die Situation dramatisieren“ wenn eine Ansteckung vorläge.
Coronavirus: Keine offizielle Reisewarnung für Österreich
Da es keine offizielle Reisewarnung für Österreich gebe, werden diejenigen, die keine private Reiserücktrittversicherung abgeschlossen haben, auf Kosten sitzen bleiben. Die Schule sei in Gesprächen mit dem Reiseveranstalter, macht sich aber aus juristischen Gründen wenig Hoffnung auf Zugeständnisse.
Es gebe Überlegungen, ein Gruppenerlebnis wie die Skifahrt vor dem Eintritt in die Oberstufe oder kurz danach nachzuholen. Die Schulleiterin bedauert: Die Entscheidung bedeute für viele Familien eine „herbe Enttäuschung“ und einen finanziellen Verlust: Dennoch „entscheidet letztlich der Schutz und die Gesundheit“ der Kinder und Kollegen.
Die Ernst-Barlach-Gesamtschule plant für April eine Sprachreise nach Rom. Auch hier seien Eltern beunruhigt, berichtet Schulleiter Ulrich Wangerin. Die Schule warte die weitere Entwicklung ab.
Ständig auf Reisen - und dennoch ganz gelassen
Einer der ständig dienstlich auf Reisen ist, aber dennoch gelassen bleibt, ist Guido Glowacki aus Dinslaken. Der 50-Jährige ist Service Engineer bei der Xstrahl GmbH und deswegen etwa die Hälfte des Jahres auf allen Kontinenten unterwegs. Als er vor wenigen Tagen auf Facebook – Guido Glowacki ist Admin der Facebookgruppe „Wenn Du in Dinslaken aufgewachsen bist ...“ mit mehr als 12.000 Mitgliedern – postete, dass er nach Mailand und Trentino unterwegs war, reagierten die Freunde besorgt.
Guido Glowacki selbst hat keine Angst vor Ansteckung: „Panikmache hilft niemandem weiter, es werden auf jeden Fall mehr Fälle werden“, sagt er. Besondere Schutzmaßnahmen treffe er nicht – abgesehen von der normalen Handhygiene. Einen Mundschutz trage er nur nur in bestimmten Forschungseinrichtungen, bei denen es die Vorschriften verlangen – zum Schutz der Geräte, nicht der Besucher. Bei der Ankunft am Flughafen Mailand sei seine Temperatur gemessen worden, auf dem Rückflug nicht, „auch nicht in Düsseldorf“, wundert er sich. Kommende Woche muss er wieder nach Trentino. Und demnächst nach Bangkok.
So verfahren die Krankenhäuser im Ernstfall
In den Krankenhäusern melden sich zunehmend Menschen, die verunsichert sind und sich auf das Corona-Virus testen lassen wollen, so der GFO-Verbund, zu dem auch das St. Vinzenz Hospital Dinslaken gehört. Die Kliniken seien gut auf Infektionskrankheiten vorbereitet, der Verbund verfüge über einen professionell aufgestellten Zentralbereich Hygiene und Infektiologie und befinde sich im ständigen Austausch mit dem Robert-Koch-Institut (RKI). Es gebe regelmäßige Task Force-Sitzungen zum Thema „Infektionskrankheiten“.
Das St. Vinzenz-Hospital habe sich frühzeitig mit Atemschutzmasken und Schutzkleidung eingedeckt, so Matthias Ruß, Sprecher des Hospitals. Durch den Ausbau des Krankenhauses verfüge dieses nun über fünf Stationen, die in kürzester Zeit in Isolierstationen umgewandelt werden könnten.
Evangelisches Krankenhaus hat Richtlinienpläne aufgefrischt
Auch das evangelische Krankenhaus hält Ausrüstung für den Fall der Fälle vor. „Wir sind immer auf solche Fälle vorbereitet“, so Dr. Stefan Simon, Hygienebeauftragter des Klinikverbundes Evangelisches Klinikum Niederrhein, dem das Krankenhaus in Dinslaken angehört.
Die Richtlinienpläne seien den Mitarbeitern aus aktuellem Anlass nochmals ins Gedächtnis gerufen worden. Bei der Anmeldung in der Notaufnahme werde die erste Einschätzung des Patienten vorgenommen. „Haben Sie Kontakt zu Risikogebieten gehabt oder zu jemandem der aus Risikogebieten kam?“
Wenn ein Patient diese Fragen bejaht und entsprechende Symptome zeige, werde er in einen separaten Bereich der Notaufnahme geführt, ein Arzt werde hinzu gebeten und die Diagnostik veranlasst. Dabei werde nicht nur auf Corona sondern auch auf andere Atemwegserkrankungen getestet. Sollte sich ein Corona-Verdacht bestätigen, werde das Gesundheitsamt informiert. Im Krankenhaus stünden Isolierzimmer mit spezieller Belüftung zur Verfügung.
Das rät der Kreis Wesel
Der Kreis Wesel rät: Der erste Ansprechpartner für Bürgerinnen und Bürger ist der eigene Hausarzt/die eigene Hausärztin. Hierbei sollte man diesen zunächst telefonisch kontaktieren und die weiteren Schritte abklären.