Voerde. Die Stadt muss wegen vor Jahrzehnten begangener Mängel für die Gesamtschulsanierung mehr zahlen. Vorsorglich plant sie dafür 7,5 Mio. Euro ein.
Bislang hält sich die Stadt mit einer endgültigen Aussage darüber, wie hoch die Mehrkosten auf der Baustelle am alten Gebäude der Comenius-Gesamtschule ausfallen werden, zurück und argumentiert mit letzten laufenden Ausschreibungen. Ein Blick in den Haushalt 2020 aber lässt erahnen, in welchem Rahmen sich der finanzielle Aufwand für die Behebung der während der laufenden Sanierung entdeckten eklatanten Baumängel, zu denen es bei der Errichtung des Gebäudes vor mehr als 40 Jahren gekommen war (die NRZ berichtete), womöglich bewegen wird: 18 Mio. Euro insgesamt sind bis einschließlich 2021 an Finanzmitteln für die Baumaßnahme vorsorglich eingeplant – die Verwaltung war ursprünglich, lange vor der Entdeckung des Baupfuschs einmal von 10,5 Mio. Euro ausgegangen.
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Dass es am Ende tatsächlich 7,5 Mio. Euro mehr sein werden, davon geht man im Rathaus nicht aus. Kämmerer Jürgen Hülser sprach bereits bei der Einbringung des Haushalts Anfang Dezember im Stadtrat davon, aus „Vorsichtsgründen“ und um eine „reibungslose“ Abwicklung des Großprojekts zu gewährleisten, eine solche Summe im Etat vorzusehen. Er rechnet nicht damit, dass der Betrag in dieser Höhe am Ende auch gebraucht werde, erklärt Hülser jetzt auf Nachfrage der NRZ. Bürgermeister Dirk Haarmann betont, dass es sich dabei nicht um den Wert handele, der aufgrund der jetzigen Ausschreibungen kalkuliert werde, vielmehr habe die Stadt einen „deutlichen Puffer“ oben drauf gesetzt. Der Betrag stelle den „maximalen“ Rahmen dar, „ohne dass wir sagen, es werden 18 Mio. Euro“. Sollte es aber noch Überraschungen geben, „wovon wir nicht ausgehen, müssten wir damit auf jeden Fall klar kommen“, führt Haarmann weiter aus.
Stadt: Damalige bauausführende Firma existiert nicht mehr
Dass die Stadt auf den Mehrkosten in mindestens mittlerer einstelliger Millionenhöhe – so viel dürfte, wie der Kämmerer bestätigt, klar sein – sitzen bleibt, weil die bauausführende Firma ihrer Auskunft nach nicht mehr existiert, findet Voerdes Bürgermeister selbstredend ärgerlich. Doch selbst wenn damals Verantwortliche heute ausgemacht werden könnten und diese noch leben würden, seien die Dinge längst verjährt, gibt Haarmann zu bedenken. Auf die Frage, wie verheerende Mängel bei einer Bauabnahme durch die Stadt übersehen werden konnten, stellt er fest, sich nicht in irgendeiner Form anmaßen zu wollen, die Sache zu bewerten, da er weder die Akten noch die vor mehr als 40 Jahren handelnden Personen kenne.
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Der Altbau der Gesamtschule ist nicht der einzige Fall, bei dem die Stadt in jüngerer Vergangenheit böse Überraschungen erlebte. Es sei hier an die Dreifachturnhalle am Gymnasium in Friedrichsfeld erinnert: Während der vor wenigen Jahren erfolgten Arbeiten zur Sanierung von Dach und Fassade wurden massive Brandschutzmängel entdeckt und es stellte sich heraus, dass die Substanz des Gebäudes von Grund auf bearbeitet werden musste. Der Bau stammt aus der gleichen Zeit wie der heute in der Sanierung befindliche alte Trakt der Gesamtschule. Die Sporthalle wurde 1972 errichtet. Schon damals habe das Gebäude „keinen bauordnungsrechtlich abnahmefähigen“ Zustand gehabt, diesen habe man im Nachhinein nun „aufwendig und kleinteilig“ herstellen müssen, konstatierte die Verwaltung fast 45 Jahre später.
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Man könne nur schauen, die Verwaltung und die Prozesse so aufzustellen, dass solche Fälle für jetzt und die Zukunft ausgeschlossen werden, erklärt Haarmann. Aufgrund der engmaschigeren Kontrollen gehe er davon aus, dass die Dinge heute erkannt würden. Doch auch diese Erkenntnis nutze im Nachhinein gar nichts. „Ich bin nur froh, dass heutzutage solche Bauwerke anders und viel intensiver begleitet werden, als das früher der Fall war.“ Haarmann verweist auf das Beispiel Hallenbad, in dem entdeckte Schadstoffe beseitigt werden mussten: Erst wenn alle Prüfverfahren ein positives Ergebnis ergeben, auch in Sachen Schadstoffuntersuchung und allem, was dazu gehöre, erst wenn alles abgenommen sei und alle Sicherheitsroutinen erfüllt seien, nehme die Stadt eine solche Einrichtung wieder in Betrieb – auch wenn es dann vielleicht mal etwas länger dauere. „Aber dafür ist es dann auch gründlich.“