Voerde. Die Comenius-Gesamtschule hat auf dem Weg zum Abitur Halbzeit. Bei dem aus diesem Anlass veranstalteten Empfang gab es eine Bitte an die Politik.

Die noch im Aufbau befindliche Comenius-Gesamtschule – mit den Jahrgängen fünf bis neun – hat sozusagen Halbzeit, wie deren Leiterin Ulrike Reinartz es formuliert. Vor viereinhalb Jahren ging sie an den Start – und in viereinhalb Jahren werden die ersten dort ihr Abitur machen. Ein guter Anlass, zu einem Neujahrsempfang in das Foyer des ehemaligen Neubaus der Realschule einzuladen, in den die Gesamtschule in den vergangenen zwei Jahren Zug um Zug gezogen ist, und dort im Beisein von Vertretern der Stadt, Politik, Eltern, Schüler, Lehrer und des Fördervereins einen Blick auf die Gegenwart und die Zukunft zu nehmen.

Aktuell besuchen 700 Schülerinnen und Schüler die Comenius-Gesamtschule, mehr als 60 Lehrerinnen und Lehrer sind dort tätig. Wie andere ist auch sie vom allgemeinen Lehrermangel betroffen. Nicht vorhandene Sonderpädagogen nennt Reinartz als ein weiteres Manko, mit dem sich ihre Schule konfrontiert sieht und nicht alleine dasteht.

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In eineinhalb Jahren werden die ersten die Comenius-Gesamtschule mit einem Haupt- oder mittleren Schulabschluss verlassen, etwa ein Drittel des betreffenden Jahrgangs wird die gymnasiale Oberstufe besuchen. Man wolle auf beides vorbereiten – auf das Berufsleben und den Schritt in Richtung Abitur, wie Reinartz erklärte.

Wie in den Anfängen bei der Sekundarstufe I schaue die Comenius-Gesamtschule auch bei der Planung der Oberstufe hin, wie andere Schulen es machen. In Planung ist eine Kooperation mit dem Gymnasium Voerde. „Das schafft weitere Wahlmöglichkeiten“, erläuterte Reinartz nach ihrer Rede zum Neujahrsempfang im Gespräch mit der NRZ.

Große Räumlichkeit fehlt an der Gesamtschule derzeit

In eineinhalb Jahren werde auch der Umbau des alten Gebäudeteils fertig sein, an dem inzwischen einige der neuen Fenster eingebaut sind. Die Schulleiterin verhehlte nicht, dass die Aufenthaltsmöglichkeiten im Nachmittagsbereich, für Schülerversammlungen etc. wegen noch fehlender großer Raumkapazitäten beschränkt sind – was aus den Reihen der Schüler wenig später bestätigt wurde und weshalb der Neujahrsempfang am Freitagmittag im Foyer des früheren Realschul-Neubaus stattfand. „Wir kommen klar“, befand Ulrike Reinartz nichtsdestotrotz und versicherte: „Wir halten durch!“

In ihrer Rede ging sie auch auf das pädagogische Konzept ein: An der Comenius-Gesamtschule in Voerde ist die Arbeit in „Lernbüros“ in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch in zwei von vier Fachstunden ein fester Bestandteil des Lehrplans. In den Klassen fünf und sechs würden die Schüler in kleinerer Form darauf vorbereitet, ab der siebten Klasse gehe es dann richtig los. Anhand vorgegebener Lernpfade erarbeiten die Schüler den Lernstoff.

Dass sie dies „in ihrem eigenen Tempo“ und selbstständig tun können, das schätze sie an dieser Art des Lernens, sagte eine Schülerin auf eine Nachfrage aus den Reihen der Gäste beim Neujahrsempfang. Mit diesem Konzept, das auch attraktiv für neue Lehrkräfte sei, werde der Heterogenität der Schülerschaft Rechnung getragen. Darüber hinaus gehe es um Selbstständigkeit und die Übernahme von Verantwortung für das eigene Lernen, erklärte Reinartz.

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Ziel sei es auch, die Schüler auf die digitale Welt vorzubereiten. Bürgermeister Dirk Haarmann erkundigte sich in Richtung der Schüler, die sich für Nachfragen der Gäste zur Verfügung stellten, nach dem Einsatz von Activeboards. Die digitalen Tafeln würden das Lernen erleichtern, die Lehrer könnten sich damit besser auf den Unterricht vorbereiten, lauteten die Antworten.

Appell: Schule aus „Höhen und Tiefen des Kommunalwahlkampfs“ herauslassen

Auch wurde den Besuchern des Neujahrsempfangs ein kurzer Film präsentiert, in dem sich die Comenius-Gesamtschule vorstellt und etwa auf das Konzept der Lernbüros und das Fach Glück eingegangen wird. Für die Stadt informierte Alexandra Bednarczyk über den laufenden Umbau des alten Gebäudeteils und der stellvertretende Schulleiter Werner Brücker wies auf die neuen räumlichen Möglichkeiten nach Fertigstellung des Baus hin – „wir sind gespannt“.

Mit einem dringenden Appell an die Politik hatte vor den Fragen an die Schüler und vor der Filmvorführung Ulrike Reinartz das Ende ihrer Rede eingeleitet: Sie bat darum, ihre Schule aus den „Höhen und Tiefen des Kommunalwahlkampfs“ herauszulassen. Vielmehr warb sie dafür, diese als Förderer und Forderer zu unterstützen. Eine Möglichkeit dazu sieht Reinartz etwa darin, beim Knüpfen von Kooperationen mit Voerder und regionalen Unternehmen zu helfen. Daran sei die Comenius-Gesamtschule sehr interessiert.