Dinslaken. . Die Videothek „World of Video“ am Neutor ist die einzige im Kreis Wesel. Inhaber Carsten Thunke feiert in diesem Jahr das 20-jährige Bestehen.

Am Neutor gibt es ihn noch, einen von deutschlandweit 400 Vertretern einer „aussterbenden Branche“, den einzigen Verbliebenen im Kreis Wesel: Eine Videothek. In diesem Jahr besteht „World of Video“ hier seit 20 Jahren.

Carsten Thunke sitzt ganz entspannt in der Videothek. In seinem zweiten Wohnzimmer, könnte man sagen. Umgeben ist er von Tausenden von Filmen und rund 250 Videospielen. Thunke ist seit April 2016 Inhaber der Videothek direkt gegenüber der Lichtburg. Bereits seit 15 Jahren arbeitet der Geschäftsführer dort. „Damals war der Reiz, hier zu arbeiten, dass man umsonst Filme mit nach Hause nehmen konnte. Ich glaube, das ist bei meinen Mitarbeitern heute auch noch so“, sagt Thunke und schmunzelt.

Von VHS zu DVD zu Blu-Ray-Disc

Als er in der Videothek angefangen hat, fand gerade der Übergang von VHS-Kassetten zu DVDs statt. „Wir haben die kompletten Bestände verkauft, das waren bestimmt 5000 bis 8000 Kassetten, aber alle haben ihren Platz gefunden“, erinnert sich Thunke. Mittlerweile findet ein schleichender Übergang von DVDs zu Blu-Ray-Discs statt. „Das Verhältnis ist in etwa 50 zu 50“, schätzt der Geschäftsinhaber. Als die Videothek gegründet wurde, war sie noch Teil einer Kette mit 50 Filialen. „Mittlerweile sind die alle selbstständig oder existieren nicht mehr“, sagt Carsten Thunke.

Als die Videothek hier eröffnet wurde, habe es noch weitere drei in Dinslaken gegeben, erinnert sich der Film-Fan, der „eigentlich alles“ guckt „außer Horror“, aber den Thriller „Sieben“ als seinen Lieblingsfilm nennt. Mittlerweile ist „World of Video“ die einzig verbliebene Videothek im ganzen Kreis Wesel, die nächste befindet sich in Oberhausen an der Turbinenhalle.

Durch Streaming-Dienste geht Kundenzuspruch zurück

Doch durch die immer präsenteren Streaming-Dienste wie Netflix oder Amazon Prime geht der Kundenzuspruch immer weiter zurück. „Anfang der 2000er hatten wir noch sehr viele Kunden, seit 2010 werden es immer weniger, aber wir haben immer noch an die 300 Neukunden im Jahr“, sagt Thunke. In seiner Anfangszeit habe man vor allem an Wochenenden richtig viel zu tun gehabt und teilweise mit fünf Mitarbeitern „geackert“, heute könne man die Arbeit entspannt mit zwei Personen bewältigen. 90 Prozent der Arbeit fielen am Wochenende an, sagt Thunke. Viele Kunden nähmen zum Beispiel das Angebot wahr, für zehn Euro von Samstag bis Montag fünf Filme auszuleihen.

Dass sich die Videothek immer noch halten kann, sieht der Inhaber in mehreren Faktoren begründet: „Wir haben eine sehr gute Lage mit dem Parkplatz vor der Tür, freundliches Personal und wir gehen auf die Kundenwünsche ein.“ Beispielsweise würden nicht vorrätige Filme bestellt, wenn ein Kunde danach fragt.

Auf den 470 Quadratmetern gibt es 10 000 Filme

Bei den Blockbustern ordert Thunke 20 Exemplare zur Leihe, die an den ersten Wochenenden nach Erscheinen meist komplett vergriffen sind. „Da könnten wir den Film manchmal auch 50 Mal herausgeben. Art-House-Filme, die weniger Leute anziehen, bestellt der Geschäftsführer lediglich ein bis zwei Mal. Insgesamt habe er 10 000 Filme auf den 470 Quadratmetern des Geschäfts, davon etwa 4000 verschiedene. Dazu kommen 250 Videospiele, davon etwa 150 für die Playstation 4.

Wirkliche „Ladenhüter“ hat Thunke nicht. „Aber bei den Serien wird es immer weniger, da bestelle ich auch nur noch die ,großen’ Sachen, da kommen wir mit den Streaming-Portalen nicht mit“, räumt er ein. „Wir haben eigentlich niemanden, der hier reinkommt und nichts mitnimmt“, sagt er nicht ohne Stolz. Teilweise würden sogar Kunden aus Moers, Duisburg oder Düsseldorf kommen und bis zu 20 (gebrauchte) Filme kaufen, die man teilweise für nur einen Euro erwerben kann.