Voerde. Unbesetzte Lehrerstellen, fehlende Sonderpädagogen – laut Schuldezernent steht die Comenius-Gesamtschule Voerde damit im Land nicht alleine.

Die Botschaft des schulfachlichen Dezernenten bei der Bezirksregierung Düsseldorf war unter dem Strich die: Unbesetzte Lehrerstellen, daraus folgende Unterrichtszeitverkürzungen und fehlende Sonderpädagogen für die Förderung von Kindern mit entsprechendem Bedarf – all dies sind Probleme, mit denen die vor vier Jahren in Voerde gegründete und noch im Aufbau befindliche Comenius-Gesamtschule nicht alleine dasteht. Peter Jigalin, der auf Initiative der WGV im Schulausschuss Rede und Antwort stand, untermauerte dies mit Zahlen: Mit einer Stellenbesetzungsquote von 97,19 Prozent weiche die Comenius-Gesamtschule nur marginal von dem aktuell im Bereich der Bezirksregierung Düsseldorf erzielten Wert von 97,61 ab. Das Bemessen der Lehrerzahl in NRW monierte die Schulausschussvorsitzende Ulrike Schwarz (SPD). Selbst 100 Prozent reichten nicht aus, um die volle Stundentafel zu fahren.

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Das Engagement dreier ihrer Lehrer im Vorbereitungsteam für die geplante Gesamtschule in Hiesfeld soll sich für die Voerder Gesamtschule nicht negativ auswirken. Für sie gehe keine Stunde verloren, wenn die Lehrkräfte ab März 2020 für ihren Fremdeinsatz freigestellt werden, versicherte Jigalin.

Dezernent zum Thema Sonderpädagogen: Keine Bewerber auf dem Markt

Auch beim Blick auf die Zahl der nicht besetzten Stellen an Sonderpädagogen sieht er in Voerde im Vergleich zu anderen Gesamtschulen keine Ausreißer nach oben. Die Comenius-Gesamtschule hat der Bezirksregierung zufolge zurzeit einen Bedarf von 5,68 Stellen für die Inklusion. Davon seien 2,16 Stellenanteile besetzt. „Die Unterdeckung ist absolut nicht befriedigend“, räumte der Dezernent ein. Im Vergleich zu anderen Schulen des Gemeinsamen Lernens aber sei die Versorgung in Voerde „nicht unfair oder herausragend besonders“. Wer sich nun frage, wie die Schulaufsicht in Düsseldorf eine solche Unterdeckung gerade für Kinder mit Lernschwierigkeiten zulassen könne, dem antwortet Jigalin: „Diese Kollegen sind nicht auf dem Markt. Das wird sich auch nicht sehr stark verbessern.“

Für die Schulausschussvorsitzende Schwarz wurde der „Mangel“ mit der Entscheidung der schwarz-gelben NRW-Koalition, für das Gemeinsame Lernen Schwerpunktschulen zu bilden, „konzentriert“. Es sei traurig, dass die gesellschaftlich gewollte Inklusion nun so einen Weg nehme.

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Der Vertreter der Schulaufsicht in Düsseldorf berichtete von Versuchen, andere Köpfe zu gewinnen, mit deren Hilfe die Ressourcen für die Kinder mit Lernproblemen verstärkt werden könnten. Wie die Behörde im Vorfeld der Ausschusssitzung auf Anfrage der NRZ mitteilte, sind zum kommenden Lehrereinstellungsverfahren (1. Februar 2020) zwei Sonderpädagogenstellen in der Ausschreibung. Im Bereich der Inklusion könnten dauerhaft auch Personen anderer Lehrämter eingesetzt werden. Eine solche Stelle sei – zusätzlich zu den beiden für Sonderpädagogik – für die Comenius-Gesamtschule in Voerde ebenfalls in der Ausschreibung. Dezernent Peter Jigalin allerdings mahnte, nachdem ihn WGV-Fraktionschef Christian Garden nach Möglichkeiten, „da etwas zu kompensieren“, gefragt hatte, nicht alle Sonderpädagogenstellen zu öffnen und diese mit Lehrern zu besetzen. Damit werde man den Kindern nicht gerecht.

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Wie sich nicht besetzte Lehrerstellen in der Comenius-Gesamtschule ganz real bemerkbar machen, wurde durch Äußerungen aus den Reihen der Politik deutlich. Von nicht erteiltem Niederländisch-Unterricht oder einem Brief aus der Elternschaft, die sich massiv über eine schlecht ausgefallene Mathearbeit beschwert habe und dafür nicht gegebenen Unterricht verantwortlich mache, war da etwa die Rede. Der Dezernent aus Düsseldorf machte deutlich, dass Eltern an anderen Gesamtschulen ähnliches berichteten. Ulrike Reinartz, Leiterin der Voerder Gesamtschule, versicherte, dass versucht werde, die Folgen des Lehrermangels so gut wie möglich aufzufangen. „Ich meine, dass wir das, was wir als Schule tun können, auch tun.“

Verpackte Kritik an Nachbarschule in Hünxe

Es sei „ein generelles Problem mit dem Lehrermangel, der im Land NRW herrscht, und damit auch bei uns in Voerde“, bilanzierte die Schulausschussvorsitzende Schwarz. Sie machte den Wunsch der Stadt deutlich, dass die Gesamtschule so gut wie möglich ausgestattet ist, stehe sie doch noch immer in Konkurrenz zur Gesamtschule in Hünxe. Die schaffe es auf eine ganz besondere Art und Weise, Schüler aus Voerde zu rekrutieren, bemerkte Schwarz vielsagend, ohne ins Detail zu gehen.