Hünxe. Angesichts des erneuten Risses in Hünxe prüft das Umweltministerium erneut, ob Gloria ein Problemwolf ist. Neues Gesetz erleichtert den Abschuss.

Wird Wölfin Gloria zum Problemwolf erklärt? Das Umweltministerium prüft derzeit intensiv die Häufung aktueller Nutztierrisse im Wolfsgebiet Schermbeck und einen möglichen Zusammenhang mit der Wölfin GW954f vor dem Hintergrund der neuen Gesetzgebung des Bundes zum Umgang mit potenziell problematischen Wölfen.

„Im Lichte der neuen Gesetzgebung des Bundes erneut bewerten“

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„Sollte sich herausstellen, dass bei den aktuellen Rissen erneut die Wölfin GW 954f beteiligt war und in den Haltungen der empfohlene erweiterte Herdenschutz umgesetzt wurde, werden wir dies im Lichte der neuen Gesetzgebung des Bundes erneut bewerten“, sagte Umweltministerin Ursula Heinen-Esser.

In der Nacht zu Donnerstag wurde – wie berichtet - erneut ein Tier des Schäfers Kurt Opriel am Hohen Wardtweg in Hünxe gerissen. Zurzeit wird der Riss durch das Landesumweltamt (Lanuv) geprüft und bewertet, Genetikproben wurden genommen. In die Gesamtbewertung fließen auch die ebenfalls noch ausstehenden abschließenden Prüfungen und Bewertungen der Nutztierrisse im November im Wolfsgebiet Schermbeck ein.

Für den Abschuss genügen nun „ernste“ statt „erheblicher“ wirtschaftlicher Schäden

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Am Donnerstag hatte der Bundestag ein Gesetz beschlossen, wonach die Prüfkriterien für eine potenzielle Entnahme problematischer Wölfe zum Schutz von Schafen und anderen Weidetieren gelockert wurden. Die Neuregelung gibt vor, dass unter bestimmten Bedingungen bereits „ernste wirtschaftliche Schäden“ für eine Bewertung eines auffälligen Wolfes relevant sind und Grundlage für eine mögliche Entnahme darstellen könnten.

Bislang war an dieser Stelle nur von „erheblichen“ Schäden die Rede. Der Unterschied: Die Risse müssen keine „unzumutbare Belastung“ und vor allem keine „Existenzgefährdung“ des betroffenen Betriebs mehr darstellen.

Wie das im Einzelfall zu bewerten ist, werden wohl Gerichte entscheiden, so Lanuv-Sprecher Wilhelm Deitermann. Denn dort würde der Fall sicher landen – egal ob eine Entscheidung für oder gegen den Abschuss fällt.

Es gibt keinen „hundertprozentigen Schutz gegen Wolf-Übergriffe“

Laut Umweltmisterium gebe es keinen „hundertprozentigen Schutz gegen Wolf-Übergriffe auf Weidetiere“ Funktionierende Elektrozäune aber würden „die Zahl erfolgreicher Wolfsübergriffe erheblich“ senken. Davon allerdings merkt Kurt Opriel wenig. Der Bock, der in der Nacht zu Donnerstag auf seiner Weide gerissen wurde, war bereits das 20. Schaf aus seinem Bestand von etwa 200 Tieren, das mutmaßlich der Wölfin zum Opfer gefallen ist. Die genetische Prüfung steht noch aus – die vorherigen Risse bei Opriel im November gehen nachweislich auf „Glorias“ Konto.

Warum werden immer Opriels Schafe heimgesucht?

Warum die Wölfin immer wieder die Schafe von Opriel heimsucht? Generell sei das kein ungewöhnliches Verhalten für einen Wolf, erläutert der Sprecher des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz, Wilhelm Deitermann, dorthin zurückzukehren, wo er schon einmal erfolgreich war. Ob der Herdenschutz des Schäfers nicht ausreichend sei, dazu kann Deitermann nicht sagen.

Eines der getöteten Schafe bei Opriel.
Eines der getöteten Schafe bei Opriel. © PR | Privat

Die Großschäfereien in der Umgebung hätten ihren Herden Schutzhunde zur Seite gestellt oder würden die Schafe in Ställen halten und nur tagsüber für wenige Stunden auf die Weide lassen, so erklärt sich Opriel, dass der Wolf immer wieder seine Tiere anfällt. „Ich habe aber mehrere Herden, würde also acht bis neun Hütehunde benötigen“, so Opriel. Das sei nicht nur ein Kosten- sondern auch ein Zeitfaktor. „Um solche Tiere muss man sich ja auch kümmern, da genügt es ja nicht, nur Futter hinzustellen“, so der Schäfer. Und Ställe für alle seine Weiden seien auch nicht mal eben gebaut.

Schäfer fordert Vergrämung

Die Wölfin - falls diese für den erneuten Riss am Hohen Wardtweg verantwortlich ist – habe einen 1,22 Meter hohen Zaun überwunden, sagt Kurt Opriel. Die Kratzspuren, die mutmaßlich vor dem Sprung entstanden seien, seien auf der Wiese zu sehen, so der Schäfer. Opriel ist der Meinung, dass Gloria gelernt hat, solche Hindernisse zu überwinden. Er hat nicht den Abschuss aber die Vergrämung der Wölfin beantragt.